General Jacobson: Bundeswehrreform und erfolgreiche Afghanistanmission
„Innerhalb nur weniger Wochen hat sich mit der Krimkrise die geostrategische und sicherheitspolitische Konstellation grundlegend verändert. Wir müssen wieder einmal überrascht erkennen, wie schnell sich aus einem friedlichen Nebeneinander der Länder durch „lupenreine“ Machtpolitik ein gefährlicher Krisenherd entwickeln kann, und das in unserer mittelbaren Nachbarschaft“, sagte der Vorsitzende des CDU- Landesfachausschusses Sicherheit und Verteidigung, Dieter Hanel, bei seiner Einführung zur Vortragsveranstaltung vor zahlreichen Teilnehmern aus Politik, Bundeswehr, Wirtschaft und sicherheitspolitischen Vereinigungen.Als Gastredner sprach Generalmajor Carsten Jacobson, Kommandeur der 1. Panzerdivision, zum Thema „Die Neuausrichtung und Bündnispolitik der Bundeswehr“. Der General kennt in seiner breiten Bundeswehrlaufbahn das militärische Handwerk als Truppenführer, aber auch als ehemaliger Heeresattaché an der deutschen Botschaft in Washington und ISAF-Sprecher der renommierten US-4-Sterne-Generäle Petraeus und Allen in Afghanistan das diplomatische Geschehen.
„Bei der Neuausrichtung der Bundeswehr muss das Heer auch zukünftig über ein breites Fähigkeitsspektrum verfügen, um möglichst viele Optionen, vom Stabilisierungseinsatz bis zum hochintensiven Gefecht, abbilden zu können“, so der General. Dabei sei es wichtig, dass militärische Einsätze rechtzeitig erfolgten. Die Schnelligkeit sei, wie in Mali zu sehen gewesen sei, zumeist entscheidender als die Truppenstärke.
Probleme sieht der General in der Ausstattung der Truppe mit unterschiedlichen Waffensystemen im Einsatzgebiet und in Deutschland. Die 1. Panzerdivision in Hannover, die mit rund 19.000 Soldatinnen und Soldaten in sieben Bundesländern stationiert ist, befinde sich bei der Umsetzung der Neuausrichtung, die insbesondere die Auflösung, Abgabe und Unterstellung großer Truppenteile umfasst, voll im Plan. Eine besondere Herausforderung liege dabei in der Anpassung der Qualifikation der Soldatinnen und Soldaten an die neuen Strukturen.
Die Division ist mit fast 1.000 Soldaten und Soldatinnen in acht Auslandsmissionen im Einsatz, davon rund 700 in Afghanistan. General Jacobson sieht den derzeit laufenden Abzug aus Afghanistan nicht als Rückzug, sondern als planmäßige Rückverlegung einer erfolgreich durchgeführten Mission, die keinen Verzicht auf ein Engagement nach 2014 beinhaltet. Entscheidend sei jedoch, dass es mit der afghanischen Regierung zu einer Vereinbarung über die Folgemission komme. Die Übergabe an die afghanischen Sicherheitspartner erfolge nach umfangreicher Vorbereitung und erhöhe so die afghanische Sicherheit, stellte Jacobson dar.
„Auf der Erfolgsseite stehen in Afghanistan“, so General Jacobson, „der rasch wachsende Bildungsstand der Jugend, die Rolle der Frauen, eine kritische Medienlandschaft und eine verbesserte Infrastruktur“. Dennoch sieht er auch zukünftig Risiken, wie die Regierungsbildung nach Karzai, die Korruption, den Verlust des Wirtschaftsfaktors ISAF und die Lage in Pakistan.