Gewalt an Frauen und Mädchen muss sich entschieden entgegengestellt werden!
Symbolfoto: HL · Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen. Der Lübecker Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Jasper Balke, sagte gestern: “Gewalt an Frauen und Mädchen ist ein gesellschaftliches Problem, dem sich die Zivilgesellschaft und politische Akteure entschieden entgegenstellen müssen!Im vergangenen Jahr wurden beinahe täglich Frauen und Mädchen in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts ermordet. Die Hälfte dieser 360 Femizide wurden von Partnern oder Ex-Partnern begangen. Hinzu kommt, dass alle drei Minuten Frauen und Mädchen häusliche Gewalt erleiden und täglich 140 Frauen und Mädchen Opfer sexualisierter Übergriffe werden, wie der Lagebericht zur geschlechtsspezifischen Gewalt des Bundeskriminalamtes zeigt.
Diese zunehmende Tendenz von Gewalttaten resultiert auch aus der strukturellen Benachteiligung und Abwertung von Frauen und Transpersonen. So stimmen laut der Leipziger Autoritarismus Studie 2024 mehr als 20% der Befragten der Aussage zu: “Frauen übertreiben ihre Schilderungen über sexualisierte Gewalt häufig, um Vorteile aus der Situation zu schlagen.” Insbesondere rechtsextreme Parteien und Gruppierungen fördern mit ihrem antifeministischen Weltbild diesen Missstand. Die Folge sind eine Delegitimation der Betroffenen und eine Verharmlosung von sexualisierter Gewalt.
Femizide, geschlechtsspezifische Übergriffe und die sprachliche Abwertung von Frauen, Mädchen und Transpersonen sind erschreckend und nicht hinnehmbar. Es braucht einen Wandel in der strukturellen Benachteiligung von Frauen, Mädchen und nicht binären Personen und mehr Engagement zum Schutz vor geschlechtsbezogener Gewalt!
Der heutige Tag gegen die Gewalt an Frauen soll auf diese untragbaren Zustände aufmerksam machen und zur Enttabuisierung geschlechtsbezogener Gewalt beitragen. Aus diesem Grund erleuchten in Lübeck und vielen weiteren Orten heute Gebäudefassaden in Orange und weitere Aktionen sorgen in den kommenden Tagen für Aufklärung über Gewalt an Frauen.
Neben diesem zivilgesellschaftlichen Engagement braucht es jedoch weitere, überparteiliche Kraftanstrengung der politischen Verantwortlichen mit dem Ziel einer vollständigen Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. In Schleswig-Holstein gehen wir mit dem fortwährenden Aufbau eines Kompetenzzentrums gegen Gewalt an Frauen und Mädchen seit 2022 bereits einen guten Weg und fördern die Organisationsberatung zu sexualisierter Gewalt, klären über Belästigung am Arbeitsplatz auf und bieten Schulungskonzepte an. Die hohe Nachfrage der Beratungen zeigt die Notwendigkeit dieser wichtigen Bildungs- und Präventionsarbeit, aber unterstreicht noch einmal, wie verbreitet frauen- und queerfeindliche Denkmuster in unser Gesellschaft sind.
Damit wir in Schleswig-Holstein, aber auch darüber hinaus neben der wichtigen Präventions- und Beratungsarbeit auch den Schutz von Betroffenen vorantreiben können, muss im Bundestag noch in dieser Legislatur das von Bundesfamilienministerin Lisa Paus vorgelegte Gewalthilfegesetzt beschlossen werden. Ziel ist dabei eine finanzielle Unterstützung für Frauenhäuser, welche in Lübeck wie im ganzen Norden regelmäßig an ihre Aufnahmekapazitäten stoßen. Während die FDP in der zuletzt gescheiterten Ampelregierung nicht bereit war, für die notwendigen Haushaltsmittel den Weg frei zu machen, appelliere ich daher nun an die Unions-Fraktion dem Vorschlag von SPD und Grünen zuzustimmen.
Der heutige Tag gegen Gewalt an Frauen ist Anlass genug, um ein gemeinsames Zeichen zu setzen. Der dramatische Lagebericht des BKA muss eine Mahnung an uns alle sein, sich entschieden gegen jede Form von geschlechtsspezifischer Gewalt zu stellen und für eine Gleichberechtigung aller Geschlechter einzutreten.
Ich danke dem Lübecker Frauenbüro, dem Aktionsbündnis Lübeck wird Orange und allen weiteren Akteur*innen, die sich im Rahmen des Aktionstages engagieren für Ihren Einsatz.”
Weitere Informationen über Aktionen im Rahmen des Aktionstags gegen Gewalt an Frauen finden sich im Frauenpolitischen Newsletter des Lübecker Frauenbüros:
https://bekanntmachungen.luebeck.de/dokumente/d/1846/inline
Informationen und Kontaktdaten zur Hilfe für Betroffene finden auf der Website des Hansestadt Lübeck:
https://www.luebeck.de/de/rathaus/verwaltung/frauenbuero/beteiligung-an-netzwerken-und-projekten/gewalt-gegen-frauen/index.html
Lagebericht zur geschlechtsspezifischen Gewalt des Bundeskriminalamtes 2023:
https://www.bka.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/Kurzmeldungen/241119_BLBStraftatengegenFrauen2023.html