Gefährliches Sparen: Legionellenrisiko bei geringer Wassertemperatur
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nach Möglichkeiten, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren und Kosten einzusparen. Manche regulieren dazu die Temperatur für die Warmwasserbereitung herunter. So sind zwar schnell spürbare Einsparungen möglich, ohne Komfort einzubüßen. Doch Vorsicht: Wird ein bestimmtes Temperaturniveau unterschritten, steigt die Gefahr einer rasanten Vermehrung von Legionellen und damit gesundheitlicher Risiken.
Bakterien vermehren sich im Wasser
Legionellen sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in einer geringen Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und dem Grundwasser sind. Doch auch in Wasserstellen im Haus oder der Wohnung können sich Legionellen unter geeigneten Umständen vermehren und Erkrankungen hervorrufen. In den Körper gelangen die Erreger durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser, das über Tröpfchen in der Luft eingeatmet werden kann. Dies kann beispielsweise in der Dusche, durch Luftbefeuchter oder Wasserhähne passieren. Selbst beim Trinken ist eine Ansteckung möglich, wenn das kontaminierte Wasser durch das versehentliche Verschlucken in die Lunge gelangt. „Ist die Warmwasserversorgung im Haus zu niedrig eingestellt, besteht Gefahr, dass sich Legionellen rasant ausbreiten können. Bei 25°C – 45°C finden Legionellen die besten Bedingungen für die Vermehrung,“ so Sascha Beetz, Referent für Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH). Bei immungeschwächten Menschen kann eine Infektion zu fiebrigen Infekten mit grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schweren Lungenentzündungen führen. Wird das kontaminierte Wasser zur Zubereitung von Speisen verwendet, besteht in der Regel keine Gefahr.
Die richtige Temperatur schützt
Um einer Vermehrung von Legionellen vorzubeugen, sollte eine Temperatur von 60°C in Warmwasserspeichern und eine Temperatur von 55°C an den Entnahmestellen für Trinkwasser nicht unterschritten werden. Eine sogenannte „Legionellen-Schaltung“, die das Wasser kurzzeitig auf 70°C erhöht, aber danach unter 60°C absenkt, kann die Vermehrung von Legionellen nicht aufhalten.
„Wer als Mieter feststellt, dass die Temperatur des heißen Wassers an den Wasserhähnen nur noch handwarm ist, sollten den Vermieter auf die Legionellengefahr hinweisen“, rät Beetz. Das Wasser zentraler Warmwasseranlagen mit einer Speicherkapazität von 400 Litern und mehr, muss regelmäßig untersucht werden. In Mehrfamilienhäusern, deren Wohnungen über einen eigenen Boiler oder Durchlauferhitzer verfügen, fällt die Legionellengefahr hingegen geringer aus.
Stehendes Trinkwasser vermeiden
Neben einer abgesenkten Temperatur fördert auch ruhendes Wasser in den Leitungen die Vermehrung von schädlichen Bakterien. Davon sind besonders Entnahmestellen betroffen, die längere Zeit nicht benutzt wurden, wie Außenwasserhähne oder Entnahmestellen in Ferienhäusern, Badezimmern für Gäste oder in leerstehenden Wohnungen. Von dort können gefährliche Keime in das gesamte Leitungssystem einwandern. Um das Ausbreitungsrisiko zu minimieren, können Verbraucher nicht genutzte Leitungen vom übrigen Leitungsnetz trennen oder die Leitungen regelmäßig spülen. Wer nach einem Wochenendtripp oder anderen Kurzreisen zurück in die Wohnung kommt, kann die Wasserleitungen freispülen, indem sämtliche Wasserhähne nacheinander geöffnet werden bis frisches, kaltes Wasser aus dem Hahn kommt.
Bei einer zentralen Warmwasserversorgung sorgen häufig Zirkulationspumpen dafür, dass warmes Wasser schnell am Wasserhahn verfügbar ist. Die ständige Zirkulation des Wassers behindert die Bildung von Biofilmen an den Wänden der Wasserleitungen und beugt somit einer Vermehrung von Legionellen vor. Die VZSH empfiehlt daher die Laufzeit der Zirkulationspumpe an der Warmwasserbereitung nicht einzuschränken. „Bei mehrwöchigen Reisen lohnt es sich, die Wasserleitungen am Haupthahn abzudrehen“, so Beetz.