Internationaler Museumstag: Umfangreiches Lübecker Angebot

Im Mai 2006 wird der Internationale Museumstag weltweit zum 29. Mal gefeiert, die Museen in Deutschland werden dieses Ereignis am Sonntag, 21. Mai, begehen. Selbstverständlich beteiligt sich auch die Hansestadt Lübeck mit ihren Museen an diesem Museumstag.
Vom International Council of Museums, ICOM, 1977 ins Leben gerufen, will diese Initiative Museen und ihren Mitarbeitern in aller Welt die Möglichkeit bieten, gemeinsam auf die Bedeutung ihrer Arbeit als Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben hinzuweisen. Das Thema des Internationalen Museumstages 2006 lautet „Museen und junge Besucher“ (Museums and Young People).
Die Museen präsentieren sich mit vielfältigen Aktivitäten einer breiten Öffentlichkeit als Foren der Begegnung und der Bildung – auch und gerade eines jungen Publikums. Das Museum als Bildungs- und Erlebnisraum sensibilisiert für die verschiedensten Fragestellungen und Zusammenhänge, öffnet Horizonte und weckt Neugierde. Junge Besucher kommen ins Museum, um Neues kennen zu lernen, sich zu entspannen und zu unterhalten, aber auch um nachzudenken, sich zu bilden oder einen ästhetischen Genuss zu erleben. Lübeck besitzt eine einmalige Museumslandschaft, die jungen Besuchern viel zu bieten hat: Spannendes und Unterhaltsames von der Lübecker Mumie in der Völkerkundesammlung bis zur lebendigen Darstellung von Lebens- und Arbeitsbedingungen im Hochofenwerk in Herrenwyk, von der SportsGeist-Ausstellung im Buddenbrookhaus, die sonst so ferne Geistesriesen zum Beispiel auf dem Fußballplatz zeigt, bis hin zum St. Annen Museum, wo man an diesem besonderen Tag hört, wie Mädchen dort als junge Nonnen vor 500 Jahren gelebt haben – und vieles, vieles mehr! Am Internationalen Museumstag ist der Eintritt und die Teilnahme an allen Aktivitäten für alle Besucher, groß und klein, frei!
Alle Angebote der Häuser:
* Geschichtswerkstatt Herrenwyk, Kokerstraße 1 – 3, 14 Uhr: Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Leben und Arbeit in Herrenwyk“ mit Dr. Wolfgang
Muth.
* Buddenbrookhaus, Mengstraße 4, 11 Uhr: Literarischer Spaziergang durch das Lübeck Heinrich und Thomas Manns.
* Buddenbrookhaus, 15 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung „SportsGeist. Dichter in Bewegung“ mit Jan Bovensiepen. Die Ausstellung „SportsGeist. Dichter in Bewegung“ versammelt Dokumente der Leidenschaft von Schriftstellern für den Sport und solche, die sich kritisch mit ihm auseinandersetzen. Gruppiert um verschiedene Schauplätze und Mythen des Sports – vom Kult der Geschwindigkeit über die einsamen Heldentaten des Alpinismus bis zu den Kämpfen in Stadien und im Sportpalast – veranschaulichen die Zeugnisse die ganze Vielfalt des Sports: Er bringt die Dichter in Bewegung. Im Zentrum stehen Fotografien von Schriftstellerinnen und Schriftstellern beim Sport. Zusammen mit Zitaten aus ihren Essays, Gedichten, Romanen und Dramen, ergänzt durch Hörstationen an und auf Sportgeräten, eröffnet sich so ein neuer Blick auf das Verhältnis von Sport und Geist: „SportsGeist“ als Ansporn und kreative Herausforderung.
* Kulturforum Burgkloster, Hinter der Burg 2 – 6, 11.30 Uhr: Führung mit Annelies Hölscher durch die Frühjahrsschau der Lübecker Maler und Bildhauer „Kopf“. Von der ägyptischen Portraitskulptur über die Kopfphantasien Arcimboldos bis zu den gemalten Sektionen Bacons, neolithische Schädelplastiken, Kopfmotive auf Totempfählen in British Columbia und japanische Mo-Maske – der kunsthistorische Rahmen, in dem sich die diesjährige Frühjahrsausstellung der Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer mit dem Thema Kopf einordnet, ist immens. Demgegenüber die allgegenwärtige, Aufmerksamkeit heischende Präsenz der banalen Seite des Themas: auf Wahlplakaten die endlosen Reihen parteiübergreifend lächelnder Politikerköpfe, die Titelblattmasken der Illustrierten und Modejournale, die Chimärenköpfe der Werbung – in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Ausstellung.
* Kulturforum Burgkloster, 13 Uhr: Ausstellungsmacher Ulrich Liebe führt durch die Ausstellung „Ich war nie ein Star. Günther Lüders – Schauspieler, Regisseur, Rezitator“. Die Ausstellung befasst sich mit dem aus Lübeck stammenden Schauspieler Günter Lüders (1905 – 1975). Bisher noch nicht öffentlich gezeigte, seltene kulturhistorische Dokumente über seine Theater- und Filmtätigkeit wie Fotos, Briefe, Verträge und Plakate sowie persönliche Gegenstände aus seinem Privatbesitz geben einen lebendigen Einblick in das Leben des beliebten und unvergessenen Künstlers.
* Kulturforum Burgkloster,15 Uhr: Führung (mit Lichtbildern) für Kinder von acht bis zwölf Jahren „Leben im Mittelalter“ mit Heinz-Joachim Dräger.
* Museum für Natur und Umwelt, Musterbahn 8, 11.30 und 15.30 Uhr: Einführung in die Ausstellung „Neobiota – Aliens im Vorgarten“ mit Dr. Wolfram Eckloff und Diplom-Biologin Johanna Prinz. Die Ausstellung informiert über Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen, die durch den Menschen in für sie neue Lebensräume gebracht werden, also plötzlich in fremden „Vorgärten“ auftauchen. Die „Neuen“ oder „Aliens“ wie beispielsweise Marderhund, Herkulesstaude („Riesenbärenklau“) oder Wollhandkrabbe können Lebensräume verändern.
* Museum für Natur und Umwelt, 10 bis 16 Uhr: Kinder basteln chinesische Wollhandkrabben und starten mit ihnen einen Wettlauf. Sie können wasserlebende „Aliens“ angeln oder sich als farbenprächtige Gelbhaubenamazone (ein Vogel) schminken. „Aliens“ gibt es auch in der Küche! Die Kinder stellen ein „Alien-Menü“ zusammen und können „Alien-Memory“ spielen. Weiterhin sind die Kinder eingeladen ihr Wunsch-Natur-Museum zu entwerfen. Der Förderverein des Museums für Natur und Umwelt rundet das Programm mit einem Infostand und einem Bücherflohmarkt ab. Zur Erholung locken im Walbaum-Café der Arbeiterwohlfahrt leckere „Alien“-Kartoffelpuffer und Kaffee und Kuchen – das Café ist von 11 bis 20 Uhr geöffnet.
* Völkerkundesammlung, Parade 10 (Zeughaus am Dom), 11 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Japan – Traditionen zwischen Zeiten und Welten“ mit Brigitte Templin M.A. Die in zehn Themenbereiche unterteilte Ausstellung bietet einen Einblick in Traditionen eines vielfältigen und vielschichtigen Landes, die seit Jahrhunderten Europäer fasziniert und inspiriert haben. Die Völkerkundesammlung zeigt aus ihrem 1000 Objekte umfassenden Japanbestand mehr als die Hälfte dieser Werke in der Ausstellung.
* Völkerkundesammlung, 13 bis 14 Uhr: „Wir lernen Hieroglyphisch“ für Kinder (sieben bis zwölf Jahre) mit Brigitte Templin M.A. (begrenzt auf 20 Kinder)
* Völkerkundesammlung, 14 bis 15 Uhr: Kinder führen Kinder durch das Museum unter anderem mit Philip Brozio (elf Jahre) und Isabelle Brozio (neun Jahre)
* Völkerkundesammlung, 15 bis 16.30 Uhr: Teezeremonie für Kinder (sieben bis zwölf Jahre) mit Kay-Peter Suchowa. Die Teezeremonie ist seit dem 8. Jahrhundert nachweisbar. Es gibt im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Weisen, Tee zu trinken, die immer mehr verfeinert werden. Vorläufer der sogenannten Teezeremonie kommen gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit dem Zen-Buddhismus aus China nach Japan und werden dort hauptsächlich in den Klöstern gepflegt. Die eigentliche Kulturform der Tee-Kunst entsteht unter der Herrschaft des Kriegerstandes. Der Dichter, Maler und Tee-Meister Noami (1394 – 1471) kreiert den „Stil des Tees im Studierzimmer“ und stellt Regeln für die Ausstattung der Räume, die Handhabung der Tee-Utensilien und das Verhalten der Gäste während der Zusammenkunft auf. Als Vater der eigentlichen Teezeremonie gilt aber der Zen-Mönch Murata Juko (1422 – 1502). Er verkleinert den Teeraum und legt eine Feuerstelle für ein versenktes Holzkohlebecken in den Boden. So kann der Gastgeber erstmals eigenhändig vor den Augen der Gäste den Tee zubereiten. Juko spricht von einem Tee-Weg, chado, der letzten Endes eins sei mit dem Zen-Weg und abseits von Pracht und Luxus in Schlichtheit vor sich gehen solle. Meditative Haltung und ein Gefühl des Einsseins und der Harmonie sollten eine neue Form des Teetrinkens bestimmen.
* Kunsthalle St. Annen, St.-Annen-Straße 15, 10 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Marwan – Khaddousch oder das unbekannte Frühwerk“ mit Dr. Thorsten Rodiek. Diese Ausstellung mit dem unbekannten Frühwerk des Künstlers wurde gemeinsam mit der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur in Berlin und dem Lindenau-Museum in Altenburg konzipiert und realisiert. Die graphischen Arbeiten werden noch durch eine Reihe von Ölbildern aus dieser Zeit sinnvoll ergänzt. Vom 1934 in Damaskus geborenen und heute in Berlin lebenden Maler Marwan präsentiert die Kunsthalle rund 140 frühe Graphiken und Aquarelle und neun Gemälde. In seinen ungewöhnlichen Arbeiten zeigt der im September 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande durch den Bundespräsidenten ausgezeichnete Maler seine Traumvisionen von menschlichen Gesichtern, Paaren und Landschaften, die sowohl die Auseinandersetzung mit der Kunst der Gegenwart, als auch die mit seiner syrischen Heimat erkennen lassen.
* St. Annen-Museum, St.-Annen-Straße 15, 12 Uhr: Führung „Die jungen Nonnen im Kloster St. Annen“ mit Dr. Hildegard Vogeler.
* Museum Behnhaus/Drägerhaus, Königstraße 9 – 11, 15 Uhr: Eine Führung für junge Leute mit Dr. Brigitte Heise
* Museum Holstentor, Holstentorplatz, 15 Uhr: Führung durch die Ausstellung
„Die Macht des Handels“
Alle Museen öffnen um 10 Uhr. Um 17 Uhr schließen folgende Häuser: Kulturforum Burgkloster mit Museum für Archäologie, Museum für Natur und Umwelt, Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk, Völkerkundesammlung. Bis 18 Uhr sind geöffnet: Buddenbrookhaus, Günter Grass-Haus, Museum Holstentor, St. Annen-Museum, Kunsthalle St. Annen und das Museum Behnhaus/Drägerhaus.









