Modernes Usbekistan – anknüpfen an eine reiche Geschichte und vielfältige Kultur.

Foto: TBF/Wolfgang Freywald
Usbekistan hat eine reiche Geschichte, die Jahrtausende zurück reicht. Über die Jahrhunderte hinweg war das Territorium Usbekistans Schnittpunkt Eurasiens und der historischen Seidenstraße, die Europa mit China verband und dabei die Oasen Kokand, Samarkand und Buchara durchquerte.
Im Raum Samarkand fanden Archäologen einen Ort, an dem vor mehr als 10.000 Jahren Menschen gelebt haben. Im Süden Usbekistans wurden das Skelett eines Urmenschen und Felszeichnungen gefunden. Spuren prähistorischer Menschen fanden sich auch in Taschkent, Choresm und Karakalpakstan.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung wurden die auf dem Gebiet des heutigen Usbekistans gelegenen Staatengebilde von den achämenidischen Herrschern erobert und in das riesige Achämenidenreich als östliche Territorien (Satrapien) eingebunden.
Im 6. Jahrhundert v.u.Z. fiel das mittelasiatische Zweistromland in die Hände des Persischen Reichs.In den Jahren 329-327 v.u.Z. eroberteAlexander der Große dieses Gebiet. Später begannen sich auf den Ruinen des makedonischen Reichs die Konturen neuer Staatengebilde abzuzeichnen. Baktrien und Sogdiana gehörten zu den Staaten der Seleukiden. Später waren sie Teil des hellenisch-baktrischen Reichs und des Imperiums der Kuschan-Herrscher. Im 6. Jahrhundert u.Z. wird das mittelasiatische Zweistromland zum Teil des Türkischen Kaganats, das verschiedene Stämme des Altai, des Siebenstromlandes und Mittelasiens vereinte.
Im 7. Jahrhundert und zu Beginn des B. Jahrhunderts drangen die Araber in die Region vor. Die sich daran anschließende Herrschaftszeit der Samaniden bedeutete für die Region das Aufblühen der Städte, die zu bedeutenden Zentren des internationalen Handels und der Kultur wurden. Später wurde das Gebiet von den Dynastien der Hasnewiden, Karachaniden und Seldshuken unterworfen.
Anzumerken ist, dass der Beginn des Herausbildungsprozesses der Völkerschaften auf dem Territorium des heutigen Usbekistans von der Wissenschaft auf den Beginn des letzten Jahrtausends v.u.Z. datiert wird. Es war ein langwieriger Prozess. Die Herausbildung der „modernen“ Usbeken bringen die Wissenschaftler mit der Eroberung des Gebiets durch Dshinghis Khan zu Beginn des 13. Jahrhunderts und an der Wende zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert durch Sheybani Khan in Zusammenhang. In seinem Gefolge siedelten sich Stämme an, die allgemein als „Usbeken“ bezeichnet und Schritt für Schritt von der örtlichen Bevölkerung assimiliert wurden.
Zu einem der wichtigsten Väter des Staatswesens in der Region wurde Amir Temur. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vereinte er unter Nutzung des Zerfalls der Besitztümer der Erben Dshinghis Khans in Mittelasien diese Gebiete und schuf einen mächtigen Staat mit der Hauptstadt Samarkand. 1380 begann Amir Temur Feldzüge gegen andere Länder. Diese führten zur Unterwerfung des Iran, des Kaukasus, des Irak, Syriens, der Türkei und Nordindiens.
Die Bildung des Movaroun-Nahr genannten Zentralstaates im mittelasiatischen Zweistromland und die damit verbundene Überwindung der Zersplitterung schufen günstige Bedingungen für die Entwicklung der unter der Mongolenherrschaft zerschlagenen Wirtschaft. Dank der politischen Energie Amir Temurs wurden die Institutionen der staatlichen, sozialen und militärischen Leitung wesentlich vervollkommnet.
Der Aufschwung von Wissenschaft, Architektur, Städtebau, Literatur, darstellender und angewandter Kunst während der Herrschaft Temurs und seiner Nachfahren sind ein in der Welt einmaliges Phänomen. Die Grenzen des Staates, an dessen Spitze sein viel gerühmter Enkel Ulugbek stand, entsprechen fast vollständig den Grenzen des heutigen Usbekistans. Ulugbek ging in die Weltgeschichte nicht nur als politischer Führer ein, sondern auch als her-vorragender Gelehrter, Organisator und Förderer der Wissenschaft und Kunst. Er schuf das astronomische Observatorium in Samarkand, das zur damaligen Zeit einmalig war.
Auf allen Kontinenten kennt man heute die Namen von großen Staatsmännern, Gelehrten, Denkern und Dichtern, die hier gelebt und gearbeitet haben, deren Werk Bestandteil der Weltzivilisation ist. Zu ihnen Zählen – Abu Ali ibn Sina (Avicenna), der heute gleichrangig neben Hypokrates als Begründer der modernen Medizin gilt, Al Choresmi, von dessen Namen die Begriffe Algebra und Algorithmus ab-stammen, der Astronom Ulugbek, dank dessen Leistung sich die Astronomie von einer priesterlichen Geheimlehre zur Wissenschaft entwickelte. Diese Liste zieren auch die Namen des Mathematikgelehrten Abu Reichan Beruni, des Dichters Alischer Nawoi, der Philosophen Bahaeddin Nakschband, Al Buhari, Al Termizi u.a.
Nach einem gewissen Niedergang zur Zeit der Eroberung der Region durch Sheybani Khan, die zu einer Zeitspanne des „Frostes“ wurde, setzte erneut das Wachstum der Zivilisationen und Kulturen ein. Es entstanden die Khanate Buchara, Kokand und Samarkand. Die Kraft und der Wille der Menschen, ihre jahrhundertealten Traditionen hoher geistiger Kultur sind nicht versiegt.
Natürlich konnte auch das benachbarte Russland diese geopolitisch wichtige Region, an der auch wirtschaftliches Interesse bestand, nicht außer Acht lassen. Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts begann die schrittweise Besetzung der Territorien der Region durch das zaristische Russland. 1867 wurde das Generalgouvernat Turkestan mit Zentrum in Taschkent gebildet.









