Marktlagebericht zur Weltleitmesse IPM 2010 Baumschulen in Schleswig-Holstein – Auf zu neuen Ufern
Pinneberg. Die Baumschulen des nördlichsten Bundeslandes haben mit modernen Betriebskonzepten und innovativen Produktideen auf den Strukturwandel die richtige Lösung gefunden. Dies werden sie Ende Januar auf der Internationalen Pflanzenmesse IPM in Essen wieder unter Beweis stellen.
Mitbeteiligt sein wird auch der Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen. Nach einstimmigem Mitgliedervotum im Dezember, wird der Verband zukünftig als selbständiger Verein mit moderner Satzung, über die berufsständische Vertretung hinaus, auch wirtschaftliche Tätigkeiten wahrnehmen können. Ziel ist die nachhaltige Sicherung der Verbandleistungen.Es gibt also keinen Stillstand im Land der Baumschulen. «Dazu besteht auch kein Anlass, denn die Herausforderungen an die Betriebe und den Verband sind enorm», erläutert Verbandsgeschäftsführer Dr. Schoppa. «Der starke Konkurrenzdruck und immer mehr Zusatzleistungen, die weit über die reine Pflanzenproduktion hinausgehen, fordern von den Baumschulen alles. Rückgängige Mitgliederzahlen, bei gleichbleibend hohen Serviceleistungen, dazu wachsende Aufgaben gegenüber der Politik, sind nur zwei Eckpunkte, für die der Verband passende Lösungen entwickeln muss.»
Rosen, Rhododendron und Obst im Trend
Die Lage auf dem „Grünen Markt“ zeigte sich für Baumschulen wie im Vorjahr uneinheitlich. Gut liefen die Geschäfte mit dem Einzelhandel. Der Verbrauchertrend, sich ins eigene Heim zurückzuziehen und im Garten oder auf dem Balkon mehr zu entfalten, hält an und beschert diesem Marktsegment weiterhin Zuwachsraten. Als Umsatzbringer zeigten sich hier die Containerpflanzen. Auf diese Kulturführung setzten die holsteinischen Baumschulen frühzeitig und profitieren nun von dem über die Jahre erworbenen Know-how. Für die Verbraucher sind Containerpflanzen ideal, denn sie können unabhängig von Jahreszeit und Witterung ausgepflanzt werden. «Die guten Abverkäufe von Baumschulpflanzen im Sommer, einer Jahreszeit, in der früher allenfalls Beet- und Balkonpflanzen gingen, bestätigen dies», so Dr. Schoppa. «Der Verbraucher kauft heute im Sommer einen Apfelbaum und freut sich im Herbst schon über die erste Ernte.» Ein richtiger Renner ist Spalierobst, mit zwei oder drei Obstsorten an einem Baum. Weiterhin ganz oben in der Gunst der
Verbraucher stehen Rosen und Rhododendron. Stark zeigt sich der Pflanzenverkauf über Katalog und Internet. Immer mehr Verbraucher schätzen den bequemen Einkauf von zuhause, freuen sich über die einmalige Auswahl und wollen auf den Lieferservice nicht mehr verzichten.
Marktbereiche Galabau und Kommunen schwierig
Angespannt ist die Lage in den Bereichen Galabau und Kommunen, den traditionellen Märkten der Baumschulen Schleswig-Holsteins. Geringe Mengennachfragen, steigender Aufwand durch kleinere Partien und kurzfristigere Abrufe sowie starker Konkurrenzdruck und schlechte Preise insbesondere im Ausschreibungsgeschäft, setzten den Baumschulen wirtschaftlich zu.
Export gut
Erfreulich entwickelt sich der Export für die Baumschulen aus dem nördlichsten Bundesland, insbesondere nach Osteuropa aber auch nach Skandinavien. Der Export nach Frankreich und Großbritannien steht jedoch aufgrund der Finanzkrise etwas unter Druck.
Engagement zur zweiten Landesgartenschau
Die Vorbereitungen zur zweiten Landesgartenschau in Schleswig-Holstein laufen auf Hochtouren. Wie bereits zur ersten Landesgartenschau in Schleswig, wird auch in Norderstedt der Einsatz der Baumschulen groß sein. «Gemeinsam mit der gesamten Gartenbaubranche wollen wir den anvisierten 600.000 Besuchern in Norderstedt zeigen, was „Grün“ alles kann», unterstreicht Schoppa. Zur Landesgartenschau soll sich Norderstedt in Waldpark, Seepark und Feldpark verwandeln. Insgesamt werden in Norderstedt 72 Hektar zu einem Ort für Generationen. Unter dem Motto „Ideen in Natur“ findet die Landesgartenschau von April bis Oktober 2011 Norderstedt statt.
Hintergrund: Die Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein
Im „Land zwischen den Meeren“ hat die Baumschulwirtschaft eine lange Tradition und ist hier heute ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Bereits aus dem 16. Jahrhundert sind die ersten methodischen Kultivierungen in Schleswig-Holstein bekannt; vor über 200 Jahren wurde bei Pinneberg die erste Baumschule gegründet. Im Gebiet um die Kreisstadt konzentriert sich mittlerweile das Zentrum eines der weltgrößten zusammenhängenden Baumschulgebiete. Nur wenige Kilometer von Hamburg entfernt bewirtschaften 292 Baumschulen über 3.500 Hektar. Landesweit sind es 401 Betriebe mit einer Gesamtfläche von knapp 4.150 Hektar. Sie geben 5.000 Menschen eine Arbeit, mehr als die Werftindustrie im Norden. Zusammen erwirtschaften sie rund ein Viertel aller in Deutschland im Baumschulsegment getätigten Umsätze; das sind ca. 250 Mio. Euro. Davon entfallen etwa 10 bis 15 Prozent auf Exporte in EU-Staaten und Drittländer. Die Wirtschaftsbeziehungen der Schleswig-Holsteiner reichen in die ganze Welt, selbst nach Fernost und in die USA werden Gehölze geliefert.