Lübeck: Grüne fordern Maßnahmen für sichere Straßenarbeit
Die Drogenkriminalität in Lübeck hat offenbar eine neue Qualität erreicht. Gewalttätige Übergriffe auf Mitarbeiter der Obdachlosenhilfe, führten kürzlich zum Rückzug der Organisation aus dem Gebiet am Hauptbahnhof. Auch das Personal der Begegnungsstätte berichtet von Übergriffen durch Abhängigkeitserkrankte. Experten führen die gesteigerte Aggressivität auf Crackkonsum zurück. Verwaltung und Polizei hatten zuletzt öffentlichkeitswirksam den Kampf gegen die Drogenszene als erfolgreich bewertet.Helmut Müller-Lornsen, sozialpolitischer Sprecher:
„Wir sind sehr bestürzt über die jüngsten Angriffe auf Mitarbeiter der Obdachlosenhilfe sowie auf das Personal der Begegnungsstätte und wünschen den Betroffenen alles Gute. Dass die Obdachlosenhilfe aus diesen Vorfällen Konsequenzen zieht und seit vergangener Woche nicht mehr am Hauptbahnhof arbeitet, ist verständlich und bedauerlich.
Dennoch ist es gerade die wertvolle Arbeit dieses Vereins mit ihrem Herzenswärme-Bus, die wir jetzt – zumal der Winter gerade erst beginnt – dringend und vor allem im Umfeld des Hauptbahnhofs brauchen.
Nun muss den Helfenden geholfen werden, damit sie ihrer so wichtigen ehrenamtlichen Arbeit angstfrei nachgehen können. Politik, Verwaltung, Polizei und Ordnungsdienste sowie Sozialverbände müssen jetzt Hand in Hand arbeiten und nach Lösungen suchen.
Um die Menschen weiter versorgen zu können, braucht es gesicherte Plätze, an denen der Herzenswärme-Bus halten kann und eine feste Routenplanung mit mehr Polizei- bzw. Ordnungsamt-Präsenz.
Die Drogenszene in Lübeck muss unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse neu bewertet werden. Der Crack-Konsum in deutschen Großstädten steigt rasant an. Das ist unlängst bekannt. Lübeck muss sich darauf vorbereiten. Crack ist eine extrem gefährliche Droge, die sehr schnell und stark wirkt, schnell süchtig macht und psychische Probleme wie Verfolgungswahn und gesteigerte Aggressivität zur Folge haben kann.
Die auf gemeinsamen Antrag von GRÜNEN, CDU und FDP umgesetzten erweiterten Öffnungszeiten der Begegnungsstätte waren ein erster guter Anfang, finden viel Anklang und haben auch laut Verwaltung die Nutzung der Begegnungsstätte merklich verbessert
An Hauptbahnhof und ZOB müssen die Suchthilfeangebote aber noch erweitert werden. Dies könnte durch weitere Streetwork*innen geschehen. Auch ein Drogenkonsumraum – wie von uns seit langem gefordert – und weitere Präventivmaßnahmen wie Drug-Checking, sind weiterhin erforderlich.“
Silke Mählenhoff, stv. Fraktionsvorsitzende:
„Noch am 22.11. ließ die Verwaltung per Pressemitteilung verlauten, die Ziele der sogenannten Sicherheitspartnerschaft (SiPa) aus Stadt und Polizei seien erreicht. Die offene Drogenszene am Krähenteich wäre nachhaltig aufgelöst und eine Verhinderung der Etablierung der Drogenszene an anderer Stelle wäre erreicht worden.
Aufgrund der jüngsten Ereignisse fragen wir, ob die Einschätzung von Stadt und Polizei realitätsnah war. In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung erwarten wir hierzu eine Stellungnahme.
Unbestritten hat sich das Sicherheitsgefühl für Anwohner*innen am Krähenteich verbessert, aber rund um Hauptbahnhof und ZOB hat sich eine neue Qualität in der Drogenszene entwickelt. Auch hier gibt es Anwohner*innen, Gewerbetreibende sowie Pendler*innen oder Tourist*innen mit einem Sicherheitsbedürfnis. Und nicht zuletzt sind es die Abhängigkeitserkrankten, denen geholfen werden muss.
Es ist ein Irrglaube, man könne eine Drogenszene einfach so auflösen. Wie wir sehen, hat sich die Problematik nur verlagert. Es braucht weiter einen verstärkten Mix aus Sozialarbeit und Polizeipräsenz, präventiven Maßnahmen und legaler Aufenthalts- und Konsumorte für abhängigkeitserkrankte Menschen.“