Eutiner Festspiele: Proben zu „Tannhäuser“ laufen
Nun ist Leben in die Opernscheune und auf die Freilichtbühne auf dem grünen Hügel der Festspiele in Eutin. Denn die Proben zu Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ laufen auf Hochtouren. Zwischenzeitlich sind alle Künstler eingetroffen, und Intendant Heinz-Dieter Sense stellte das Ensemble nach den ersten künstlerischen Gesprächen bereits der Öffentlichkeit vor.„Endlich können wir Kunst machen“, sehnte Sense diesen Tag herbei. Die große romantische Oper in drei Akten „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ wird in der Dresdner Urfassung von Kay Kuntze inszeniert. Zu Kuntzes beruflichen Stationen gehören die Semperoper Dresden und die Deutsche Oper Berlin. Als Gastregisseur war er unter anderem für die Musikfestivals in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie an Theatern in Berlin, Hamburg, Dresden, Linz, Innsbruck, Kaliningrad, Kopenhagen, Montpellier, Paris und Tel Aviv tätig. Roman Brogli-Sacher aus Lübeck zeichnet für die musikalische Leitung verantwortlich. Im vergangenen Jahr dirigierte der Generalmusikdirektor vom Theater Lübeck in Eutin die „Aida“.
Bühnenbildner Achim Römer stand auf der Bühne am Eutiner See eine ganz besondere Aufgabe bevor. Für die zwei Inszenierung der Eutiner Festspiele, der „Tannhäuser“, „Der Barbier von Sevilla“ sowie die „Italienische Nacht“, galt es eine Grundbühne zu erstellen. „Entstanden ist eine Gassen Bühne, die drehbar ist und über einfache Veränderungen wirkungsvolle, optische Ergebnisse erzielt“, erläutert Römer. Der Knackpunkt bei „Tannhäuser“ ist bei dieser Freilicht-Inszenierung das Atmosphärische darzustellen.
Mit der Besetzungsliste ist Intendant Sense höchst zufrieden: „Der Tannhäuser ist top besetzt. Selbst Bayreuth kann es nicht besser machen.“ Und so wird der erfahrene Wagner-Darsteller Stefan Vinke die Titelpartie singen. Zu den Eutiner Festspiel-Urgesteinen gehört Hartmut Bauer, der seit 18 Jahren dem Eutiner Publikum treu ist. Er stellt seine durchdringende Stimme als Landgraf von Thüringen vor. Alexander Marco-Buhrmester interpretiert Wolfram von Eschenbach, und Ferdinand Steinhöfel schlüpft in die Rolle von Walter von der Vogelweide. Den Biterolf spielt Matthias Klein und Benno Schöning stellt Reinmar von Zweter dar. Die Entscheidung, wer Heinrich, den Schreiber, spielt erfolgt in diesen Tagen.
Drei gesangsstarke Frauen reihen sich in das Ensemble ein: Stephanie Friede übernimmt den Part der Elisabeth, Nichte des Landgrafen. Die verhältnismässig kleine, aber wichtige Rolle der Venus hat Veronika Waldner inne. Und den jungen Hirten stellt Nadine Lehner dar.
„Wir werden so lange proben, bis wir fertig sind“, meint Kay Kuntze augenzwinkernd. Zunächst stehen in der Opernscheune die szenischen Proben am Klavier auf dem Plan. Ab nächster Woche geht es dann auf die Bühne. Das Orchester der Hamburger Symphoniker absolvierte mit Roman Brogli-Sacher bereits die ersten Proben. Es reist eine Woche vor der Generalprobe am 9. Juli an. Und auch der 80-köpfige Chor übt seine Einsätze und Partien.
Richard Wagner
Tannhäuser
und der Sängerkrieg auf Wartburg
Grosse Romantische Oper in drei Akten
Musikalische Leitung: Roman Brogli-Sacher
Inszenierung: Kay Kuntze
Bühnenbild: Achim Römer
Hermann Landgraf von Thüringen – Hartmut Bauer
Tannhäuser- Stefan Vinke
Wolfram von Eschenbach – Alexander Marco-Buhrmester
Walther von der Vogelweide – Ferdinand Steinhöfel
Biterolf – Matthias Klein
Heinrich der Schreiber – N.N.
Reinmar von Zweter – Benno Schöning
Elisabeth, Nichte des Landgrafen – Stephanie Friede
Venus – Veronika Waldner
Ein junger Hirt – Nadine Lehner
Chor der Eutiner Festspiele
Leitung: Gabriele Pott
Hamburger Symphoniker
Termine
Öffentliche Generalprobe: 9. Juli 2008
Premiere: 11. Juli 2008
Weitere Vorstellungen: 17., 19., 26. Juli, 3., 8. August, 19.30 Uhr
Aufführungsdauer: Beginn 19.30 – Ende ca. 23.30
Kurzbiographien
Stefan Vinke (Tannhäuser) studierte zunächst Kirchenmusik bevor er sich dem Gesang zuwandte. Von 1999 – 2005 war er als „Jugendlicher Heldentenor“ am Nationaltheater Mannheim engagiert und hat seitdem mit großem Erfolg sämtliche wichtigen Fachpartien gesungen. Vom Fachmagazin „Opernwelt“ wurde er dafür mit der Auszeichnung „Nachwuchssänger des Jahres“ belohnt. Seitdem ist er auf allen bedeutenden Bühnen vor allem als Wagner-Sänger zu Hause. So sang er „Siegfried“ in Köln und „Venedig“ und in der kommenden Spielzeit in Lissabon. In Leipzig feierte er Erfolge als „Tristan“, „Parsifal“ und „Rienzi“. Und auch an der Semperoper Dresden sowie in Genf war er mehrfach zu erleben.
Die New Yorkerin Stephanie Friede (Elisabeth) gehört seit vielen Jahren zu den gefragtesten internationalen Sopranistinnen. Besondere Erfolge feierte sie in den letzten Jahren in Paris, New York, Florenz, der Wiener Staatsoper und an der Oper Zürich, wo sie u. a. in Wagners „Ring des Nibelungen“ als „Brünnhilde“ und „Sieglinde“ zu sehen war. Diese Partie sang sie dann auch an der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Christian Thielemann. Neben den großen Partien von Wagner und Strauss hat sie ebenso die anspruchsvollen Rollen des italienischen Repertoires an allen großen Operhäusern gesungen. So konnte man sie an der Semperoper Dresden als „Madama Butterfly“ erleben und an der Hamburgischen Staatsoper als „Amelia“ in Verdis „Maskenball“.
Die in Klagenfurt geborene Mezzosopranistin Veronika Waldner (Venus) schloss ihr Gesangsstudium in Graz mit Auszeichnung ab. Schon während ihres Studiums führten sie Gastengagements an die Wiener Staatsoper, an das Opernhaus Graz und an das Landestheater Salzburg Sie war Ensemblemitglied der Theater in Ulm und Wuppertal. Die Zusammenarbeit mit Pina Bausch führte sie an die Garnieroper Paris, nach Genua, Rom und Tokyo. Seit der Spielzeit 2003/4 gehört sie dem Ensemble des Lübecker Theaters an, wo sie u. a. als Ortrud, Fricka und Azucena zu hören war. 2007 war sie in Eutin als Giulietta in „Hoffmanns Erzählungen zu erleben.
Hartmut Bauer (Landgraf), geboren in Kassel absolvierte sein Musikstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Frankfurt/Main. Sein erstes Engagement erhielt er 1965 in Augsburg, 1970 ging er als Nachfolger von Kurt Moll an die Wuppertaler Bühnen, von wo er 2004 mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft nach 34 verabschiedet wurde. Mit einem Repertoire von über 100 Fachpartien machte er zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland. 4 Jahre Bayreuther Festspiele, sowie „Hans Sachs“ in Wagners „Meistersingern“ an der königlichen Oper Brüssel sind Höhepunkte seiner Karriere. In Eutin bestreitet er nunmehr seine 18. Spielzeit.
Alexander Marco-Buhrmester (Wolfram) ist einer der profiliertesten Heldenbaritone seiner Generation. Seit seinem Bayreuth-Debüt 2001 ist er wiederholt zu den Wagner-Festspielen eingeladen worden und war dort auch als „Amfortas“ im „Parsifal“ unter Pierre Boulez und „Gunther“ im „Ring“ unter Christian Thielemann zu
hören. Neben seinen Verpflichtungen im Wagnerfach, die ihn u. a. an die Opernhäuser von Frankfurt, Paris und Madrid geführt haben, widmet er sich auch dem italienischen und französischen Repertoire. An der Berliner Staatsoper sang er „Germont“ in Verdis „La Traviata“. Eine Partie, die er dann auch 2007 in Toronto verkörperte, wo er ebenfalls in Verdis „Luisa Miller“ auftrat. Weitere Engagements führten ihn u. a. an alle drei Opernhäuser Berlins, nach Riga, Toulouse und Genua.
Matthias Klein ( Biterolf / Basilio ) wurde in Berlin geboren und erhielt schon mit fünf Jahren ersten Klavierunterricht. Operngesang. studierte er dann in Weimar, Berlin und Hannover
Sein erstes Engagement führte ihn zum Phantom der Oper in Hamburg. Danach gehörte er fünf Jahre zum Ensemble des Kieler Opernhauses, an das er als Gast noch immer gerne zurückkehrt.
Zu seinem umfangreichen Repertoire gehören „Rigoletto“, Kaspar im Freischütz und „Alberich“ und nahezu alle Mozartpartien seines Faches.
Seit 2003 freischaffend, gastiert er im In- und Ausland, unter anderem an der Komischen Oper Berlin, aber auch bis nach Japan oder Spanien führen ihn regelmäßig Konzertreisen. Vergangenen Sommer gab er sein Eutin-Debüt als „König“ in „Aida“.
Ferdinand Steinhöfel (Walther von der Vogelweide) studierte zwischen 1991 und 2000 an den Musikhochschulen in Berlin (Hanns Eisler) und Lübeck unter anderem bei Prof. Günter Binge und Prof. Ulf Bästlein. Seit dem Jahre 2000 ist er Ensemblemitglied des Lüneburger Theaters und trat dort sowohl in Charakterrollen in Musicals als auch in Operetten und Opern auf. Bei den letztjährigen Eutiner Festspielen war er als „Spalanzani“ in „Hoffmanns Erzählungen“ zu erleben.
Nadine Lehner (Hirt) erhielt ihren ersten Gesangsunterricht mit 14 Jahren. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Die junge Sängerin gewann bereits zahlreiche Preise, darunter den Bundespreis im Fach Gesang/Solo. 2002 debütierte sie an der Staatsoper Berlin als „Papagena“ und war dort auch als „Hirt“ im „Tannhäuser“ zu hören. Sie sang unter so bekannten Dirigenten wie Daniel Barenboim und Michael Gielen und war auch schon bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Seit 2004 ist sie Ensemblemitglied am Theater Bremen.