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Kultur & Wissenschaft

Lesung von Christoph Peters: „Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung“

Es war ein interessanter Auftakt der Lesereise um den Preis der LiteraTour Nord 2010/2011. Am letzten Montag las Christoph Peters in der Lübecker Buchhandlung Weiland aus seinem jüngst bei Luchterhand, München, erschienenen Erzählband „Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung“. Nach seinem hochgelobten Roman „Mitsukos Restaurant“ jetzt ein Band mit bestechenden Erzählungen. In ihnen beweist Peters die ganze Bandbreite und Virtuosität seines Schaffens. Sie sind Photographen, Schüler, Studenten, Zeichner, Werbedesigner, Mafiakuriere, Finanzjongleure. Sie sind vielleicht manchmal Träumer oder Eigenbrötler, aber sie kommen zurecht. Bis unverhofft etwas Verstörendes geschieht, das sie in einen Abgrund der Verwirrung stürzt. Mal sind es bizarre Ereignisse, mal sind es nur die Liebe und Leidenschaft, die ihnen jegliche Orientierung rauben und ihnen neue Räume und Wirklichkeiten eröffnen. Aber gleichgültig, ob sie die Herausforderungen des Unbekannten als bedrohlich empfinden oder als zutiefst verlockend, eines ist gewiß: Eine einfache Rückkehr in die altvertraute Ordnung der Dinge kann es danach nicht mehr geben.

Auf faszinierende Weise umkreist Christoph Peters` zweiter Erzählband jene Themen, die ihn seit seinem ersten Roman „Stadt Land Fluss“ beschäftigen : die burlesken Irrungen und Wirrungen der Liebe etwa, die Faszination durch fremde Kulturen oder die Suche nach spiritueller Erkenntnis und Wahrheit. In dreizehn ungewöhnlichen Geschichten zeigt Peters, dass er nicht nur ein großer Romancier ist, sondern auch ein Meister der kurzen Form, dass er das Komische ebenso beherrscht wie das Ernste, das Leichte ebenso wie das Schwere, das Phantastische ebenso wie das Alltägliche.

Die literarischen Miniaturen sind oft skurril, grotesk, drollig, humorvoll hintergründig, doppeldeutig und paradox. Sie sind von einem magischen Realismus und einigen surrealistischen Passagen geprägt. Einige Geschichten zählen zum Genre der Popliteratur, die auf dem Prinzip der Demonstration oder Montage von Vorgefundenem und präfabrizierten Fertigteilen beruht, indem sie banale Objekte des Massenkonsums durch Isolierung oder Reihung verfremdet und kombiniert. Die Prosa kreist oft virtuell um ein entleertes postmodernes Ich und erinnert an filmische Sequenzen.

Christoph Peters, geboren 1966 in Kalkar, studierte Malerei in Karlsruhe. Er ist u.a. Autor von bislang vier Romanen- zuletzt „Mitsukos Restaurant“ (2009), der Erzählung „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“ sowie des Erzählungsbandes „Kommen und gehen, manchmal bleiben“. 2004 hatte er die Poetik-Dozentur der Universität Mainz inne und erhielt 2009 den Rheingau-Literaturpreis. Christoph Peters lebt heute in Berlin.
Der Autor wurde schließlich mit viel Beifall bedacht.
Lutz Gallinat