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Kultur & Wissenschaft

Lesung von Franziska Neufeld und Fabian Rose in Lübeck

tbf211010_Lutz Gallinat_Freywald_004aEs war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Matinee im gut gefüllten Lübecker „Alten Zolln“. Der 287.“Literarische Frühschoppen“ des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V.“ stand am 27.April 2014 als Auftaktveranstaltung unter dem Motto „Junge Autoren des Lübecker Autorenkreises stellen sich vor“. Franziska Neufeld, Rostock, las zunächst nach einführenden Worten des 1.Vorsitzenden Klaus Rainer Goll aus ihrem zweiten Lyrikband „Nach außen“, in dem „die individuelle Freiheit der Selbstfindung“ durch das lyrische Wort vermittelt wird. Die Gedichte sind feinsinnig, intellektuell, akrobatisch und artifiziell. Die Autorin bietet subtile Reflexionen über die Zeit und das Wort, interessante Erinnerungen und originelle Momentaufnahmen. Die Lyrik ist psychologisch reizvoll und teilweise expressiv und ekstatisch. Mit einer kühnen Metaphorik und phantasmagorisch wird die Ausdrucks- und Wahrnehmungsfähigkeit gesteigert.

In ihrem philosophisch inspirierten  Prosatext „Geschäftswelt“ analysierte Franziska Neufeld  phänomenologisch und soziologisch das Verhöltnis zwischen Raum und Menschen. Scharfzüngig, zeit- und gesellschaftskritisch attackierte sie Kapitalismus und Ausbeutung. Der anschauliche, lebendige und spannende Text erinnert an filmische Sequenzen. In einem weiteren authentischen und dokumentarischen Prosatext beklagt die Autorin Leid, Schmerz, Trauer und Zerstörung. Sie sei in der Wiege Europas aufgewachsen, blicke aber verständnislos nach Russland. Sie plädierte für Humanität und Toleranz. Auch die nachfolgende Generation solle sich für die Zukunft einsetzen.

Franziska Neufeld, 1990 in Lübeck geboren, lebt seit 2010 in der Hansestadt Rostock. Sie studierte Philosophie und Religion im Kontext an der Universität Rostock. Die Autorin veröffentlichte in dem Bereich Belletristik, darunter zahlreiche Publikationen in Anthologien. Sie ist Mitglied im „Verband Schriftsteller in Schleswig-Holstein e.V.“
Fabian Rose gelangen in seiner Erzählung „A pistol in Paris“ gute Psychogramme. Mit einem starken Erzählsog gestaltet der Schriftsteller phantasievoll eine virtuelle Realität. Die Geschichte, die um das Identitätsproblematik kreist und das Ich hintergründig spiegelt, besitzt einen hohen Unterhaltungswert. Die Lyrik Roses ist partiell balladesk und enthält treffisichere Reime und ideenreiche Bilder. Die skurrilen, grotesken und bisweilen auch bizarren Verse erinnern an Ringelnatz und Morgenstern. Mit einem überlegenem Humor bürstet Fabian Rose manchmal auch gegen den Strich. In einem Ausschnitt aus einem noch unveröffentlichtem Romanmanuskript gewährt der Autor einen Einblick in sein seelisches Interieur. Fragend und bohrend gestaltete er psychologisch reizvoll die Beziehungsprobleme junger Leute.
Franziska Neufeld und Fabian Rose wurden nach einer regen Diskussion unter der Leitung Klaus Rainer Golls mit sehr viel Beifall bedacht.
Lutz Gallinat