NÄHRWERTANGABEN AUF KNUSPERFLOCKEN UNGENÜGEND – GRÜNES LICHT FÜR AMPELKENNZEICHNUNG GEFORDERT
vz/nrw Zehn Gramm Zucker in einer Portion Knusperflocken sind doch nicht zu viel? Doch!
Denn mit dem Zuckergehalt in 30 Gramm Frühstückscerealien wird bereits ein Drittel der tolerierbaren Tagesmenge bei Kindern abgedeckt. Ein entsprechender Hinweis ist auf den Verpackungen allerdings nirgends zu finden. „Stattdessen betreiben Hersteller mit scheinbar vereinfachten Nährwertangaben auf ihren Produkten zurzeit eine faustdicke Augenwischerei“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, die zunehmende Branchenpraxis, den Kalorien-, Zucker- und Fettgehalt gebündelt auf den Verpackungen anzugeben: Die einzelnen Gramm- und Prozentangaben scheinen auf den ersten Blick nicht allzu hoch.„Und doch informieren sie die Konsumenten wegen mangelnder Transparenz und fehlender Vergleichbarkeit nur zum Schein und lassen zudem den Tagesbedarf von Kindern völlig außer acht“, so das Ergebnis eines Checks der Verbraucherzentrale NRW von 18 Packungen mit verschiedenen Frühstückscerealien, die mit einer vereinfachten Kennzeichnung aufwarten: „Durch den Mangel an fundierten Bezugsgrößen und eine fehlende Bewertung erscheinen die zuckerhaltigen Produkte gesünder als sie sind.“ An Stelle von selbst festgelegten Angaben der Hersteller fordert Verbraucherzentralenvorstand Müller eine rechtlich verbindliche Nährwertkennzeichnung nach dem bereits vorhandenen Ampel-Modell in Großbritannien. Rot-gelb-grüne Aufdrucke vermitteln hierbei die nötigen Informationen und geben eine klare Orientierung zu den Nährwerten eines Produkts.
Um gesetzlichen Regelungen den Boden zu entziehen und sich ein kundenfreundliches Image zu verleihen, stellen immer mehr Lebensmittelhersteller ihre Nährwertangaben in einer Grafik auf der Verpackung dar. Bei der auch bislang von Verbraucherschutzminister Seehofer favorisierten freiwilligen Kennzeichnung werden Gramm- und Prozentwerte für die fünf Kategorien Kalorien, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz angegeben. Die Werte sind für eine Portion auf Grundlage des Tagesbedarfs einer erwachsenen Frau berechnet und lassen den täglichen Bedarf von anderen Zielgruppen – etwa von Kindern – völlig außer Acht.
Am Beispiel von 18 Produkten mit Frühstückscerealien der Marktführer Nestlé und Kelloggs, die sich speziell an Kinder richten, hat die Verbraucherzentrale NRW nun überprüft, inwiefern die freiwillige grafische Kennzeichnung der Unternehmen für Verbraucher hilfreich ist. Bei 17 Produkten lag der Zuckergehalt von circa zehn Gramm pro Portion im roten Bereich, da er bereits ein Drittel der tolerierbaren Tagesdosis von Kindern im Kindergartenalter abdeckt. Entsprechende Hinweise sind auf den Verpackungen jedoch nicht zu finden. „Für Verbraucher ist die vereinfachte Kennzeichnung der Hersteller fatal, da die Berechnung der Nährwerte auf einer falschen Grundlage erfolgt. Käufer können die Angaben nicht einordnen und nehmen oftmals an, der Zuckeranteil sei vergleichsweise gering. Erschwerend kommt hinzu, dass die Richtwerte, die die Lebensmittelindustrie bei ihrer Kennzeichnung zugrunde legt, einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten“, kritisiert Müller: „Selbstkreierte, freiwillige Vereinbarungen der Industrie sind hier der falsche Weg. Zucker- und fettreiche Lebensmittel müssen für Kunden auf den ersten Blick erkennbar sein.“
Der NRW-Verbraucherzentralenvorstand fordert für verarbeitete Lebensmittel eine einfache und nachvollziehbare Ampelkennzeichnung auf der Basis eines Modells, das in Großbritannien bereits erfolgreich angewendet wird: „Die Ampel liefert die nötige Orientierung und versetzt Kunden in die Lage, eine gesündere Kaufentscheidung zu treffen.“ Bei der dreifarbigen Kennzeichnung ist der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in rot – gelb – grün für eine Portion auf der Vorderseite der Verpackung auf einen Blick zu erfassen. Die Einteilung der Farbkodierung wird auf Grundlage wissenschaftlich anerkannter Nährstoffkriterien vorgenommen: Rot warnt vor einem hohen Nährstoffgehalt und mahnt zu einem sparsamen Verzehr, gelb signalisiert einen Genuss in Maßen und der dritte Farbblock gibt grünes Licht für reichlichen Zugriff.