Lübeck Lupe

Meinung zur Verlautbarung der FDP HL zur „Giftgasgefahr an unseren Stränden“

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Schauen Sie doch einmal nur in die (vor allem alten) Seekarten der Lübecker Bucht: Da sind weniger die guten Dorschfang-Plätze zu erkennen, als vielmehr „verunreinigte“ Bereiche. Also nach Sprachgebrauch der Insider bei beispielsweise Marine, Bundeswehr, Bundespolizei und Wasserschutz eindeutige Gebiete, in denen auch immer noch „Kriegs-Schrott“ liegt. Endlich kommt dieses Thema erneut auf den Tisch. Denn das Problem ist absolut nicht out, weil nicht komplett „weggeräumt“. Verrottet, aber oftmals noch so gut erhalten, dass der Zweck rasch wieder aktiv werden kann. Wenn schon verrottet, hat es also schon das Wasser verunreinigt. Ich kann mich erinnern, dass die Bundesmarine in Neustadt/H. jährlich zum Festessen mit selbst geernteten Ostsee-Muscheln aus der Neustädter Bucht eingeladen hatte. Plötzlich war mit zumindest eigener Ernte damit Schluss. Es hätte keine mehr gegeben? Nein – der gastgebende Kommandeur kannte den nach und nach veränderten „Gehalt“ dieser Delikatessen.

Viele deutsche Mariner mussten als Kriegsgefangene unfreiwillig in Nord- und Ostsee explosive Hinterlassenschaften räumen und haben dabei oftmals ihr Leben gelassen. Dabei ging es vorrangig um Minenbeseitigung zum Freimachen der Fahrwasser. Leider liegt daher vor allem außerhalb dieser „Linien“ nach wie vor sich hin Rostendes in unseren beiden Meeren, deren „Wellen unaufhörlich an den Strand trecken“.

Denn wer glaubt, dass damals alle Gefahren etwa wie Torpedo-Blindgänger oder -bomben und eben auch Giftgas beseitigt wurden, ist ein Wunschdenker: Verunreinigte Gebiete sind nach wie vor vorhanden. Um „Steine“ in Untiefen geht es da wahrlich nicht. Die sind fast überall von den „Steinfischern“ gehoben worden und wurden irgendwo verbaut.

Die vor Jahren noch mit allgemeiner Akzeptanz viele Hundert Meter hinter den Butterschiffen herdriftenden Kartons und Abfälle – Flaschen versinken unauffällig – zieren noch heute deren Routen. Diese Hinterlassenschaften sind zwischenzeitlich längst überwachsen. Solche Entsorgung ist heute erfreulicherweise verboten.

Auch um die geht es nicht: Aber die Zeitbombe tickt nach wie vor. Nicht nur um Bornholm, wenn dort auch die unglaubliche Wassertiefe gute Ausrede bietet. Bis heute vielleicht noch unauffällig für Außenstehende öffnet sich weiter vorhandene Chemie , auch wenn sie sich zwangsläufig verdünnt verbreitet. Das Fischsterben liegt nicht immer am zu geringen Sauerstoffgehalt es Wassers.

Zerfallen erst einmal „Made-in-Nazi-Germany“ und auch das Material ihrer Kriegsgegner in Nord- und Ostsee, dann wird es leider einige mehr Probleme geben. Dann vor allem wird es, wenn eine Katastrophe überhaupt verhindert werden kann, so richtig teuer.

Hut ab davor, dass nun die Lübecker FDP nicht mehr bereit ist, das alles so hinzunehmen.

Was sang Scheibner. „Das macht doch nichts, das weiß doch keiner!“ Das gilt in diesem Zusammenhang nicht – denn das wissen alle!