Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Veranstaltungen

Lübecker im Guinnessbuch der Rekorde

Foto Ute Glenewinkel: „Wir wollten einfach mal eine andere Chorerfahrung machen“,  dachten wir uns, meine Frau Margret und ich, Ulrich Thiele, und weitere rund 120 Sängerinnen und Sänger aus Lübeck und den angrenzenden Kreisen und folgten in den 3 letzten Jahren den Zeitungsaufrufen, wonach in 11 norddeutschen Städten ein Gospelchorprojekt „Singout“ mit jeweils ca. 100 bis 200 Sängern starten sollte.  In den von Silas Edwin geleiteten Workshops, wie hier in der St. Stephanus-Kirche auf Karlshof,  wurde überall das gleiche Repertoire gelernt und in all diesen Städten fand auch ein Konzert statt. Auch hier in Lübeck, im März dieses Jahrs in der MuK und davor im Theater und der MuK, jeweils bei vollem Haus und enthusiastischer Stimmung.Mit nur 1 Probe im Monat und den Anleitungen mit einer CD und einem Songbook wurden wir Teilnehmer auf die Konzerte vorbereitet. Jeder, der in irgendeiner Stadt diesen Workshop mitgemacht hat, konnte auch an den Konzerten in den anderen Städten teilnehmen, wovon wir regen Gebrauch machten. Für mich eine ganz neue Chorerfahrung.

 

Weltrekordversuch für das Guiness Buch der Rekorde

Das absolute Highlight war aber der Weltrekordversuch für das Guiness Buch der Rekorde. Die Chöre aus allen Städten fanden sich am vorletzten Sonnabend in Bremen zusammen, um ein Mega-Konzert zu gestalten. Ziel war es, den bisherigen Rekord von 1138 Sängern zu überbieten.

Freitagmittag ging es los per Zug vom Hauptbahnhof Lübeck; parallel fuhr ein Bus mit den Aktiven nach Bremen, sowie viele PKW-Fahrer, wie Edeltraut und Hartmut Stührk. Neben mir zählten noch In meiner kleinen Fahrgemeinschaft, Gundula Thiele, Siegmar Schwendrau und Tochter Steffi und  Birgitt Prager. Auf allen Litfaßsäulen wurde in Bremen auf das morgige Konzert hingewiesen. Wow! Im Hotel einchecken, kleiner Stadtbummel, Kleinigkeit essen und dann ging es voller Vorfreude zur ÖVB-Arena zur Generalprobe. Wir standen auf der Bühne, jede und jeder in seiner Stimme, ich im Tenor, hinter mir Peter Tönnsen und Andreas Lohrmann, ich sehe kurz noch im „Alt“ , Martina Heye, Thesie Pabst-Olbrich und hinter ihr Nadine Herrmann und Monika Zivkovic. Ein kurzes Dankesgebet von Silas und dann kam die erste Phrase von „Total Praise“, und mir stockte der Atem,  Gänsehaut pur, ich habe mit dem Passat Chor und anderen Chören schon verdammt viele Konzerte miterlebt, aber so habe ich es noch nie erlebt. 1400 Stimmen erfüllten in ungemeiner Sensibilität und dennoch kraftvoll die Halle, in der morgen 3500 Besucher sitzen werden. Ja, wir sind über 1400 und somit ist der Welt-Rekord geknackt! Morgen werden die Notare vom „Guinnessbuch der Rekorde“ penibelst zählen.

 

„Madunilee nasi, Ebu bee Jehova Marama“

Es ist Samstag, Frühstück und danach sofort wieder aufs Zimmer, um noch einmal alle 14 Stücke in Ruhe durchzugehen. Die Textstelle „Madunilee nasi, Ebu bee Jehova Marama. Everybody testify …“  von „You are good“ sitzt noch nicht flüssig. 15:00 Ankunft Halle 7, Büfettaufbau – jeder hat etwas dazu beigetragen -, Ausgabe der Backstagepässe, 17:00 Soundcheck, Stellprobe, Fototermin und Auf- und Abmarsch proben. 19:00 Bereitmachen, die Spannung steigt, jeder ist bei sich, und um 20:00 dann der Konzertbeginn. Ich bin so glücklich; ich darf dabei sein und danke kurz meinem Schöpfer.

Gleich bei dem „Allelujah Eh“ ging bei uns und den Besuchern „die Post ab“, was bei „Jesus Be A Fence“ fast in Ekstase endete – jetzt ist Karin Niendorf unten in der 1. Reihe im Alt voll in ihrem Element. Es war eine wechselseitige Stimulanz zwischen uns und dem Publikum. Wir, ganz in weiß gekleideten Sänger und Sängerinnen, waren wohl eine grandiose Kulisse. Vom ersten Ton waren die Besucher gefangen von der Stimmgewalt und dem absolut sicher vorgetragenen Konzertprogramm. Die gute Lichttechnik auf der imposanten Bühne setze den Megachor immer wieder toll in Szene, wie mir das alles anschließend eine Zuschauerin sagte.

 

Ein bombastisches Gospelfest

Das Konzert wurde zu einem bombastischen Gospelfest. Die extra eingeflogenen Solisten David Tobin, Lurine Cato und TheLatonius aus England, den U.S.A. und Holland, brachten den Saal mit ihren ungemein kraftvollen Stimmen zum Beben und erzeugten bei gefühlvollen Songs Gänsehautstimmung. Auch Julie Mensah aus Bremen mit dem von Silas Edwin geleiteten Chor „Temple life Gospel Singers“ verzauberte das Publikum. Begleitet wurden die Musiker und wir von einer Band um den Singer/Songriter Elvis E. aus Holland. Die absolut sympathische Moderation und auch Chorleitung übernahm Julie Okuesa.

 

Das Publikum hat durch seinen Enthusiasmus die Zeitschiene vollends durcheinander gebracht. Das geplante Konzertende wurde um 1 ¼ Stunde überzogen. Niemand der Besucher verließ frühzeitig die Halle. Bei der letzten Zugabe „Oh Happy Day“ mit uns und allen Solisten,  hielt es sie nicht mehr an ihren Sitzen und sie strömten wie bei einem Rock- und Pop-Konzert an die Bühnenkante. Das Stück dauerte gefühlt eine ½ Stunde.

 

Chor-Olympiade 2014 in Riga – und wir sind alle dabei

Wahnsinnig beschwingt, abgefüllt mit endogenen Drogen, also mit unseren körpereigenen Glückshormonen, aber auch völlig geschafft von den 8 Stunden, traten wir den Heimweg an. 3 Pils noch vor einer urigen Kneipe und ab in die Buntkarierten.  Dort lasse ich alles noch einmal an mir vorüber ziehen. Was war das, was mich so gefangen hat? Es war mehr als nur das Singen in der Gemeinschaft, und auch mehr als die bluesbezogene und jazzige Weiterführung des Negrospiritual, den ich so gerne mag. Die Antwort liegt im Wort Gospel, was die Abkürzung für Good – Spell, also übersetzt die Gute Nachricht, das Evangelium ist.

Wenn im August dieses Jahres die neue Staffel anläuft, mit dem Ziel Teilnahme an der Chor-Olympiade vom 15. Bis 19. Juli 2014 in Riga, bin ich wieder dabei.