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„HOTSPOT28“ fördert die Beweidung von Salzwiesen

Biodiversitäts- und Klimaschutz verbinden: Das hat sich der „HOTSPOT28“ zur Aufgabe gemacht. Das Projekt kann nun auf der Insel Poel die erste Maßnahme umsetzen. Die beiden Landwirte Paul und Thomas Haß beweiden – mit finanzieller Unterstützung aus Projektmitteln – Salzwiesen entlang der westlichen Kirchsee mit ihren schottischen Hochlandrindern. Dadurch sollen Voraussetzungen geschaffen werden, damit sich seltene Pflanzen dort künftig ansiedeln und außerdem Brutgebiete für Rotschenkel, Austernfischer oder Kiebitze entstehen.

„Wir freuen uns, dass wir jetzt an unserem ersten praktischen Beispiel zeigen können, was wir unter anderem auf der Insel Poel vorhaben, um dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken und die Effekte des natürlichen Klimaschutzes zu fördern. Schön, dass unsere Bemühungen und Kontakte zu den Landwirten hier vor Ort nun zum ersten Ergebnis geführt haben“, sagt Dr. Matthias Braun, Vorstand des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer e. V. und Koordinator des „HOTSPOT28 – Natürlicher Klimaschutz im Norden“. Das Gebiet des „HOTSPOT28“ – einer der bundesweit 30 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) für besonders hohe biologische Vielfalt ausgewählten Regionen – ist 700 Quadratkilometer groß und reicht von der Hansestadt Lübeck in Schleswig-Holstein entlang der westmecklenburgischen Ostseeküste bis ins Salzhaff nach Rerik. Noch heute finden sich in diesen Küstenbereichen wichtige Bestände typischer Ostseelebensräume, die für die Zukunft bewahrt und optimiert werden sollen.

Salzwiesen sind attraktive Flächen für Brutvögel

Im Übergang zwischen Meer und Land werden Salzwiesen regelmäßig überflutet, wodurch sich eine einzigartige Vegetation sowie wichtige Brutgebiete herausbilden. Durch eine Beweidung mit Rindern können Flächen, die sich in einem schlechten Zustand befinden, sehr gut renaturiert werden. Die Viehtritte sorgen beispielsweise für eine Verfestigung der Böden, was nicht nur den Torfaufbau fördert und damit wichtige CO2-Speicher entstehen lässt. Durch die Beweidung und dem damit verbundenen Verbiss entwickeln sich die Flächen auch (wieder) zu wichtigen Bruthabitaten von Wat- und Wasservögeln wie Rotschenkel, Austernfischer oder Kiebitze sowie zu Böden auf denen spezielle Pflanzen wie Strand-Wegerich, Grasnelke oder Englisches Löffelkraut gedeihen können.

„Wir wollen naturnah bewirtschaften“

Paul Haß, gemeinsam mit seinem Vater Thomas Haß Landwirt im Nebenerwerb auf der Insel Poel, freut sich, dass er, entsprechend der Vereinbarung, entlang der westlichen Kirchsee auf rund 13 Hektar durch die Beweidung mit seinen insgesamt 18 schottischen Hochlandrindern seinen Teil zum natürlichen Klimaschutz beitragen kann. In den letzten Jahren waren die Wiesen dadurch, dass sie nicht mehr beweidet wurden, in einen schlechten Erhaltungszustand gerutscht. „Wir wollen die naturnahe Bewirtschaftung unterstützen“, betont der 25-jährige. „Früher waren hier bereits offene Flächen. In den letzten Jahren ist leider sehr viel verschilft“, ergänzt sein Vater. Die Hochlandrinder sind sehr robust, verbringen das gesamte Jahr draußen und eignen sich dadurch optimal für den entsprechenden Einsatz. Bereits seit 1998 hält die Familie diese besondere Rinderrasse. Aus einem Hobby ist inzwischen ein ansehnlicher Mutterkuhbetrieb geworden. Dabei werden die Rinder zu einem kleineren Teil auf eigenen, zum Großteil jedoch auf gepachteten Flächen gehalten. In diesem Jahr konnte ein weiteres Grundstück in Kirchdorf von der Kirchengemeinde bzw. der Gemeinde Insel Poel gepachtet werden.

Die Vereinbarung, die Paul und Thomas Haß im Rahmen des Projekts getroffen haben, läuft vorerst für drei Jahre, wie Caroline Oevermann, zuständig für den Agrarnaturschutz im „HOTSPOT28“ erläutert. Dann könne man sehen, inwieweit sich Flora und Fauna dort entwickelt haben. Alle Beteiligten hoffen, dass die Maßnahme nach Ablauf der drei Jahre verlängert werden kann. Das Projekt „HOTSPOT28“ läuft insgesamt sechs Jahre, bis September 2030.

Hintergrund

Verbundpartner des Projekts „HOTSPOT28“ sind der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e. V. mit Sitz in Lübeck-Kücknitz und einem neuen Büro auf der Insel Poel, der BUND Mecklenburg-Vorpommern e. V., die Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV, die Gemeinde Ostseebad Insel Poel und die Hansestadt Lübeck.

Im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz wird das Projekt „HOTSPOT28“ durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) gefördert und kofinanziert durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) mit Mitteln des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern (LM MV) sowie durch das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur Schleswig-Holstein (MEKUN).