Irak: Christen kehren nach Karamles zurück
Irak: Christen kehren nach Karamles zurück
Sicherheitsbedenken bleiben, Christen hoffen auf die internationale Gemeinschaft
(Open Doors, Kelkheim) – Ein Jahr nach der Befreiung des nordirakischen Karamles von den Truppen des IS erwacht die Stadt langsam zu neuem Leben. Auf die zurückkehrenden Flüchtlinge warten gewaltige Herausforderungen, der Wiederaufbau steht noch am Anfang. Doch obwohl viele ehemalige Bewohner mit ihrer Rückkehr weiterhin zögern, strahlt Pastor Thabet, ein ortsansässiger Geistlicher und Rückkehrer der ersten Stunde, große Zuversicht aus.
Die Zahl der Rückkehrer wächst
Als Pastor Thabet im November 2016 wieder in seiner teilweise zerstörten Heimatstadt eintraf, richtete er zuallererst ein Kreuz auf einem Hügel vor den Toren der Stadt auf, das von jedem Haus aus zu sehen ist. Die Kirche war beschädigt, wird aber wieder repariert. Bis zur vollständigen Vertreibung des IS waren immer wieder Detonationen von den nahen Kämpfen zur hören. Dennoch hat Pastor Thabet die geflohenen Familien unermüdlich ermutigt, die Stadt wieder aufzubauen und sich neu hier anzusiedeln. Einzelne folgten seinem Ruf, unter ihnen auch die Familie des 12-jährigen Noeh (Open Doors berichtete), die im August 2014 aus Karamles geflohen war. Das Referendum der Kurden am 25. September weckte neue Ängste im Blick auf die künftige Entwicklung der Sicherheitslage (Open Doors berichtete), so dass im Umfeld dieses Datums keine Familien mehr eintrafen. Doch kurz danach setzte der langsame Zustrom wieder ein, so dass Pastor Thabet im Gespräch mit Open Doors unlängst freudig verkündete: „Die Zahl der zurückkehrenden Familien wächst von Tag zu Tag!“
Viele Christen flohen lange vor Ankunft des IS
Was viele Christen unter den ehemaligen Bewohnern der Ninive-Ebene dennoch von einer Rückkehr abhält, erklärt Amer*. Er stammt aus der Nähe von Mossul und beobachtete bereits lange vor der Ankunft des IS eine Zunahme extremistischer Positionen und damit der Feindseligkeit gegen Christen in seiner Stadt: „Es waren nicht die Gebäude oder andere sichtbare Dinge, die sich veränderten. Aber in den Herzen der Menschen geschah eine Veränderung.“ Bis zum Jahr 2014 flohen über einen Zeitraum von zehn Jahren annähernd eine halbe Million Christen aus dem Irak.
Die ungewisse Zukunft der Kurdengebiete und die angespannte Sicherheitslage bleiben belastend. Dennoch betont Pastor Thabet im Blick auf die Christen vor Ort: „Wenn die internationale Gemeinschaft und die irakische Regierung sich zu uns stellen, unsere Rechte gewährleisten und unsere Identität schützen, wird die Zukunft sehr, sehr gut werden.“
Noch bis Ende November läuft eine von Open Doors initiierte Petition, die genau dieses Anliegen in das Bewusstsein der UN und der dort vertretenen Regierungen rücken will. Sie ist Teil der aktuellen Hilfskampagne „Hoffnung geben“ für Syrien und den Irak.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt der Irak aktuell Platz 7 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
*Name aus Sicherheitsgründen geändert
Quellen: World Watch Monitor, Open Doors
Einen aktuellen Kurzfilm aus Karamles mit Pastor Thabet finden Sie hier