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Politik & Wirtschaft

Katja Rathje-Hoffmann zu TOP 37 und TOP 40: Mehrgenerationenhäuser sind das Stiefkind von SPD, Grünen und SSW

Die Träger der 13 Mehrgenerationenhäuser in Schleswig-Holstein sind sehr beunruhigt. Warum diese Beunruhigung – fragt man sich – es läuft doch alle sehr gut vor Ort in den Einrichtungen – in den Häusern. Wir können es uns schon fast alle denken und erahnen – es geht ums Geld und darum, wie es nach 2016 weitergehen soll.Wie die Finanzierung durch den Bund, die Kommunen und das Land künftig erfolgen soll.

Was machen die Mehrgenerationenhäuser in Deutschland und speziell, was machen sie hier bei uns in Schleswig-Holstein und seit wann? 2006 begann die erfolgreiche Initiative der Bundesregierung mit der ersten Förderperiode und 500 teilnehmenden Einrichtungen im ganzen Bundesgebiet.

Am Beispiel der Großfamilie und durch das selbstverständliche Geben und Nehmen zwischen Menschen jedes Alters wurde das Zusammenleben in diesen Häusern organisiert. Flächendeckend entstand eine neue und dringend benötigte soziale Infrastruktur, die bis heute erfolgreich ist.

Erfolgreich auch, weil diverse soziale Handlungsfelder immer im Vordergrund stehen: Eltern – Kind – Zentren, Familienbildungsstätten, Selbsthilfeberatungsstellen, Seniorentreffs und ganz viele generationenübergreifende Aktivitäten von Jung und Alt – für Jung und Alt.

Vier Generationen unter einem Dach mit vielfältigen Angeboten – Notfall- und Randzeitenbetreuung von Kleinstkindern, vielen Freiwilligenengagements bis hin zum offenen Tagestreff für alte Menschen.

Dieses Projekt war so erfolgreich, dass sich 2012 eine weitere Förderperiode anschloss und das etablierte Prinzip „Mehrgenerationenhaus“ fortgeführt, weiterentwickelt und ergänzt wurde hin zu den weiteren Themenbereichen:

Alter und Pflege, Integration und Bildung, die Vermittlung von haushaltsnahen Dienstleistungen, und freiwilligen Engagements.
Mehrgenerationenhäuser sind fest in die jeweils örtliche soziale Infrastruktur integriert. Sie sind ein wichtiger sozialer Pfeiler für alle Generationen.

Am Beispiel des Mehrgenerationenhauses Oase in Bad Oldesloe sehen wir, wie gut und wie wichtig diese Art der Einrichtung ist. Die Oase Oldesloe ist fester Partner der Stiftung „Beruf und Familie“ und zuständig für die Notfallversorgung in Sachen Kinderbetreuung im Kreis Stormarn. Allein im Jahr
2014 gab es 120 Notfallbetreuungen und 33 Einsätze zu Sonderzeiten–Betreuung. Mit steigender Tendenz. Zudem ist die Oase Trägerin der offenen Ganztagsbetreuung an zwei städtischen Grundschulen.

Dieses sind nur einzelne Beispiele die ganz deutlich machen, wie wichtig und unverzichtbar Mehrgenerationenhäuser auch bei und in Schleswig-Holstein sind.

Es gibt zig erfolgreiche Beispiele rund um das Leben aller Generationen bei uns. Mehrgenerationenhäuser sind aus den gesellschaftlichen und sozialen Strukturen nicht mehr wegzudenken. Sie sind schlicht unentbehrlich. Umso seltsamer ist die von vielen Beteiligten geäußerte Meinung, Mehrgenerationenhäuser könnten so etwas wie ein „Stiefkind“ dieser Regierungskoalition hier in Schleswig-Holstein sein.

Woran kann es liegen? Doch nicht etwa daran, dass es sich hier um eine Initiative der früheren Familienministerin Ursula von der Leyen handelt?

Man weiß es nicht. Klar ist nur, das die Einrichtungen eine klare und verlässliche Perspektive dringend brauchen – und das so schnell wie möglich. Aktuell laufen die Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern über eine dauerhafte Fortsetzung der Finanzierung nach 2016.
Wir fordern die Landesregierung auf, sich nachdrücklich aktiv zu beteiligen.

Für das Weiterbestehen dieser wichtigen Säule in der sozialen Gesellschaft auch nach 2016. Für das Weiterbestehen der Mehrgenerationenhäuser.