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GAL beantragt mehr Geld für Kulturförderung statt teure Bewerbung für Kulturhauptstadt

GAL beantragt mehr Geld für Kulturförderung statt teure Bewerbung für  Kulturhauptstadt – Die GAL Veranstaltung Kunst, Kultur und Kreativität – Zeit für ein Gespräch im Fund:us war mit mehr als fünfzig Gästen aus der Kultur- und Kreativszene Lübecks sehr gut besucht. „Nachdem unsere Podiumsteilnehmer/innen Anja Doehring (Fotografie und Kunst-Konzepte), Holger Maack (Dteutsche Rockmusik Stiftung), Kio Krabbenhöft (Zentrum für Musikkultur) Kathrin Weiher (Senatorin für Kultur und Bildung) und Peter Grünig (Schauspieler) jeweils aus ihrer Arbeit berichteten

und ihren Blick auf die Kulturlandschaft Lübecks beschrieben, stiegen wir in die offene Diskussion ein.“, so Kristina Aberle, kulturpolitische Sprecherin der GAL, die an dem Abend gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Mentz die Moderation übernahm.

„Es wurde schnell deutlich, dass Kulturförderung in Lübeck sich vor allem auf die großen Einrichtungen der Innenstadt konzentriert. Während Museen, Theater und MuK Millionenbeträge erhalten, die teilweise als Verlustausgleich vertraglich geregelt sind, sind für die Förderung der vielen übrigen Kulturschaffenden lediglich 320.000 Euro im Haushalt eingestellt. Davon gehen seit Jahren unverändert 180.000 Euro an die Musik- und Kunstschule und die Musikschule der Gemeinnützigen, die zusammen über 5000 Musikschüler*innen unterrichten. Weitere rd. 120.000 Euro gehen als institutionelle Förderung an verschiedene kleine freie Theater in Lübeck. Die Höhe der Förderung und Anzahl der Geförderten hat sich seit Jahren nicht geändert. Und schließlich bleiben lediglich 20 bis 25.000 Euro für die freie Projektförderung, darunter auch im Laufe der vergangenen Jahre neu entstandene Kulturstätten. Weil lebendige Kulturarbeit sich verändert und in Bewegung bleibt, ist es aus unserer Sicht unabdingbar, dass auch die im Haushalt eingestellten Fördermittel entsprechend angepasst und erhöht werden. Insbesondere neu entstandene Projekte in den Stadtteilen müssen die Chance erhalten, in die Förderung aufgenommen zu werden. Denn hier (u.a.  auch in Kooperationen mit Schulen) zeigt sich verstärkt, dass Kultur verbindet und soziale Integration fördert.“, so Kristina Aberle und Katja Mentz.

In der Diskussion wurde auch über die Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt wurde ausgiebig diskutiert. Frau Weiher warb dafür und stellte mindestens 50 Prozent Kostenübernahme durch Dritte in Aussicht. Während einige Kulturschaffende das als Chance ansehen, weil sie ohnehin nichts zu verlieren hätten (da sie von der Stadt nichts bekommen), warnten andere eindringlich davor. In Linz hätten nicht Politik oder die Kulturschaffenden darüber bestimmt, welche Kulturprojekte durchgeführt werden. „Am Ende blieben für die Stadt drei neu gebaute Hotels und ein Holzturm.“ Eine andere Besucherin berichtete von Weimar, wo nach der teuren Bewerbung zwei Museen geschlossen werden mussten, weil ein hohes Defizit geblieben war.

„Wir, die Mitglieder der GAL Fraktion, hatten bereits Ende des letzten Jahres Kritik daran geäußert, 25.000 Euro für die Machbarkeitsstudie „Lübecks Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025“ auszugeben. Lieber hätten wir das Geld in die Kulturförderung gesteckt.“, argumentiert Kristina Aberle.

„Nun ist die Machbarkeitsstudie fertig und enthält aus Sicht der GAL Fraktion bei aller Skepsis einige wegweisende Aussagen, die wir unterstützen.

Insbesondere die Ansicht, dass Lübeck ein neues Kulturverständnis brauche, teilen wir.

In der Studie wird eine Aufbruchstimmung und die Bereitschaft zum Wandel beschrieben, die von den Kulturschaffenden ausgeht. Auch wird hinterfragt, warum Leerstände in Lübeck nicht Kulturschaffenden und Kreativen zugeführt werden. Es wird angeregt, dass der Blick sich verstärkt über Weltkulturerbe und Altstadt hinaus auf die verschiedenen Stadtteile richten solle. Auch diese Ansicht teilen und begrüßen wir außerordentlich. Kulturförderung in den Stadtteilen ist als sozialer Prozess zu sehen.

Auch beschreibt die Studie, dass die Fixierung nicht auf dem Erfolg der Bewerbung liegen soll sondern nachhaltige Kriterien erfüllen und eine Finanzierung gesichert sein muss.

Die Bewerbungskosten liegen lt. Studie bei rd. 2 Mio Euro. Selbst wenn durch Spenden Dritter der städtische Haushalt hierbei entlastet werden könnte, hätte Lübeck im Falle einer Titelverleihung mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen (die Studie nennt operative Budgets zwischen 70 und 90 Mio Euro). Die Förderquote liegt zwischen 50 und 90 Prozent.

In Anbetracht der Lübecker Haushaltslage sehen wir nicht, dass Lübeck in der Lage ist, seinen Kulturetat derart zu erhöhen und das Risiko einzugehen, möglicherweise 50 Prozent der Durchführungskosten aus dem eigenen Haushalt zu zahlen. (Bei einer 90 prozentigen Förderung von beispielsweise 90 Millionen Euro blieben immer noch 9 Millionen Euro Kosten an der Stadt Lübeck hängen.)

Eine Bewerbung ohne den Titel tatsächlich anzustreben, macht aus unserer Sicht keinen Sinn.

Wohl aber macht es Sinn, sich auf den beschriebenen Weg zu machen und ein neues Kulturverständnis für Lübeck zu entwickeln.“

Die GAL beantragt deshalb im Kulturausschuss und zur Haushaltssitzung der Bürgerschaft:

1. Die im Haushalt eingestellten Mittel für Kulturförderung werden um 100.000 Euro (rd. 30 Prozent) erhöht. Dies soll zum einen ermöglichen, weitere Kulturschaffende in die institutionelle Förderung aufzunehmen, die in den vergangenen Jahren neu dazugekommen sind. Zum anderen soll mit Erhöhung der Fördermittel der jährliche Betrag für die freie Förderung von Projekten auf mindestens 75.000 Euro steigen. (Von 100.000 Euro stehen zukünftig 75.000 Euro für die Förderung freier Projekte der Kulturschaffenden zur Verfügung.)

2. Es ist zu überlegen, ob ein Beirat, bestehend aus Kulturschaffenden, gebildet wird, der jeweils darüber entscheidet, welche Projekte in welcher Höhe gefördert werden.

3. Eine zusätzliche im Kulturbüro angesiedelte Personalstelle wird die in der Machbarkeitsstudie „Lübecks Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025“ genannten Ansätze und Anregungen aufgreifen und unter Beteiligung von Kulturschaffenden und Akteuren der Kreativwirtschaft zu einem Konzept weiterentwickeln. Ziel ist, u.a. durch eine verstärkte Förderung von Kulturarbeit in den Stadtteilen, das Kulturverständnis weiterzuentwickeln.

4. Der Beteiligungs- und Vernetzungsprozess der Kulturschaffenden und Akteure der Kreativwirtschaft wird wie im „BarCamp“ fortgeführt.

5. Die zusätzliche Personalstelle soll neben der Konzepterstellung beratend für Kreativwirtschaft und Kulturschaffende tätig sein. In Kooperationen sollen nach Bedarf Fortbildungen angeboten werden, um Kulturarbeit und die Kreativwirtschaft in Lübeck zu fördern.