Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Kultur & Wissenschaft

NATALJA GONTSCHAROWA – Zwischen russischer Tradition und europäischer Moderne

pfau_unter_strahlender_sonne_191107.02. bis 30.05.2010

Natalja Sergejewna Gontscharowa war eine russische Malerin, die die berühmte russische Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitbegründete. Sie gilt gemeinhin auch als erste Futuristin und war zugleich die erste Frau, die einen weiblichen Akt malte. Mit ihren vielfältigen Gemälden, Papierarbeiten, Buch-, Stoff-, Kostüm- und Bühnenbildentwürfen trug sie maßgeblich zum künstlerischen Entwicklungsprozeß in Rußland und Westeuropa bei.

Gemeinsam mit Michail Larionow, Kasimir Malewitsch u. a. war Natalja Gontscharowa eine entschiedene Verfechterin des Neoprimitivismus, einer Erneuerungsbewegung der russischen Kultur, deren Quelle die Volkskunst war und die sich besonders eindrucksvoll in der Literatur und der Musik, wie etwa bei Igor Strawinsky manifestierte.

Zu Beginn Ihres künstlerischen Schaffens entstanden in Anlehnung an die russische Volkskunst farbenfrohe und leuchtende Bilder, denen Arbeiten folgten, die sich an der Ikonenmalerei orientierten und nicht nur der russischen Avantgarde sondern auch den deutschen Expressionisten wichtige Impulse gaben. Sie begründete gemeinsam mit ihrem damaligen Lebensgefährten und späteren Mann Michail Larionow sowohl den Kubofuturismus als auch den Rayonismus als wichtige, impulsgebende Stilformen für die Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts.

Natalja Gontscharowa hinterließ ein umfangreiches, vielschichtiges, zugleich aber auch stilpluralistisches Werk, das nun, nach der Erstpräsentation in den Opelvillen in Rüsselsheim, in der Lübecker Kunsthalle und anschließend im Angermuseum in Erfurt in einer monographischen Werkschau der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Natalja Gontscharowa wurde am 16. Juni 1881 in Laditschino bei Tula in Rußland geboren. Sie studierte ab 1898 an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur, wo sie ihrem Lebensgefährten und späteren Mann Michail Larionow begenete. Im Jahre 1906 zeigte sie ihre Arbeiten anläßlich des Pariser Herbstsalons erstmals im westlichen Ausland. Zusammen mit Michail Larionow nahm sie in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg an einer Reihe weiterer Ausstellungen im Ausland teil, u. a. am Blauen Reiter 1912 in München und am Ersten Deutschen Herbstsalon 1913 in Berlin. In Moskau war sie in dieser Zeit Teilnehmerin mehrerer avantgardistischen Ausstellungen.

1917 übersiedelte Natalja Gontscharowa mit Larionow nach Paris, wo die beiden zusammen arbeiteten und 1958 heirateten. Sie unterhielten enge Kontakte zur damaligen Pariser Kunstszene, wie z. B. Pablo Picasso, Fernand Léger u. a.. Für die „Ballets Russes“ des Russen Sergej Diaghilew entwarf Gontscharowa Kostüme und Bühnenbilder. Die Künstlerin starb am 17. Oktober 1962 in Paris.

Ihr gesamter Nachlaß kam nach Larionows Tod 1964 in die Tretjakow-Galerie nach Moskau, wo er seither, größtenteils unausgestellt, in Depots und Magazinen ruhte.

Diese Ausstellung ist mit rund 70 größtenteils aus diesem Nachlaß stammenden Exponaten und einigen privaten Leihgaben die erste rein monographische Ausstellung dieser Malerin.

Nach spektakulären Auktionsergebnissen in den letzten Jahren zählt Natalja Gontscharowa mittlerweile zu einer der höchst gehandelten Künstlerpersönlichkeiten weltweit.