Frank Baake: Und nun zu etwas völlig Anderem

Frank Baake liest am 15.12.2006, 20 Uhr im Studio des Theater Lübeck aus seinem soeben im Hamburger Verlag Nautilus erschienenen Buch „Und nun zu etwas völlig Anderem“.
Im Magazin sind sie stets das Letzte, für viele sind sie inzwischen Kult: die „Abgesänge“ auf der letzten Seite des Lübecker Kulturmagazins „nord“. Ironisch, spöttisch, sarkastisch zuweilen, erbarmungslos, hinreißend komisch und ziemlich geistreich entführt Frank Baake – im Hauptberuf Veranstaltungsleiter und Sprecher der Musik- und Kongresshalle Lübeck – seine Leser durch abseitige und oftmals verwegene Gedanken über das Leben im Allgemeinen und die Kulturstadt Lübeck im Besonderen. Baakes „Abgesänge“ sind soeben im renommierten Hamburger Verlag „Nautilus“ erschienen. Am 15. Dezember stellt Baake sein Buch im Studio des Theater Lübeck vor.
Baake würde sich vermutlich dagegen wehren, bezeichnete man seine Abgesänge als Kolumnen. Im Beitrag „Beckenbauer entfernt sich vom Absatzende“ rechnet er vielmehr mit dem „Kolumnenhaften“ der Gesellschaft ab, „in der ständig irgendwelche Pappsäulenheilige der Nation ihre Meinung unter sich lassen dürfen“. In der Tat ist „Kolumne“ wohl nicht das richtige Wort für diese Texte, die mal als Ansprache an den Leser, mal Plauderei, mal als Miniaturdrama aber auch schon mal lyrisch oder als Fragebogen daher kommen. „Und nun zu etwas völlig Anderem“ – ein Zitat aus Monty Pythons legendärem „Flying Circus“ – reklamiert für sich nicht nur die Freiheit der Gedanken, sondern auch der Form.
Zuweilen gelingen ihm dabei nahezu ultimative Aussagen. Zum Beispiel wenn er mit dem Ausruf „Es lebe die Freiheit der Rechtschreibregelung“ die Debatte um die Rechtschreibreform beendet oder wenn er den Slogan „Lübeck, Kulturhauptstadt des Nordens“ aufgrund von Sparmaßnahmen auf „bec, de rhpsd“ reduziert. Überhaupt zieht sich Baakes Auseinandersetzung mit dem Anspruch Lübecks, Kulturstadt zu sein, wie ein roter Faden durch die Sammlung. Wohl nirgendwo sonst wird der selbsternannten Kulturstadt des Nordens in aller Öffentlichkeit so erbarmungslos der Spiegel vorgehalten, wie in Baakes „Abgesängen“ im – übrigens städtischen – nord-Magazin. Motto: „Kultur statt Lübeck!“
Aber – und auch diese Aussage gibt das Buch dem Leser mit – auch in einer Provinz wie Lübeck lebt man nicht in einer abgeschlossenen Welt, sondern man macht sich so eine Gedanken über dies und das, über Hartz 4 und 10 Jahre Internet ebenso wie über spanische Giraffen und die Wirtschaftskrise oder die Verbindung von Ich AG und Heinrich von Kleist. Illustriert wird der Band von Fotografien von Daniel Schirm, die aussehen, als wären sie ganz beiläufig beim Gang durch die Lübecker Innenstadt entstanden. Schirm fotografiert nicht das Besondere der Stadt, sondern das Allgemeine mit der Stadt als Kulisse. Die Provinz und das Allgemeine, Lübeck und die Welt – diese Kombination prägt die Fotos wie die Texte.
Ergänzt wird das Buch von Beiträgen des Kunstwissenschaftlers Bazon Brock, des Komponisten Friedhelm Döhl und von Johann W. Wagner, der als Geschäftsführer der Musik- und Kongresshalle Lübeck und Tourismusdirektor zugleich Herausgeber des nord-Magazins ist. „Und nun zu etwas völlig Anderem“ ist in allen Buchhandlungen erhältlich und kostet 9,90 ¤.










