Grüne legen Vorschläge zur Stärkung der Lübecker Innenstadt vor
Grüne legen Vorschläge zur Stärkung der Lübecker Innenstadt vor – Die Lübecker Bürgerschaftsfraktion der GRÜNEN hat zum Jahresanfang Vorschläge unterbreitet, wie die Attraktivität der Lübecker Innenstadt weiter gesteigert werden kann. Diese sollen vor einer endgültigen Verabschiedung eines Konzepts im weiteren Verlauf des Jahres mit ExpertInnen und Interessengruppen diskutiert werden.
Hierzu erklären die Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Thorsten Fürter und Silke Mählenhoff:
„Wenn die Lübecker Innenstadt im Konkurrenzkampf mit Einkaufszentren auf der ‚Grünen Wiese‘ und dem boomenden Online-Handel bestehen will, müssen wir ihre Attraktivität erhöhen. Unser Konzept sieht vor, dem Beispiel anderer Städte zu folgen, und den Verkehr erheblich zu beruhigen. Lübeck muss seine Stärke als Handelszentrum im historischen Umfeld künftig voll ausspielen.
Zentrales Element unserer Vorschläge ist die Befreiung der Königsstraße vom Durchgangsverkehr. Trotz aller Maßnahmen bleibt die Königsstraße wegen des Durchgangsverkehrs heute deutlich unter ihrem Potenzial. Einen Bereich in der Mitte der Altstadt zwischen Breite Straße und Königsstraße zu schaffen, der komplett verkehrsberuhigt ist, wäre ein städtebaulicher Meilenstein. Wir würden einen Bereich schaffen, der mitten im Weltkulturerbe zum Flanieren einlädt.
Unser Konzept sieht vor, dass die Mobilität in der Innenstadt trotz einer Sperrung der Königstraße verbessert wird. So soll der Busverkehr im Zentrum auf anderen Linien erhalten und durch eine Anbindung der Kanalstraße auch der nördliche Teil besser versorgt werden. Um das Umsteigen vom Auto auf den Bus gerade am Wochenende für Familien zu erleichtern, wollen wir für Samstage probeweise ein Ein-Euro-Ticket einführen. Die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad wollen wir durch zentrale Abstellflächen und eine Aufwertung der ‚Fahrradstraße‘ stärken. Für BewohnerInnen der Innenstadt sollen alle Zufahrtsmöglichkeiten mit dem Auto erhalten bleiben.
Das Konzept wurde von einer Arbeitsgruppe der Fraktion im Anschluss an einen öffentlichen Kongress zur Zukunft der Innenstadt erarbeitet. Die Fraktion will im Jahr 2016 die Diskussion über Mobilität im Zentrum führen. Wir werden dafür ergebnisoffen den Dialog mit Menschen, Unternehmen und Interessengruppen suchen.“
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Verkehrskonzept Innenstadt “Besser für alle” Stand Januar 2016
Vorbemerkung
Die Innenstädte stehen unter Druck. Die Ausweitung von Verkaufsflächen auf der „Grünen Wiese“ und die zunehmende Bedeutung des Internethandels führen in vielen Städten zu erheblichen Leerständen bei den Geschäften und weniger Besucherinnen und Besuchern. Dank einer attraktiven Altstadt steht Lübeck noch vergleichsweise gut da, aber auch hier macht sich die zunehmende Konkurrenzsituation bemerkbar. In der Diskussion über Antworten ist häufig schnell von mehr Parkflächen für Autos die Rede. Aus unserer Sicht ist dies ein falscher Ansatz, da er die Attraktivität der Altstadt mindert und nicht steigert. Wir wollen das Jahr 2016 dazu nutzen, über Ziele und Vorschläge eines Verkehrskonzepts für die Innenstadt zu diskutieren. Es entspricht unserem Politikverständnis, dass wir mit unseren Vorschlägen zunächst die öffentliche Diskussion und das Gespräch mit Betroffenen suchen, z. B. AnwohnerInnen, Geschäftsleuten, Radfahr- und Carsharingverbänden oder der Stadtverkehr GmbH. Erst danach soll ein Verkehrskonzept der Fraktion für die Altstadt endgültig verabschiedet werden.
Wir wollen die Verkehre in der Altstadt so organisieren, dass folgende Ziele erreicht werden:
⦁ Gute Erreichbarkeit für Menschen und Wirtschaftsgüter
⦁ Beruhigung des Verkehrs; Komfortsteigerung für FußgängerInnen, RadfahrerInnen und öffentlichen Nahverkehr
⦁ Steigerung der Umweltqualität durch Reduzierung von Immissionen (Abgase, Feinstaub, Lärm) und Gesundheitsrisiken
⦁ Steigerung der Attraktivität als Lebensraum für die AnwohnerInnen, für Geschäftsleute, Gewerbetreibende und KundInnen als Mitte des Oberzentrums Lübeck und für TouristInnen als Reise- und Einkaufsziel
Um diese Ziele zu erreichen schlagen wir folgende Einzelmaßnahmen zur Diskussion vor:
⦁ Sperrung der Königsstraße ab Wahmstraße für den motorisierten Durchgangsverkehr.
⦁ Raumgewinn durch den Abbau aller Parkplätze in der Königstraße.
⦁ Verbleibende Verkehre werden in der Königstraße nach dem Prinzip des Shared Space organisiert (Lieferverkehr mit klar gekennzeichneten Lieferstreifen weiter möglich).
⦁ Prüfung der Führung des innerstädtischen Busverkehrs über Schüsselbuden als Ausweichroute für die hierfür entfallende Königstraße.
⦁ zusätzliche Anbindung der Kanalstraße an den Busverkehr.
⦁ Zufahrt zu den Rippenstraßen (Hüxstraße, Fleischhauer Straße, Dr.-Julius-Leber-Straße) nur noch in elektronisch gesicherter Weise für AnwohnerInnen zugänglich.
⦁ Beruhigung der Wahmstraße/Krähenstraße durch bauliche Veränderungen.
⦁ Einführung eines Leihcycle-Sytems.
⦁ Mehr Fahrradparkplätze in der Innenstadt, zB auf dem Schrangen.
⦁ Stärkung des KWL-Parkhauses “Am Burgtor” statt Neubaus in der “Fährstraße”. Falls Parkraum nördlich der Altstadt trotzdem erhöht werden muss, wird ein Bau unterhalb des Gustav-Radbruch-Platzes bevorzugt.
⦁ Fahrradstraße von St.-Annen-Straße bis Burgtor vom Autoverkehr befreien (gesichert durch versenkbare Poller) und dortiges Kopfsteinpflaster vollständig abschleifen.
⦁ In den Rippenstraßen und am Koberg das Kopfsteinpflaster wo erforderlich abschleifen oder abfüllen.
⦁ Absenkung der Bordsteine, wo noch nicht geschehen (etwa Königstraße, nördliche Breite Straße).
⦁ Investitionsplanung für eine ansprechende Straßengliederung und ansehnliche Straßen- und Wegebeläge (Beispiele: Welterbe- und Hansestadt Wismar, in Lübeck: Fleischhauerstraße).
⦁ Probeweise Einführung eines Tagestickets für 1 Euro in der Zone 6000 an Samstagen.
⦁ Ausweitung des AnwohnerInnenparkens auf die Randbereiche der Altstadt (Hauptbahnhof, Viertel Falkenwiese), wenn verwaltungsrechtlich zulässig.
⦁ Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit auf der gesamten Altstadt und auf der Wallstraße und der Falkenstraße.
⦁ Weitere Temporeduzierungen durch Spielstraßen und Shared Space sollen möglich bleiben. Deren Ausweitung (z. B. in der Beckergrube) ist zu prüfen.
⦁ Bau der Stadtgrabenbrücke.