Handel in Lübeck zieht G7-Bilanz: Leere Straßen und leere Kassen
Zweieinhalb Tage war die Lübecker Innenstadt wegen des Treffens der G7 Außenminister im Ausnahmezustand. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Auch wer offen hatte, machte kaum Umsatz. Im Wesentlichen lief alles friedlich. Dennoch gingen einige Schaufenster zu Bruch oder wurden beschmiert.
„Das brauchen wir nicht noch einmal in der Innenstadt.“ Das ist das nüchterne Fazit des Einzelhandelsverband Nord (EHV Nord) und der meisten Einzelhändler in der Lübecker Altstadt nach dem G7 Treffen der Außenminister. „Zum Glück sind die Tage überwiegend friedlich und reibungslos verlaufen. Der Polizei und allen, die hierfür im Einsatz waren gebührt Dank und Anerkennung. Das war eine gute Leistung“, sagt Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des EHV Nord. „Aber das hätte alles einfacher, deutlich kostengünstiger und mit weniger Beeinträchtigung für Handel, Gewerbe und Anwohner ablaufen können. Als Händler verstehe ich nicht, warum als Tagungsort Lübecks verwinkelte Altstadt mit Insellage und aktuell vielen Baustellen gewählt wurde. Es gibt doch so viele solitär gelegene Guthäuser und Hotelanlagen in unserer Region, die für ein solch hochkarätiges Treffen geeignet wären“, sagt Hans-Jürgen Frick, Inhaber von Frick Moden und Vizepräsident des EHV Nord.
Der Handel in der Innenstadt kann diese beiden Tage abschreiben. Der Umsatz blieb nahezu bei Null. Aus Sorge um ihre Mitarbeiter und ihre Kunden blieben viele Geschäfte geschlossen. Wer nicht musste, blieb daheim oder verließ vorzeitig sogar ganz die Stadt. Die ohnehin schon schwierige Verkehrssituation Lübecks hat sich aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen nochmals weiter verschärft. In der Altstadt ging gar nichts mehr.
„Die Erwartungen einiger unverbesserlicher Optimisten, dass von dem Treffen schöne Bilder Lübecks um die Welt gehen und scharenweise Gäste und Touristen anlocken, ist unrealistisch. Bilder von Polizisten in voller Montur und vermummte Demonstranten wirken mehr abschreckend als einladend“, sagt Frick. „Ein solches Aufgebot hochkarätiger Staatsleute mit höchster Sicherheitsstufe erfordert einen extrem großen Aufwand, um die Sicherheit und Unversehrtheit sowohl der Politiker als auch der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Es bleibt uns die Hoffnung, dass sich dieser immense Aufwand zumindest für ein bisschen nachhaltigen Frieden in der Welt gelohnt hat“, so Frick.