Banden fordern Schutzgeld von örtlichen Kirchen
(Open Doors, Kelkheim) – In von Drogenkartellen kontrollierten Gebieten Mexikos werden Pastoren und Kirchen häufig gezwungen, Schutzgeld zu zahlen, um ihre Gottesdienste feiern zu dürfen. „Diese ‚Steuer‘ einzufordern ist nun zum Alltag geworden“, so ein mexikanischer Pastor.
Ein landesweites Problem
„Wir reden von Orten, die sehr nah an der Hauptstadt des Landes liegen“, sagt der Pastor, der anonym bleiben möchte. Die Probleme mit Drogenbanden, die es früher nur in Grenznähe zu den Vereinigten Staaten gegeben habe, breiteten sich aus. Der Pastor erläuterte, wie Belästigungen von den Drogenkartellen nicht nur in Mexiko, sondern in Lateinamerika allgemein gang und gäbe seien.
Nach Angaben von Dennis Petri, einem Analysten von Open Doors, werden die meisten Fälle gar nicht erst bei der Polizei gemeldet. Laut der Behörden würden nur 10 % der Fälle vor Gericht gebracht. Die meisten Christen, mit denen er gesprochen habe, redeten von einem landesweiten Phänomen. Viele andere hätten Angst, sich zu dem Thema zu äußern.
Äußerungen gegen die Kartelle werden bestraft
„Sich über Ungerechtigkeiten zu äußern – sei es gegen Gewalt, Drogenkonsum, Drogenhandel oder organisierte Kriminalität – ist hochgefährlich, sei es von der Kanzel oder einer anderen Stelle aus“, sagt Petri. Hierfür schicken die Kartelle Spitzel in die Gemeinden und schikanieren die Gottesdienstbesucher. Gegner werden verprügelt, Häuser von Gemeindeleitern angegriffen und manchmal sogar Menschen getötet.
Laut Centro Católico Multimedial wurden allein im letzten Jahrzehnt 31 Gemeindeleiter in Mexiko ermordet. In einem der aktuellsten Fälle verschwand der Priester Joaquin Hernández Sifuentes am 3. Januar in Saltillo, einer Stadt im Bundesstaat Coahuila. Neun Tage später entdeckte man seine Leiche zusammen mit zwei anderen in Parras, 150 Kilometer westlich von Saltillo.
Gottesdienste verboten, Kirchen geschlossen
In manchen Gebieten sind Gottesdienste sogar verboten und es gibt Berichte über Kirchen, die auf Anweisung der Drogenbanden geschlossen wurden. „Die Kartelle sind sehr gut organisiert und können jeden deiner Schritte verfolgen. Man kann nirgendwo allein hingehen; man braucht immer Schutz“, erläutert der Pastor.
Ein Teil der Christen in Mexiko wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas erlebt zurzeit einen sehr hohen Druck durch Drogenhändler. Auch deshalb, weil die Kirchengemeinden gezielt die Jugendlichen vor den Drogenbanden schützen, die Jugendliche für ihre dunklen Geschäfte rekrutieren wollen. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors belegt Mexiko Platz 41.
NEU! – Mit der Sendung »Open Doors Magazin« geben wir ab jetzt monatlich parallel zum Printmagazin im Videoformat Einblicke in die Situation verfolgter Christen und den Dienst von Open Doors. Die jeweils aktuelle Ausgabe können Sie sich unter www.opendoors.de/videomagazin anschauen.
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