Europäische Gewerkschafter fordern bessere Rahmenbedingungen für Spezialschiffbau
Die europäischen Werften konzentrieren sich zunehmend auf den Spezialschiffbau: Chancen auf dem Weltmarkt gibt es für sie vor allem im Bau von Fähren, Yachten, Passagierschiffen und Offshore-Spezialschiffen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) im Auftrag des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes IndustriAll, dessen Sektorausschuss Schiffbau sich zu einer zweitägigen Konferenz (30.9./1.10.) in Bremen getroffen hat.
„Für den Spezialschiffbau hat Europa mit seinen Werften, Zulieferern und Forschungseinrichtungen gute Voraussetzungen“, sagte Heino Bade von der IG Metall Küste, der auch Vorsitzender des Europäischen Schiffbauausschusses ist. „Das Motto der Unternehmen muss ‚besser statt billiger‘ heißen, sonst werden sie in dem häufig ruinösen Wettbewerb auf dem Weltmarkt nicht bestehen.“ Von den Regierungen forderte der Gewerkschafter, Innovationen im Schiffbau durch spezielle Programme stärker zu unterstützen. „Die Staaten müssen auch die Rahmenbedingungen für Finanzierungen im Großanlagenbau sicherstellen.“
Im Spezialschiffbau sind die europäischen Werften nach wie vor von großer Bedeutung: Fast ausschließlich in europäischer Hand ist der Bau von Kreuzfahrtschiffen. Nach der Übernahme der Werft im finnischen Turku und weiteren Aufträgen ist die Meyer Werft die Unternehmensgruppe mit dem am besten gefüllten Auftragsbuch. Über 40 Prozent des weltweiten Auftragsvolumens entfällt auf Meyer. Fincantieri in Italien und STX France teilen sich weitere 50 Prozent der Aufträge. „Diese Kompetenzen des europäischen Schiffbaus müssen erhalten bleiben und um weitere Bereiche etwa in der Offshore-Industrie ergänzt werden“, so Bade.
Weltweit ist die Zahl der Werften von 1168 im Jahre 2009 auf 696 im vergangenen Jahr gesunken. Von Schließungen betroffen waren vor allem China, Japan, Vietnam und Südamerika, aber auch europäische Länder wie Spanien und Dänemark. „In Deutschland haben wir trotz Insolvenzen und Entlassungen die Standorte und damit die Kernbereiche der maritimen Wirtschaft erhalten“, erklärte Bade. „Mit 15.171 ist auch die Zahl der Beschäftigten auf den deutschen Werften weitgehend stabil.“