IHK-Unternehmer-Befragung: Standortattraktivität in Schleswig-Holstein verbesser
Die große Mehrheit der Unternehmen ist mit den regionalen Standortbedingungen in Schleswig-Holstein zufrieden.Für die IHK Schleswig-Holstein ist dieses Ergebnis auch eine Bestätigung des intensiven Eintretens der schleswig-holsteinischen Industrie- und Handelskammern für den Wirtschaftsstandort und die in den letzten Jahren erreichten Verbesserungen. „Wir fühlen uns in unserem Kurs bestätigt, auch wenn die positiven Ergebnisse zu einem gewissen Teil damit zu erklären sind, dass die Unternehmen angesichts der zwischenzeitlich deutlich verbesserten Konjunkturlage eher geneigt sind, auch die Standortbedingungen in einem günstigeren Licht zu sehen“, so Dr. Jörn Biel, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, „insbesondere hinsichtlich der Höhe der kommunalen Steuern, Gebühren und Abgaben sowie der Leistungsfähigkeit der Behörden sehen die Unternehmen aber weiterhin Handlungsbedarf. Diese Themen bleiben für uns auf der Tagesordnung, “ so Dr. Biel. Die IHK Schleswig-Holstein hat im Juni und Juli 2006 eine breit angelegte Umfrage zur Standortattraktivität durchgeführt. Die Unternehmen wurden zu ihren Einschätzungen über die Qualität und Attraktivität ihres Standortes befragt; landesweit beteiligten sich über 600 Unternehmen. Der Fragenkatalog war wortgleich mit der Umfrage vor 4 Jahren, um vergleichbare Aussagen zu erhalten.
Zu den „harten“ Standortfaktoren im Einzelnen (in Klammern jeweils Umfrageergebnisse 2002):
Regionale Rahmenbedingungen insgesamt
Ein Drittel der befragten Unternehmen beurteilt die regionalen Rahmenbedingungen am Unternehmensstandort als gut und knapp die Hälfte als befriedigend. Damit hat sich die Standortzufriedenheit der Unternehmen gegenüber der Umfrage 2002 deutlich verbessert. Es zeigt sich aber auch, dass zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen deutliche Unterschiede bestehen. Spitzenreiter bei den positiven Bewertungen sind die Dienstleistungsunternehmen, gefolgt von der Industrie. Nicht ganz so zufrieden sind die Bauwirtschaft und der Einzelhandel. Verbessert haben sich auch die Urteile der Unternehmen des Verkehrsgewerbes.
Veränderung der regionalen Rahmenbedingungen insgesamt
73 % der befragten Unternehmen stellen fest, dass sich die regionalen Rahmenbedingungen am Standort ihres Unternehmens in den letzten drei Jahren nicht verändert haben. Mit 16 %, die von einer Verschlechterung sprechen, überwiegen die negativen Urteile knapp die positiven von 11 %. Erfreulich ist allerdings, dass sich die Ergebnisse im Vergleich zur letzten Umfrage leicht verbessert haben.
Regionale Verkehrsinfrastruktur
Die regionale Verkehrsinfrastruktur in der Region wird von 64 % (65 %) der Unternehmen als gut bzw. befriedigend beurteilt. Der Bau einiger Ortsumgehungen und die verbesserte überregionale Anbindung durch die A 20 sind hier positiv zu vermerken. Jeder fünfte Betrieb hält die regionale Verkehrsinfrastruktur allerdings nur für ausreichend oder schlecht – ein Hinweis auf den angesichts leerer öffentlicher Kassen bestehenden Investitions- bzw. Reparaturstau.
Technologietransfer/Hochschulkooperation
Wie schon vor 4 Jahren stuft gut die Hälfte der Antwortenden den Standortfaktor Technologietransfer/Hochschulkooperation als für ihr Unternehmen relevant ein. Dabei zeigt sich, dass in Branchen wie etwa der Investitionsgüter-Industrie, in denen dieser Standortfaktor als besonders wichtig angesehen wird, die Unternehmen ganz überwiegend ihre Zufriedenheit zum Ausdruck bringen.
Qualität der Bildungseinrichtungen
Die Qualität der schleswig-holsteinischen Bildungseinrichtungen wird von über zwei Dritteln der Unternehmen mit gut bzw. befriedigend beurteilt und hat sich gegenüber der letzten Umfrage noch leicht verbessert. Hier zeigt sich, dass Schleswig-Holstein z. B. mit den Aktivitäten der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein GmbH wie auch mit allen anderen Bildungsangeboten gut ausgestattet ist. Negative Urteile werden deshalb nur vereinzelt abgegeben.
Verfügbarkeit/Kosten von Gewerbeflächen
Diese Frage wird von den Unternehmen ähnlich positiv beantwortet wie die nach der Qualität der Bildungseinrichtungen – ein Beweis für die erfolgreiche Arbeit und Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderungseinrichtungen auf Landes- und regionaler Ebene. Das Angebot an Gewerbeflächen für potenzielle Investoren in Schleswig-Holstein ist ganz überwiegend sichergestellt.
Höhe kommunaler Steuern, Gebühren und Abgaben
Schon bei der letzten Umfrage fielen die Urteile zu dieser Frage eindeutig schlechter aus als bei den vorhergehenden. Nur 6 % der befragten Unternehmen geben hier das Urteil sehr gut bzw. gut ab. Demgegenüber urteilen 17 % der Unternehmen mit schlecht, empfinden also die Höhe der kommunalen Steuern, Gebühren und Abgaben als zu hoch. Es ist zwar auch bei dieser Frage im Vergleich zur letzten Umfrage eine leichte Verbesserung festzustellen, trotzdem besteht weiterhin deutlicher Handlungsbedarf, um im Wettbewerb der Regionen und Standorte bestehen zu können bzw. sich besser zu positionieren.
Leistungsfähigkeit kommunaler Behörden
Auch bei dieser Frage zeigen die Ergebnisse eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten Umfrage. 61,9 % (52,2 %) der Unternehmen beurteilen die Leitungsfähigkeit ihrer kommunalen Behörden mit befriedigend und besser, 9,3 % (13,9 %) mit schlecht; es bleibt also trotzdem noch einiges zu. Besonders die Bauwirtschaft und der Einzelhandel würden sich hier Verbesserungen wünschen.
Nähe zu Lieferanten/Kunden/Partnern
Zwar sind die Urteile der Unternehmen bei dieser Frage überwiegend gut oder befriedigend. Auffällig ist aber, dass es im Gegensatz zu allen anderen Standortfaktoren hier gegenüber der letzten Umfrage zu einer etwas ungünstigeren Beurteilung durch die Unternehmen kommt. Dies ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass sich Schleswig-Holstein auch nach der letzten Erweiterung der Europäischen Union in einer Randlage zu den großen Kontinentalmärkten befindet und alles daransetzen muss, durch eine Verbesserung der überregionalen Verkehrsanbindungen diesen Standortnachteil zu kompensieren.
Attraktivitätssteigerung des Standorts Deutschland
Noch deutlicher als vor vier Jahren mahnen die Unternehmen als dringlichste Maßnahme eine Senkung bzw. Vereinfachung der Sozialbeiträge und Steuern an. Für sehr wichtig halten die Unternehmen auch ein verbessertes Angebot an Fachkräften. Dieser Wunsch hat auch angesichts des demographischen Wandels gegenüber der letzten Umfrage enorm an Bedeutung gewonnen. Die Modernisierung des Bildungssystems und die Flexibilisierung des Arbeits- und Tarifrechts bleiben unverändert ganz oben auf der Wunschliste der Wirtschaft zur Attraktivitätssteigerung des Standorts Deutschland