Förderung der Gruppenpsychotherapie in Schleswig-Holstein: Neues Angebot für Patienten mit psychischen Erkrankungen
Die Zahl der psychischen Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein zugenommen. Das belegen die Gesundheitsreporte der Krankenkassen. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) war statistisch gesehen jeder Erwerbstätige drei Tage deswegen arbeitsunfähig – das sind rund 65 Prozent mehr als im Jahr 2005. Ähnliche Zahlen vermeldet auch die BARMER GEK für den Norden. Hier waren in Schleswig-Holstein 30 Prozent der Erwerbstätigen im vergangen Jahr wegen psychischer Erkrankungen in ärztlicher Behandlung.
Auf der Suche nach schneller Hilfe erleben Betroffene oft, dass sie lange Wartezeiten auf einen Platz zur ambulanten Psychotherapie in Kauf nehmen müssen. Um diese zu verkürzen, haben TK und BARMER GEK mit der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) einen Vertrag zur Förderung der Gruppentherapie geschlossen. „Die Gruppentherapie ist in vielen Fällen eine wirksame Alternative zur Einzeltherapie. Mit dem Vertrag kann es gelingen, das Angebot an psychotherapeutischer Behandlung deutlich zu erhöhen. Wartezeiten sollten sich dann für Betroffene verkürzen“, sagt Dipl.-Psych. Heiko Borchers, Landesvorsitzender der DPtV in Schleswig-Holstein.
Vertrag greift Vereinbarung im Koalitionsvertrag auf
Darüber hinaus verzichten TK und BARMER GEK in der Regel auf das Gutachterverfahren und eröffnen den Therapeuten die Möglichkeit, bei Bedarf für den Patienten Gruppen- und Einzeltherapiestunden zu kombinieren. „Wir setzen damit auf regionaler Ebene bereits das um, was sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag als Aufgabe vorgenommen hat: kürzere Wartezeiten für die Patienten, Abbau von Bürokratie und Förderung der Gruppentherapie“, so Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein.
Kritikpunkte der Psychotherapeuten werden berücksichtigt
Etwa 230 der insgesamt im Land zugelassenen 700 Psychotherapeuten haben eine Fortbildung zur Gruppenpsychotherapie absolviert. Aber nur knapp 50 von ihnen haben in der Vergangenheit Gruppentherapien durchgeführt. Als Gründe hierfür nannten Psychotherapeuten in einer Umfrage des Fachausschusses Psychotherapie der KVSH insbesondere das umständliche Antrags- und Gutachterverfahren, ein zu starres Reglement während des Behandlungszeitraumes und eine zu geringe Vergütung. Thomas Wortmann, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK: „Wir haben mit diesem Vertrag durchgreifende Veränderungen erzielt. Zum einen wird die Versorgung psychisch kranker Menschen verbessert und zum anderen haben wir die Bedingungen für die Psychotherapeuten attraktiver gestaltet.“
Schon 71 Psychotherapeuten sind dem Vertrag beigetreten
Wird eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung festgestellt, kann die Gruppentherapie in Form einer Verhaltenstherapie oder einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie erfolgen. Das Angebot von TK und BARMER GEK gilt auch bei Therapien für Kinder- und Jugendliche. Bisher sind 71 Therapeuten aus ganz Schleswig-Holstein dem Vertrag beigetreten.
Weitere Informationen zu diesem Angebot erhalten Versicherte der TK und BARMER GEK in den Geschäftsstellen vor Ort und im Internet. Eine Liste der am Angebot teilnehmenden Therapeuten befindet sich auf der Internetseite der KVSH unter www.kvsh.de.