Die Wahlen dauern noch weitere drei Wochen – für Christen eine angespannte Zeit
Wahlkampfreden heizen Stimmung gegen religiöse Minderheiten an (Open Doors, Kelkheim) – Vom 19. April bis zum 1. Juni finden in Indien die landesweiten Parlamentswahlen statt. Im Zuge des Wahlkampfes hat die Zahl antichristlicher Übergriffe spürbar zugenommen. Die Wahlkampfreden enthalten nicht nur Angriffe auf politische Gegner, sondern auch religiöse Minderheiten wie Christen oder Muslime werden dabei regelmäßig zum Ziel von Hassreden. Nachfolgend eine kleine Auswahl der jüngsten Vorfälle, bei denen Christen die Folgen des aufgeheizten Klimas zu spüren bekamen.
Massiver Druck auf Christen, zum Hinduismus zu konvertieren
Pastor Ravi* wurde zusammen mit einigen anderen Christen aus Zentralindien von religiösen Extremisten brutal angegriffen. Die Angreifer beschuldigten sie, Menschen bekehrt zu haben. Daraufhin verhaftete die Polizei die Christen. Nach einem Monat wurden sie alle gegen Kaution freigelassen. Später versammelten sich extremistische Hindus in Ravis Dorf und verlangten von den Christen, ihren Glauben aufzugeben. Andernfalls würden sie geächtet und man würde ihnen den Zugang zu Wasser und Strom abschneiden. Dem Nachrichtenportal ETV Bharat zufolge setzten die Extremisten die Christen in dem Dorf so lange unter Druck, bis sich 152 von ihnen zum Hinduismus bekannten. Viele haben jedoch an Jesus festgehalten. Einige haben sich aus Angst zurückgezogen, andere haben das Dorf verlassen und sind mit ihren Familien in benachbarte Orte gezogen, um dem Druck zu entgehen. Die derzeitige Situation ist angespannt.
Ein Partner von Open Doors, Rahul Singh*, sagt: „In jedem Dorf werden Extremisten mit der Hindutva-Ideologie indoktriniert und für die Durchführung von Bekehrungen ausgebildet. Wir versuchen, die christliche Gemeinschaft mit Programmen und Schulungen zur Vorbereitung auf die Verfolgung zu erreichen. Die Kirche braucht weiterhin unser Gebet und unsere Unterstützung, um in schwierigen und herausfordernden Zeiten standhaft zu bleiben.“
Jeden Tag Vorfälle – kein einziger Staat für Christen sicher
Im Bundesstaat Punjab wurden Pastor Ramandeep* und sein Bruder Amandeep* wegen ihres Glaubens und ihres Dienstes von Sikh-Extremisten angegriffen. Ramandeep arbeitet seit 13 Jahren in diesem Ort. Seit sechs Monaten wird er von Extremisten bedroht und aufgefordert, seine Gemeindearbeit einzustellen. Amandeep wurde im vergangenen Monat auf dem Weg zu seiner Arbeit von 5–6 Extremisten zur Rede gestellt und mit Schwertern und Messern angegriffen. Ramandeep hörte den Aufruhr und stürzte los, um seinen Bruder zu verteidigen. Dabei erlitten beide so schwere Verletzungen an den Händen, dass einige ihrer Finger fast abgetrennt wurden.
Priya Sharma*, eine Partnerin von Open Doors, berichtet: „Jeden Tag werden Vorfälle gemeldet. Christen werden in ganz Indien verfolgt. Es gibt keinen einzigen Staat, der für sie sicher ist. Pastoren und andere Gläubige werden angegriffen, bedroht und unter falschen Anschuldigungen verhaftet, während Kirchen und christliche Einrichtungen angegriffen oder zur Schließung gezwungen werden. Der Hass und die Diskriminierung gegen die christliche Gemeinschaft sind ungebrochen.“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Indien an 11. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.