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Kultur & Wissenschaft

Lesung von Martin Walser in Lübeck

tbf211010_Lutz Gallinat_Freywald_004aMartin Walser ist einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller der Gegenwart. Der „Meister der Schreib- und Empfindungskunst“, so die „Süddeutsche Zeitung“,  war Gastdozent an internationalen Universitäten und wurde mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Ob zeitkritischer Roman oder engagiertes Schauspiel, politisches Statement oder provokante Rede: Martin Walser, heute 86 Jahre alt, sorgte in seinem Leben oft für sehr kontroverse Diskussionen. Am 24.Juni 2013 las der Schriftsteller im Rahmen der 2003 von Günter Grass initiierten erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Lübecker Literarisches Colloquium“ des Günter Grass-Hauses in Kooperation mit der Universität zu Lübeck, das im Sommersemester 2013 unter dem Motto „Unerhörte Begebenheiten“ – „Meisterwerke novellistischer Erzählkunst“ stand, nach einführenden Worten Prof.Dr.Dr. Peter Schmuckers, Lübeck, und des Seminarleiters Dr. Dieter Stolz, Berlin, ebenfalls unter dem Motto „Unerhörte Begebenheiten“ im reichlich gefüllten Audimax der Universität zu Lübeck aus seinem 2012 bei Rowohlt, Hamburg, erschienenen Roman „Das dreizehnte Kapitel.“
So beschwingt, schalkhaft und verführerisch hat Martin Walser lange nicht mehr geschrieben. Ein großartiges Buch. Mit diesem furiosen Buch hat der Autor der Literatur über die Liebe eines ihrer schönsten, wahrsten und schmerzlichsten Kapitel geschenkt. Das dreizehnte Kapitel ist von vollendeter Exzentrizität. Das Exzentrische des Romans wirkt begeisternd, frisch- erfrischend schräg. Wieder schlicht irre und hinreißend.
Nach eigenen Angaben brachte die Lektüre von Hölderlin, Schiller und Kafka Martin Walser in jungen Jahren zur Literatur. Zunächst studierte er jedoch Theologie, später dann auch Philosophie, Literaturwissenschaften, Psychologie und Anglistik. 1951 promovierte er über die epische Dichtung Franz Kafkas.
Vom Start ins professionelle Schriftsteller-Leben erzählt eine Anekdote: Als junger Reporter beim Süddeutschen Rundfunk wird Walser im Jahr 1951 zu einer Tagung der „Gruppe 47“ geschickt. Dieser erstmals 1947 von Hans Werner Richter eingeladene Kreis deutscher Schriftsteller stellte in jährlichen Zusammenkünften seine aktuellen literarischen Werke zur Diskussion. Richter besucht den Reporter im Übertragungswagen und fragt, wie es denn laufe. Walser antwortet: „Technisch einwandfrei. Aber was da gelesen wird, das kann ich besser.“ Zwei Jahre später wird er zur „Gruppe 47“ eingeladen- und wegen seiner zu stark an Kafka orientierten Texte von den Schriftstellerkollegen verrissen. Es dauerte noch einmal zwei Jahre, bis Martin Walser in die Liga der ersten deutschen Autoren aufgenommen wurde. Für seine Erzählung „Templones Ende“ erhielt er 1955 den Preis der „Gruppe 47.“
Der Schriftsteller wurde schließlich mit lang anhaltendem Beifall bedacht.
Lutz Gallinat