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Politik & Wirtschaft

Fischerdorf Gothmund übergibt 15.000 Unterschriften gegen Hafenanlagen-Erweiterung am Lehmann-Kai

Wachstumsprognosen und Umfang des Güterumschlags der Lübecker Häfen erneut in Frage gestellt · Pünktlich um 10:00 Uhr haben heute Vertreter der Bürgerinitiative Rettet Gothmund e.V., sowie Bewohner des malerischen Fischerdorfes Gothmund im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Amt für Planfeststellung Verkehr in Kiel vier prall gefüllte Ordner mit insgesamt 14.847 Unterschriften übergeben. Sie wenden sich gegen die geplante Hafenerweiterung am Lehmann-Ufer aussprechen. Diese Unterschriften stellen einen klaren Protest gegen die geplante Erweiterung der Hafenanlagen auf der gegenüberliegenden Seite der Trave dar.

Die Unterschriften wurden in einem Zeitraum von rund eineinhalb Jahren gesammelt. Von den 14.847 Unterschriften kamen 47 % der Unterzeichner aus der näheren Umgebung Lübecks (PLZ-Bereich 23), 53 % aus dem gesamten Bundesgebiet, und etwa 503 Unterstützer kamen aus dem Ausland – von Dänemark bis USA und China.

Bilder: Copyrights Bürgerinitiative Rettet Gothmund e.V. – Foto von links: Mitglieder des Vorstandes der Bürgerinitiative Rettet Gothmund e.V., Margit Schläger, Georg Conrady, Dr. Manfred Kahl und Christian Jacobsen

„Diese Zahlen sprechen für sich“, kommentieren die Gothmunder. „Die breite Ablehnung der geplanten Erweiterung zeigt, dass das Vorhaben bei den Besuchern des Fischerdorfes auf deutliche Ablehnung stößt.“ Ein zentrales Anliegen der Bürgerinitiative ist der wirtschaftliche Aspekt: Gothmund ist als Naherholungsort und touristische Destination sowohl bei deutschen Besuchern als auch bei internationalen Touristen beliebt. „Die geplante Hafenerweiterung würde dieses historische und einzigartige Dorf, das erst kürzlich als Denkmal gekürt wurde und damit als unbedingt erhaltenswert eingestuft wurde, verschwinden lassen“ erklärt Christiane Hensel-Gatos, Tourismusexpertin.  „Damit würde das Dorf auch als Wirtschaftsfaktor ernsthaft gefährdet“, ergänzt sie. „Veränderungen an touristischen Hotspots dieser Art wirken sich unmittelbar auf die Wahrnehmung und den Erfolg der gesamten Region aus. Negative Bewertungen in sozialen Medien und ein Rückgang der Besucherzahlen wären kaum wieder rückgängig zu machen.“

Güterumschlag der Lübecker Häfen liegt weit unter den bisherigen Annahmen

Neben der Übergabe der Unterschriften hat die Bürgerinitiative auch eine Vielzahl von weiteren Einwendungen eingereicht, die die Grundlagen der laufenden Planung infrage stellen. Laut der Gothmunder sind die ursprünglichen Annahmen über das Wachstum des Güterumschlags in den Lübecker Seehäfen überholt. Während in der Vergangenheit ein kontinuierliches Wachstum erwartet wurde, zeigen die aktuellen Zahlen einen Rückgang des Umschlags, insbesondere im Bereich der Mittelhäfen. Zudem prognostiziert die aktuelle Seeverkehrsprognose des Bundes bis 2040 für die Lübecker Seehäfen ein Wachstum von weniger als 1 %.

„Angesichts dieser Zahlen und der bereits ungenutzten Hafenflächen ist die Schaffung neuer Hafenflächen nicht mehr gerechtfertigt“, so die Schlussfolgerung der Gothmunder. „Die damit verbundenen Belastungen für Anwohner, Natur, Umwelt, Denkmalschutz und insbesondere den Tourismus sind inakzeptabel.“ Sie kritisieren zudem das Fehlen vollständiger, aktueller und aussagekräftiger Planungsgrundlagen sowie die unzureichende Berücksichtigung der Belange der betroffenen Anwohner, der Fischerei und des Umweltschutzes. Ohne diese Grundlagen stelle sich das gesamte Vorhaben als rechtswidrig und nicht genehmigungsfähig dar.

Die Bürgerinitiative Rettet Gothmund e.V. fordert daher, dass die Planungen zur Erweiterung der Hafenanlagen nochmals gründlich überprüft werden und die Interessen der Anwohner und der Region in einem transparenten und fairen Verfahren berücksichtigt werden.