Lübeck kämpft für seine Uni
St. Petri ist Lübecks Universitätskirche. Wir unterstützen den Kampf um Lübeck als Medizin-Standort und Universitätsstadt. Die Universität ist nicht nur für die wirtschaftlichen Zusammenhänge, sondern auch für die geistige Identität unserer Stadt ein unverzichtbarer Lebensnerv. Darum fordern wir: Lübecks Uni muss bleiben! Und wir initiieren und unterstützen Veranstaltungen und Aktionen, die dem Erhalt unserer Universität dienen.
———Ansprache zur Fotoaktion „Lübeck kämpft“, St. Petri, 15. Juni 2010
LN Foto – ©Lutz Rößler |
Und der Engel führte mich auf einen Berg und zeigte mir die Stadt in all ihrer Pracht. Ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, klar wie Kristall. Und ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt war aus reinem Gold. Und die Grundsteine der Mauern rund um die Stadt waren geschmückt. Und ihre Tore waren Perlen und ihr Marktplatz wie durchscheinendes Glas. Die Völker werden wandeln in ihrem Licht. Und die Könige auf Erden werden Herrlichkeit in sie bringen.
Liebe Freundinnen und Freunde des Uniklinikums und der Universität zu Lübeck, meine Damen und Herren,
hier ist nicht das himmlische Jerusalem. Hier ist nicht die himmlische Stadt, welche der Seher Johannes in biblischer Zeit in seiner Offenbarung schaute. Auch wenn die Baumeister der Gotik alle Anstrengung unternahmen, Tempel wie diesen zu errichten. Tempel, die in Schönheit und Pracht einem überweltlichen Ort als Abbild dienen könnten.
Hier ist nicht das himmlische Jerusalem. Auch wenn unsere Stadt prächtig ist und wunderschön. Was ja gut 200.000 Menschen wissen, die hier gern leben. Was zahllose Städtereisende bestätigen, Jahr um Jahr. Was nicht einmal Landespolitiker leugnen können. Hier ist gut sein. Aber hier ist nicht das himmlische Jerusalem. Hier ist Lübeck. Eine ganz reale Stadt, in der Menschen leben und arbeiten, lernen und lehren, füreinander sorgen und einer Gemeinschaft dienen. Eine ganz reale Stadt, die sich nicht mit musealer Anmut begnügen, die sich nicht auf den Erinnerungen alten Ruhmes ausruhen kann. Eine Stadt, die eine Zukunft braucht und einen jungen urbanen Esprit, der die alten würdigen Gemäuer mit Frische und Lebendigkeit behaucht. Lübeck braucht Forschung und Lehre, Arbeit und Wirtschaftskraft, Visionen und Geist. All dies ist in Gefahr. Lübecks Universität muss bleiben. Und Lübecks Universitätsklinikum darf nicht untergehen.
Von 5000 gefährdeten Arbeitsplätzen war ganz am Anfang schon die Rede. Jetzt, wo man auch die möglichen Folgen auf die forschungsabhängigen Gewerbe, die Kongress- und Kulturstätten und Hotels und noch manch andere Dienste und Gewerke mit einrechnet, muss man vielleicht sogar von gut der doppelten Zahl ausgehen. Es sind düstere, aber keineswegs unrealistische Prognosen, die besagen, dass binnen weniger Jahre 20.000 Menschen diese schöne Stadt verlassen, wenn es so kommt, wie es die Landesregierung plant. 20.000. In den hoch gerühmten mittelalterlichen Blütezeiten unserer Hansestadt war das die Gesamtzahl aller Einwohner. 20.000. Eine ganze Stadt flieht aus der Stadt.
Und es werden nicht irgendwelche sein, die da gehen. Es sind die, die am Lebensnerv unseres Gemeinwesens arbeiten. Es sind Fachkräfte und Koryphäen mit enormen geistigen Potentialen. Und es sind die jungen Menschen mit ihren Idealen, die doch eigentlich das zukünftige Gesicht Lübecks prägen und beleben sollten. Sie, meine Damen und Herren, sind es, Ihr, liebe Freundinnen und Freunde seid diejenigen, die unsere Stadt so dringend braucht. Es ist gut, dass ihr euch zeigt. Geballte Energie und Schaffenskraft, mit Haut und Haaren, in Kitteln und Talaren. Wenn ihr nicht mehr da seid, was wird dann sein? Dann werden sich die alten Backsteine bald gegenseitig ihre Geschichten erzählen. Dann bleibt von Lübeck nicht viel mehr als ein großes „Weißt du noch?“
Aber mit euch allen, mit einer exzellenten Uni und einem höchst leistungsfähigen Klinikum, und zusammen mit den anderen, bestens aufgestellten Hochschulen, mit einem wachen kulturellen Geist in einer herzerfrischenden Stadt. Mit euch wird Lübeck einen Pulsschlag haben, ein Leben, einen wohlverdienten Glanz.
Und der Engel führte mich auf einen Berg und zeigte mir die Stadt in all ihrer Pracht. Hier ist nicht das himmlische Jerusalem. Wir brauchen keine Tore aus Perlen und keine Mauern aus Gold. Hier ist Lübeck. Gänzlich irdisch, wunderschön und lebenswert. Eine Stadt, die eine Zukunft braucht. Lasst uns dafür einstehen. Lasst uns kämpfen für unsere Uni, unser Klinikum und unsere Stadt.
Dazu verhelfe uns unser Mut, unsere Phantasie, unsere Liebe und unser Verstand. Dazu verhelfe uns Gott.
Amen.
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