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Kultur & Wissenschaft

Lesung von Klaus Rainer Goll in der Lübecker Hanse-Residenz

Am 22.Mai 2014 bot Klaus Rainer Goll in der reichlich gefüllten Hanse-Residenz Lübeck  nach einführenden Worten von Birgit Kubasch unter dem Motto „Begegnungen mit Katia Mann“ eine Lesung aus Briefen, Tagebüchern und dem Katia Mann gewidmeten Lyrikband „Windstunden“ mit Bildreproduktion der Originale. Die ausdrucksvollen und bilderreichen Gedichte aus „Windstunden“ enthalten reizvolle surrealistische und expressionistische Wendungen. Eine kühne Metaphorik und enigmatisch-kryptische Formulierungen prägen die Lyrik, die reich an farbigen Impressionen ist. Der Autor, der kunstvoll den Weg von Natur- zur Gedankenlyrik beschreitet, reflektiert feinsinnig den poetologischen Prozess. Die akrobatischen, artifiziellen und intellektuellen Poeme enthalten interessante Montagen und Collagen. Parallelen zu Golls geistigen Weggefährten nelly Sachs und Paul Celan werden in der Lyrik sichtbar, die Traum, Trance und das Unbewusste originell und phantasievoll zum Ausdruck bringt.

Von 1970 bis zu ihrem Tod 1980 stand Klaus Rainer Goll im Briefwechsel mit Katia Mann (1883-1980) , der er den 1973 erschienenen Lyrikband „Windstunden“ gewidmet hatte: „Es war so ein schöner, liebenswerter Gedanke von Ihnen, mir ihr erstes Buch zu widmen. Vieles hat mich berührt. Ich empfinde den Besitz ihres Buches als eine erfreuliche Bereicherung“, schrieb Katia Mann in einem Brief.

1975 sind sich Katia Mann und Klaus Rainer Goll persönlich begegnet, als Thomas Mann in Lübeck die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Wahr ist aber auch, was Hans Wisskirchen schreibt: „Es ist beinahe rührend zu lesen, wie fast jeder der danach bis zu ihrem Tode geschriebenen Briefe Katia Manns mit der Formel schließt: „Wenn Sie ihr Weg in den Süden führt, lieber Herr Goll, dann schauen Sie in Kilchberg vorbei.“ Der Lübecker Dichter tat es nicht. Er hielt den Kontakt auf eine andere Weise, einer literarischen, die sich in Briefen, Gedichten und Prosastücken äußerte, z.B. über das schwierige Verhältnis Thomas Manns zu Knut Hamsun. Jahre später nach dem Tode Katia Manns  kam er dann doch noch zusammen mit Lisa Dräger zu Golo Mann in das Kilchberger Haus am Zürichsee.
Klaus Rainer Goll würdigte vor allem auch die Verdienste Katias um die Familie und die Literatur. Er erhielt für seinen besonders wegen der Lichtbilder, der Fotos, seiner eigenen hervorragenden Zeichnungen und der Verlesung von Briefen anschaulichen, lebendigen und interessanten Vortrag nach einer regen Diskussion von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern sehr viel Beifall.
Lutz Gallinat