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Dr. Benigna Gerisch: Psychoanalytische Hypothesen zu Dostojewskijs „Die Sanfte“

Dr.Gerisch,B.
Die Lübecker Stadtbibliothek lädt in Kooperation mit der Deutschen Dostojewskij Gesellschaft am Donnerstag, 5. Juni 2008, um 19 Uhr zum Vortrag in den Scharbausaal, Hundestraße 5-17, ein: Dr. Benigna Gerisch aus Hamburg stellt unter dem Titel „Sie war der einzige Mensch, den ich für mich vorbereitete“ psychoanalytische Hypothesen zur Novelle „Die Sanfte“ von F. M. Dostojewskij vor.

Foto ü/Vandenhoeck&Ruprecht (siehe Buchtitel Textende) Frauen, so die traurige Bilanz, unternehmen doppelt so häufig Suizidversuche wie Männer, während Männer, umgekehrt, doppelt so häufig einen Suizid begehen. Demgegenüber zeigt ein Blick auf die Forschung, dass in dieser das Ausmaß der weiblichen Suizidproblematik selten eigens, das heißt ohne den Vergleich mit Männern abgehandelt wird und der Fachdiskurs bisher kaum über die Reproduktion von Geschlechterrollenstereotypen und biologistischen Vorannahmen hinausgekommen ist.

Auch in der großen Weltliteratur treffen wir auf ein ähnliches Bild: Hier lassen männliche Autoren ihre zumeist weibliche Protagonistin den Tod durch eigene Hand sterben, wenn wir zum Beispiel an Romane wie Anna Karenina oder Madame Bovary denken. Mit der kleinen, hoch verdichteten Novelle „Die Sanfte“ liegt uns ein weiterer Text eines großen Autors, Dostojewskij, vor, in dem der Suizid einer Frau aus der Perspektive des Ehemannes rekonstruiert wird. Im Vortrag soll aus psychoanalytisch-literaturwissenschaftlicher Perspektive untersucht werden, wie diese Rekonstruktion ausgefaltet wird und ob sie vielleicht über klischeehafte Mythenbildungen zur Suizidalität von Frauen hinausgeht.

Kurzbiographie Dr. Benigna Gerisch:
PD Dr. phil. Benigna Gerisch, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Familientherapeutin, Psychoanalytikerin (DPV/IPA). Studium der Psychologie und Literaturwissenschaft in Hamburg. Promotion zum Dr. phil. mit dem Thema „Suizidalität bei Frauen – Mythos und Realität: eine kritische Analyse“, 1998 erschienen bei edition diskord. Habilitation am Fachbereich Medizin mit dem Thema „Zum psychoanalytischen Verständnis der Suizidalität bei Frauen“, erschienen 2003 bei Vandenhoeck & Ruprecht unter dem Titel: „Die suizidale Frau – Psychoanalytische Betrachtungen zur Genese“. Seit 1990 tätig als Psychotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Therapiezentrum für Suizidgefährdete am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Leitung des Arbeitsschwerpunktes: „Interdisziplinäre psychoanalytische Genderforschung und Suizidalität“. Und tätig als Psychoanalytikerin in eigener Praxis. Lehrtätigkeit am FB Medizin und den Gender Studies; Implementierung der interdisziplinären Seminarreihe „Körper-Pathologie-Zeit-Gender“ gemeinsam mit Prof. Dr. Vera King an der Universität Hamburg. Dozentin, Supervisorin und Lehrtherapeutin am Adolf-Ernst-Meyer-Institut für Psychotherapie. Associate Member of the Editorial Board des International Journal of Psychoanalysis; 2000 Verleihung des DPV-Nachwuchspreises. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zur Suizidalität und Geschlechterdifferenz, psychoanalytische Studien zur Suizidalität in der Belletristik, im Film und Theater. Zuletzt erschienen: „Ein Denken das zum Sterben führt:“ Selbsttötung – Das Tabu und seine Brüche, interdisziplinäre Studien zur Selbsttötung, 2004, Vandenhoeck& Ruprecht gemeinsam mit Ines Kappert und Georg Fiedler.

Ein Denken, das zum Sterben führt
Selbsttötung – das Tabu und seine Brüche
1. Auflage 2004
200 Seiten, kartoniert
15,90 ¤ [D]
ISBN 978-3-525-45903-4
Vandenhoeck&Ruprecht