Gesundheitsamt mit Veranstaltung Suchtwoche 2007 auch in Thomas-Mann-Schule
„Alkoholsucht“, „Komasaufen“ und „Promille“ waren Stichworte für eine Präventionsveranstaltung der Hansestadt Lübeck, die im Rahmen der Suchtwoche 2007 für Schülerinnen und Schüler der achten Klassen der Thomas-Mann-Schule durchgeführt wurde.An drei Tagen war zu diesem Zweck Barbara Pauls von der Alkoholberatungsstelle des Gesundheitsamtes in Zusammenarbeit mit Gerold Raffael von der Firma Dräger an der Schule aktiv. Mit Hilfe eines Quiz zum Thema „Genuss, Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit“ haben die Schüler die Möglichkeit zur kritischen Reflektion und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Suchtstrukturen. Die „Drunk Buster Rauschbrillen“ der Firma Dräger simulieren auf spielerische Art eindrucksvoll die Beeinträchtigungen durch Alkoholeinfluss. Dadurch wird beeindruckend erlebbar, welchen Einfluss ein Alkoholrausch auf die Wahrnehmung, Konzentration, Koordination und das Urteilsvermögen hat.
Auf Wunsch konnten die Schülerinnen und Schüler auch einen Alkoholtest durchführen lassen. In einem Abschlussgespräch nahm Barbara Pauls Gelegenheit, mit diesen in Anwesenheit auch des Mittelstufenleiters Ralf Borchert über deren Eindrücke aus dieser Veranstaltung, zu von ihnen bereits gemachten eigenen Erfahrungen und auch bei anderen in diesem Zusammenhang beobachteten Verhaltensweisen zu sprechen. Wie sie bestätigten, hatten sie sich über dieses Thema noch keine großen Gedanken gemacht. Auf jeden Fall waren sie überrascht, wie es zur Sucht kommen und was sich daraus entwickeln kann. Jetzt sei es ihnen vieles klarer geworden. Etwa, dass die Stufen in die Sucht kaum bemerkbar ineinander übergehen Auch wenn sie wegen ihres doch noch recht jungen Alters über kaum eigene Erfahrungen verfügen, haben sie zwar schon die eine oder andere auch Familienfeiern „probiert“. Aber Exzesse anderer waren dann eher Einzelfälle.
Dazu wies Barbara Pauls eindringlich darauf hin, sich dann nie abzuwenden, sondern auf jeden Fall Hilfe zu holen. Denn zu erkennen, wie es tatsächlich um die Betroffenen stehe, könne man in diesem Augenblick nicht als Außenstehender erkennen. Eine große Gefahr ist nicht nur der Kreislaufzusammenbruch, sondern die, an Erbrochenem zu ersticken. Es sei also wichtig, als entscheidende Hilfe die „Seitenlage“ wie in der Ersten Hilfe anzuwenden. Die Jugendlichen erklärten des weiteren, sich bereits durchaus von „Leuten“ abgewandt“ zu haben, die ständig Alkohol konsumierten: „Vor allem müsse man sich nicht jedes Wochenende auf Partys oder sonst wo „voll laufen lassen“! Die Frage, ob es ausreiche, erst ab 8. Klasse Beratungen dieser Art in der Schule anzubieten, wurde überwiegend als richtig angesehen. Aber ein Jahr eher „wäre auch nicht schlecht“. Auch für Elternabende eignen sich Information und Erfahrungsaustausch, wie diese in dieser Schule übrigens schon über Barbara Pauls und dem einstmals von der Sucht selbst betroffenen Gerold Raffael, jetzt seit über 20 Jahren „trocken“, in Anspruch genommen wurden. Weitere Auskünfte dazu erteilt sie unter Telefon 122 – 5346.
Barbara Pauls: Alkohol ist nach dem Rauchen die Droge Nummer 1 in Deutschland. Er gehört neben Nikotin zu den Spitzenreitern der konsumierten Suchtstoffe in Deutschland. Er spielt in unserer Esskultur eine wichtige Rolle. Obwohl das Konsumieren von Alkohol unter Jugendlichen rückläufig ist, nehmen die lebensbedrohlichen Alkoholexzesse und die oftmals damit verbundenen komatösen Alkoholvergiftungen zu. Je früher Jugendliche mit dem Trinken alkoholischer Getränke anfangen, desto größer ist die Gefahr, dass sie im Laufe ihres Lebens eine Abhängigkeit entwickeln.
Jugendliche trinken generell zu früh, zu häufig und zu viel Alkohol. In Deutschland fangen die Jugendlichen im Durchschnitt im Alter von 14 Jahren an zu trinken. Ihren ersten Rausch erleben sie im Schnitt mit 15,5 Jahren. Je jünger die Jugendlichen sind, desto größer ist die Gefahr einer Alkoholvergiftung, weil junge Menschen aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen Wachstumsphase weniger Alkohol vertragen als Erwachsene. Das Trinken fängt oftmals harmlos an. Jugendliche trinken aus unterschiedlichen Motiven – unter anderem, um „In“ zu sein, um mitreden zu können und sich stark zu fühlen. Gefährlich wird es, wenn Einsamkeit, Depression, Ängstlichkeit, geringes Selbstwertgefühl Motiv des Trinkens ist und der Alkohol zum Stress- und Problemabbau benutzt wird. In diesen Fällen sind Jugendliche besonders anfällig für Manipulation, Verführung und Süchte. Wer gelernt hat, seine Emotionen auf diese Art und Weise zu steuern, gerät leicht in die Versuchung, diese Erfahrung zu wiederholen. Sucht ist eine von vielen Möglichkeiten, mit der erlebten eigenen Wertlosigkeit umzugehen. Sucht ist nicht die Folge einer bestimmten Ursache, sondern vielmehr das Ergebnis einer Vielzahl von psychischen, physischen, ökonomischen und familiären Konflikten. Sucht ist auch oftmals durch Suchtfamilien und soziale Ungleichheit programmiert.
Um süchtigem Verhalten vorzubeugen, müssen die Eltern ihre Vorbildfunktion ernst nehmen und diese realistisch einschätzen. Schon Kinder nehmen die Trinkgewohnheiten ihrer Eltern wahr. Durch sie lernen sie den selbstverständlichen Umgang mit Alkohol. Somit haben die Eltern durch ihr Vorbildverhalten und ihre Erziehung einen wesentlichen Einfluss auf den Rauschmittelmissbrauch ihres Kindes. Um einer Anfälligkeit für legale und illegale Drogen prophylaktisch entgegen zu wirken, ist es wichtig, dem Jugendlichen Verantwortung und Pflichten zu übertragen, seine Lebensprobleme und die daraus resultierenden Gefühle ernst zu nehmen. Vorbeugen ist besser als heilen.