Hans-Gerd Gieleßen ging nach 17 Jahren als LHG-Geschäftsführer in den Ruhstand Ulfbenno Krüger seit 1. April bei der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH
Hans-Gerd Gieleßen, seit dem 1. Juni 1994 einer von zwei Geschäftsführern der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG), ist am 30. April 2011 mit dem erreichen der Altersgrenze bei der LHG ausgeschieden. Gieleßen, geboren in Mülheim/Ruhr, wurde am 11. April dieses Jah-res 65 Jahre alt. Am Montag, 16. Mai, verabschiedete sich der langjährige Geschäftsführer in der Schiffergesellschaft zu Lübeck offiziell bei über 200 geladenen Gästen, darunter Konsuln, Repräsentanten aus Wirtschaft, Häfen und Logistik sowie aus Politik, Verwaltung, Behörden und Organisationen.
Bereits seit dem 1. April ist Ulfbenno Krüger neuer LHG-Geschäftsführer. Er war zuletzt seit 2005 im Arriva Konzern, einem der größten Verkehrsdienstleister Europas mit 42.000 Mitar-beitern/innen, in unterschiedlichen Funktionen beschäftigt. Insbesondere übte er die Funktion des Finanzdirektors / Geschäftsführers Finanzen bei der Arriva Deutschland GmbH aus. Zu-letzt war er als Projektdirektor bei der Muttergesellschaft Arriva PLC für europaweite Projekte zuständig.
Wie auch in der Vergangenheit wird damit die LHG weiterhin von 2 Geschäftsführern gleich-berechtigt geleitet. Während Ulfbenno Krüger sich dem kaufmännischen und administrativen Bereich widmet, ist mit dem Wechsel innerhalb der Geschäftsführung Heinrich Beckmann für die Bereiche Vertrieb und Betrieb verantwortlich, dem bisherigen Arbeitsfeld von Hans-Gerd Gieleßen.
Mit Hans-Gerd Gieleßen ging ein Geschäftsführer in den Ruhestand, der die Geschicke der LHG wie kaum ein anderer beeinflusst hat. Dies zeigt nicht zuletzt ein Vergleich der Zahlen von 1994 und 2010. 1994 wurden bei der LHG 18,4 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Dar-unter 1,9 Mio. Tonnen Papier und 446.000 Trailer-Einheiten. Der Umsatz lag bei 60 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr schlug die LHG 24,5 Mio. Tonnen um, davon 3,34 Mio. Tonnen Papier und 710.000 Trailer Einheiten. Der Umsatz der LHG und ihrer Tochterfirmen hat sich mit 123 Mio. Euro (2010) mehr als verdoppelt. Die Zahl der Arbeitsplätze lag 1994 inklusive Hafenbe-triebsverein (HBV) bei 690. 2010 beschäftigte die LHG-Gruppe inklusive HBV ca. 1000 Men-schen.
Nach einer Ausbildung zum Reederei- / Schifffahrts- und Speditionskaufmann war Gieleßen zwei Jahre Reedereivertreter der Hugo Stinnes Transozean Schifffahrt in Libreville, Gabun. Anschließend begann er ein Wirtschaftsstudium in Bochum/Dortmund mit Abschluss zum Dip-lom-Betriebswirt. Ab 1973 war er bei Hapag Lloyd in der Unternehmensplanung und als Rep-räsentant in Korea und Singapur angestellt, danach als Marketingleiter in der Fern-Ost-Fahrt in Hamburg. Anschließend wurde er Mitbegründer und Geschäftsführer der Senator Line in Bremen. 1994 erfolgte dann der Wechsel zur LHG.
Die Projekte und Aufgaben, die er für den Lübecker Hafen entwickelte und wahrnahm sind ebenso zahlreich wie erfolgreich. So setzte er sich frühzeitig für eine Intensivierung der Kon-takte mit der Papierindustrie ein. Die LHG schloss, für ein Hafenunternehmen damals einzig-artig, enge Kooperationsverträge mit den großen finnischen und schwedischen Papierherstel-lern, die ihre Logistik zunehmend auf Lübeck ausrichteten. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Lübeck heute der größte Papierhafen Europas ist.
Gieleßen kümmerte sich intensiv um die Umgestaltung der LHG zur Logistik-Gruppe. Zum Bespiel durch Gründung von Tochtergesellschaften und Beteiligungen wie der LHG Service- Gesellschaft (SG) oder des Speditions- und Distributionsunternehmens, European Cargo Lo-gistics (ECL). Stets bestrebt, den Bahnanteil im Lübecker Modal Split deutlich zu erhöhen, sorgte er für den Bau des KV-Terminals am Skandinavienkai. Die 2003 erbaute und von der LHG-Beteiligung Baltic Rail Gate betriebene Anlage operiert wie auch die anderen Tochterun-ternehmen höchst erfolgreich. Der Aufstieg der LHG vom reinen Hafenbetreiber zu einem Lo-gistik-Dienstleister mit Full-Service-Angebot ist eng mit dem Namen Gieleßen verknüpft.
Der massive Ausbau des Skandinavienkais mit einer Erhöhung der Anlegerzahl von acht auf neun, mit modernen Doppelrampen-Systemen, einem komplett neuen Gate und dem 2006 in Betrieb genommenen Hafenhaus wurde maßgeblich von Gieleßen initiiert und geprägt. Eben-so der Bau des neuen Seelandkais und der Ausbau der Hallenkapazitäten am Terminal Schlu-tup und am Nordlandkai.
LHG-Aufsichtsratsvorsitzender Björn Engholm: „Neben hoher Fachkompetenz und dem Ge-spür für Innovationen und Visionen strahlt Hans-Gerd Gieleßen stets eine große menschliche Wärme sowie den ihm eigenen Humor und besondere Freundlichkeit aus. Er schaffte es wie kein anderer zuvor, zu den Kunden nicht nur gute Geschäftsbeziehungen zu pflegen, sondern sie sich zu echten Freunden zu machen. Ein Beitrag zum LHG-Erfolg, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.“
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe und Georg Kulenkampff, Repräsentant des LHG-Mitgesellschafters RREEF, lobten das Engagement und die Innovationskraft Gieleßens, ohne dessen Wirken der Hafen nicht seine heutige herausragende Stellung hätte.
Auch künftig will Hans-Gerd Gieleßen noch mehrere Beiratsposten beibehalten und Ge-schäftskontakte pflegen. Aber auch privat hat er sich einiges vorgenommen. So will er alte Freunde in Fernost und Amerika besuchen und mit dem Fahrrad die frühere Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR befahren. Zudem hat Hans-Gerd Gieleßen (verheiratet, ein erwachsener Sohn) als Hobbies Motorradfahren, Bergwandern und Golfen.
