Neue Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Kiel, Flensburg und Lübeck
Schleswig-Holstein wird die Erstaufnahme von Flüchtlingen dezentral organisieren. Innenminister Stefan Studt sagte am Donnerstag (30. April) in Kiel: „Wir planen die Erstaufnahme für Asylsuchende so, dass die Organisation und das Zusammenleben der Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern praktikabel und verträglich bleiben.“ Neben Neumünster als zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes habe man sich für vier weitere Standorte entschieden: Boostedt (seit 1. April), Lübeck, Flensburg und Kiel. Ziel sei es, die bisherige Zahl der Erstaufnahmeplätze von 1.350 (Neumünster und Boostedt ab Herbst 2015) auf rund 3.200 Plätze zu erhöhen. Nur so sei bei den erwarteten Flüchtlingszahlen eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von sechs Wochen in der Erstaufnahme zu erreichen. Drei annähernd gleich strukturierte Einrichtungen in den großen, weltoffenen Küstenstädten Schleswig-Holsteins könnten nicht nur jeweils eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Mindestgröße 500) und damit kurze Wege bieten, sondern würden auch die Einrichtung einer eigenen Polizeiwache wie in Neumünster und Boostedt ermöglichen.
Studt betonte, die Entscheidung, die geplanten neuen Einrichtungen in Städten mit Hochschulen zu bauen, basiere auf dem Wissen, „dass wir hier ein optimales Umfeld vorfinden“. Hier studierten Menschen aus verschiedenen Ländern, es herrsche ein weltoffenes Klima, das auch die jeweilige Stadt präge. Dies zeige sich auch im Wohnumfeld der jeweiligen Hochschulen.
Der Bau der neuen Erstaufnahmeeinrichtungen in Campusnähe habe den Vorteil, dass die Gebäude nach ihrer Nutzung für Flüchtlinge ohne großen Aufwand etwa für studentisches Wohnen genutzt werden können. Studt: „Bei der Planung der Bauten wird dies ein wichtiges Kriterium sein. Außerdem zeigt die Nachnutzungsoption, dass wir den Aspekt der Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verlieren.“ Beim Bau werde auch darauf geachtet, dass sich die Gebäude in das Umfeld einfügten. Studt rechnet damit, dass die Erstaufnahmeeinrichtungen Ende nächsten Jahres bezugsfertig sind.
Die Entscheidung, in Lübeck die neue Einrichtung auf dem Gelände am Bornkamp zu bauen, sei nach intensiven Standortprüfungen und Gesprächen mit der Hansestadt Lübeck entwickelt worden. Studt: „Wir wissen, dass die Menschen vor Ort Flüchtlingen nicht gleichgültig gegenüber stehen. Dem Informationsbedürfnis der Menschen am Bornkamp werden wir natürlich Rechnung tragen. Dass fehlende Informationen für Unsicherheit sorgen, ist verständlich. Diesem Informationsbedürfnis können wir nach der Standortentscheidung jetzt gerecht werden.“
Das Innenministerium wird bereits in der kommenden Woche mit dem Vorstand der Bürgerinitiative „Neue Heimat Bornkamp“ sprechen. Mitte Mai soll es eine erste Bürgerinformationsveranstaltung mit Innenstaatssekretärin Manuela Söller-Winkler geben. Am 3. Juni will dann Innenminister Stefan Studt zu einer öffentlichen Bürgerinformationsveranstaltung nach Lübeck kommen.