IHK-Umfrage: Wirtschaft Norddeutschlands bekräftigt Forderung nach A 20-Ausbau
- Verkehrsinfarkt droht: 80 Prozent der Unternehmen in Norddeutschland sehen die aktuelle Infrastruktur als überlastet an.
- A 20 als wirtschaftlicher und ökologischer Impulsgeber: Der Ausbau verspricht eine bessere Erreichbarkeit (85 Prozent), verlässlichere Termine (84 Prozent) und weniger CO2-Ausstoß (75 Prozent).
- Standorttreue gefährdet: Jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) erwägt eine Verlagerung ohne A 20; 6 Prozent haben dies bereits beschlossen.
- Forderung nach sofortigem Handeln: Die IHKs fordern von der Politik schnellere Planfeststellungsverfahren, gesicherte Finanzierung und zügigen Baubeginn.
- Fast 430 Mitgliedsunternehmen beteiligen sich an A 20-Umfrage von acht norddeutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs)
Acht Industrie- und Handelskammern Norddeutschlands haben die Ergebnisse ihrer aktuellen A 20-Umfrage vorgestellt. Die Befragung unter den Mitgliedsunternehmen zwischen Emden und Flensburg zeigt den dringenden Handlungsbedarf beim Ausbau der Autobahn. Vier von fünf Unternehmen (80 Prozent) klagen über eine Überlastung der bestehenden Infrastruktur. Für ein Drittel der Befragten führt kein Weg an Hamburg vorbei; ein weiteres Drittel ist auf die Fähre Glückstadt-Wischhafen angewiesen.
„Die aktuelle Verkehrssituation ist unhaltbar“, betont Knud Hansen, Vize-Präsident der IHK Schleswig-Holstein, stellvertretend für die an der Umfrage beteiligten IHKs. „Wir können es uns nicht leisten, dass Unternehmen aufgrund fehlender Infrastruktur abwandern oder sich gar nicht erst in Norddeutschland ansiedeln.“
Die Wirtschaft sieht den Ausbau der A 20 als Schlüsselprojekt für die Zukunftsfähigkeit der Region. 85 Prozent der Unternehmen erwarten durch die A 20 eine bessere Erreichbarkeit für Kunden und Lieferanten. Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) erwarten Vorteile für ihre Distribution, indem sie Waren einfacher und effizienter ausliefern können. Auch die Termintreue würde sich laut 84 Prozent der Befragten verbessern.
Über den rein wirtschaftlichen Nutzen hinaus wird die A 20 auch als Beitrag zum Klimaschutz bewertet. Drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) gehen von einem geringeren CO2-Ausstoß durch kürzere und direktere Fahrtwege sowie weniger Staus aus. Zwei Drittel (65 Prozent) nennen den Klimaschutz als ein Argument für den Bau.
Die Umfrage unterstreicht die Dringlichkeit des A 20-Ausbaus: Fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) erwägt eine Verlagerung, sollte die Autobahn nicht realisiert werden. 6 Prozent haben diese Entscheidung bereits getroffen; weitere 17 Prozent denken konkret darüber nach. Besorgniserregend ist die große Zahl an Unternehmen (23 Prozent), die unentschlossen sind. „Diese Unternehmen sitzen auf gepackten Koffern. Die A 20 ist zwar nicht für alle Unternehmen gleich wichtig, aber für diejenigen, die sie brauchen, ist sie von strategischer Bedeutung. Diese Relevanz nimmt zu, je näher man an der geplanten Trasse sitzt, wie die höhere Umfragebeteiligung und Betroffenheitswerte in Schleswig-Holstein und Niedersachsen zeigen“, so Hansen.
Angesichts der Umfrageergebnisse richten die norddeutschen IHKs einen dringenden Appell an die Politik. „Die Zeit des Zögerns muss vorbei sein. Jetzt brauchen wir Entscheidungen und vor allem: Taten“, fordert Hansen. Konkret verlangen die IHKs schnellere Planfeststellungsverfahren, eine gesicherte Finanzierung und einen zügigen Baubeginn.
„Die nächsten zwei Jahre werden zur entscheidenden Phase für die A 20“, so Hansen. Große Hoffnungen setzen die IHKs in die baldige Neuwahl des Deutschen Bundestages und die Bildung einer neuen Bundesregierung mit einer positiveren Einstellung zum Neubau von Infrastruktur. Die IHKs appellieren an die Politik, die notwendigen Schritte einzuleiten, um das Potenzial Norddeutschlands auch als Logistik- und Energiewendedrehscheibe auszuschöpfen. „Offshore-Windanlagenbauer, Wasserstoffproduktion, Batteriewerke, neue Technologiefirmen: Sie alle brauchen eine verlässliche, leistungsfähige Verkehrsanbindung. Die A 20 ist deshalb nicht nur ein Verkehrsprojekt – sie ist ein entscheidender Baustein für das Gelingen der Energiewende in ganz Deutschland.“
Die IHK zu Kiel, die Handelskammer Bremen, die IHK Elbe-Weser, die IHK Flensburg, die Handelskammer Hamburg, die IHK zu Lübeck, die Oldenburgische IHK sowie die IHK für Ostfriesland und Papenburg haben ihre Mitgliedsunternehmen zwischen dem 26. August und dem 20. September zu den erwarteten Auswirkungen der Realisierung beziehungsweise Nicht-Realisierung der A 20 befragt. Insgesamt 429 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt; ein Schwerpunkt lag auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen.