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Politik & Wirtschaft

Insel-Gentrifizierung stoppen: Mehr Steuerungsmöglichkeiten bei Zweitwohnungen schaffen

 

„Da leisten sich Menschen meist leerstehende Zweitwohnungen, wo andere wegen Wohnraummangel  gezwungen sind aufs Festland zu ziehen. An manchen Orten hat diese Entwicklung perverse Ausmaße angenommen. Wohnen ist auf Sylt und anderswo unbezahlbar geworden. Die Folge ist ein Niedergang der gesellschaftlichen und sozialen Infrastruktur. Es ist richtig dass die Politik hier mehr Handlungsmöglichkeiten braucht um beispielsweise Bruchteilseigentum und den zunehmenden Ausverkauf unserer Inseln  verhindern zu können“, so Landessprecher Jens Schulz.

Schon länger setzt sich DIE LINKE beispielsweise für eine Reform des §22 des Bau-Gesetzbuches ein. Hier könnte der Begriff „Bruchteilseigentum“ passend eingefügt werden, um der Kommune planerische Eingriffsmöglichkeiten zu liefern. Der entsprechende Beschluss des Parteivorstandes aus 2014 findet sich hier: http://www.die-linke.de/partei/organe/parteivorstand/parteivorstand-2014-2016/beschluesse/insel-gentrifizierung-stoppen/

Hintergrund:

Gentrifizierung ist nicht mehr nur ein urbanes Phänomen. Auch ländliche Regionen mit Fremdenverkehrsfunktion können Opfer dieses Strukturwandels sein. Hierbei sind insbesondere die deutschen Inseln – allen voran Sylt – unter Druck geraten.

Seit den siebziger Jahren sind auf den Inseln zunehmend Ferienwohnungen entstanden, die zum großen Teil von Auswertigen gekauft und als Zweitwohnung eigengenutzt worden sind. Dies führt in der Folge zu aus der urbanen Gentrifizierungsforschung bekannten Effekten. Investoren sahen zunehmend Chancen zu Wertsteigerungen. Die Immobilienpreise und damit auch die Mieten für Dauerwohnraum steigen. Finanziell schlechter gestellte MieterInnen können bei der Entwicklung nicht mehr mithalten, eingesessene Eigentümer verkaufen. Die Bevölkerungszahlen sinken.

In der dieser Folge kommt es zu einem Niedergang gesellschaftlicher Infrastruktur. In Orten wie Keitum auf Sylt sind ganze Straßenzüge im Winter dunkel, weil dort niemand mehr wohnt. Einrichtungen wie Schulen, Kitas und Kindergärten können nicht mehr betrieben werden, genauso wie Sportvereine oder freiwillige Feuerwehren mangels Mitglieder verschwinden. Die Nahversorgung wird eingeschränkt, da der Einzelhandel höchstens noch während der Saison Gewinn erwirtschaftet. Bauland ist Mangelware und damit dem notwendigen Neubau von sozial verträglichem Dauerwohnraum entzogen. Das Verhältnis von Dauerwohnraum zu Zweitwohnungen gerät aus dem Gleichgewicht.