Neckermann macht sich über eigene Insolvenz lustig
Insolvent. Na und?: Unternehmen greift zu Offensiv-PR (Foto: neckermann.de) |
Frankfurt am Main/Hergiswil (pte022/31.07.2012/13:30) – Die eigene Insolvenz hält den Versandhändler Neckermann http://neckermann.de nicht davon ab, dies marketingtechnisch für sich zu nutzen. „Insolvent. Na und?“ schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite und zeigt sich mit weiterführenden Botschaften wie „Sie wollen schließlich kein Geld bei uns bestellen, sondern Ware“ äußerst selbstbewusst. Auch lässt Neckermann im gleichen Atemzug mit der rhetorischen Frage „Sie haben momentan wenig Geld in der Kasse? Wir wissen, wie sich das anfühlt“ aufhorchen.
Stammkunden mobilisieren
„Wenn sich ein etabliertes Traditionsunternehmen mit langer Firmengeschichte in dieser Art und Weise über seine Insolvenz lustig macht, ist das nicht förderlich. Diese Na-und-Haltung ist in Anbetracht des Werdegangs Neckermanns unwürdig und anbiedernd“, erläutert Marken-Insider und Kommunikationsexperte Thomas Otte http://brand-consulting.com auf Nachfrage von pressetext. Dem Fachmann zufolge kann der Schuss nach hinten losgehen. „Die Kunden-Anbiederung impliziert, dass die Kundschaft ebenfalls für insolvent gehalten wird“, so Otte.
Das Unternehmen will mit seiner offensiven Vermarktungskampagne vor allem die alten Stammkunden mobilisieren. Denn obwohl die Post und andere Paketdienste kurz nach der Bekanntgabe der Insolvenz vor zwei Wochen die Zustellung von Neckermann-Lieferungen eingestellt haben, funktioniert der Vertrieb inzwischen wieder. Hauptziel des Managements ist vor allem, alte Stammkunden wieder für sich zu gewinnen und auf diese Weise den Umsatz anzukurbeln. „Bitte halten Sie uns die Treue“, bekniet das Unternehmen im Web die Kunden.
Arbeitsplätze ernst in Gefahr
„Diese PR-Kampagne ruiniert nicht nur den einst im Wirtschaftswunder errungenen Ruf der Loyalität und Verlässlichkeit der Marke Neckermann, sondern verkennt darüber hinaus völlig den Ernst der Lage. Da es hierbei letztlich um den Verlust von vielen Arbeitsplätzen geht, ist die Idee der Werbestrategen des Unternehmens unwürdig“, so Otte gegenüber pressetext. Der Traditionskonzern mit Sitz in Frankfurt am Main musste Insolvenz anmelden, weil der US-Investor Sun Capital Partners als Eigentümer einen Sanierungsplan nicht mittragen wollte.