Open Doors: Palästinensische Gebiete: Christen in Gaza vor dem Exodus?
(Open Doors, Kelkheim) – Nach dem Ende der Kämpfe im Gazastreifen bleibt die Situation der circa 650 dort verbliebenen Christen prekär. Chris* berichtet von ihrer aktuellen Situation und von den schwierigen Zukunftsperspektiven der Christen in Gaza und dem Westjordanland. Er koordiniert die Arbeit der lokalen Partner von Open Doors und steht in regelmäßigem Kontakt zu ihnen.
Hunderte harren seit vielen Monaten in zwei Kirchen aus
„Die Christen in Gaza befinden sich weiterhin in den beiden Kirchen und warten ab, was in naher Zukunft passieren wird. Die Grenzen sind immer noch geschlossen, sodass sie den Gazastreifen nicht verlassen können. Sie haben große Angst, weil die Sicherheitslage sehr schwierig ist“, beschreibt Chris die Lage der Hunderten von Christen in Gaza-Stadt.
Die meisten Christen haben seit Beginn des Krieges nach dem Hamas-Angriff auf Israel vor zwei Jahren Zuflucht in den Gebäuden der katholischen und der orthodoxen Kirche in Gaza-Stadt gesucht. Darunter sind Kinder, Kranke, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Open Doors unterstützt die Gemeinschaft durch lokale Partner mit finanziellen Mitteln für Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs.
Aufgrund des Einflusses islamisch-extremistischer Kräfte stehen Christen in den Palästinensischen Gebieten seit Jahren unter Druck in vielen alltäglichen Lebensbereichen. Das gilt vor allem für Konvertiten aus dem Islam. Im Gazastreifen halten sie ihren neuen Glauben aus Sicherheitsgründen völlig geheim. Ein Christ aus dem Westjordanland berichtet davon, dass sich die Situation auch dort verschärft habe: „Es scheint, dass einige Muslime die Christen loswerden wollen.“
Christen als „Salz und Licht“ dringend gebraucht
Durch den Krieg hat sich die schwierige Lage der Christen in Gaza weiter verschärft. Über 80 Prozent aller Häuser und Wohnungen im Gazastreifen wurden zerstört. Chris schildert, was die Christen während dieser Zeit durchgetragen hat: „Bis jetzt haben sie dank der Unterstützung durch unsere Partner sowie ihrer guten Beziehungen zu ihren muslimischen Nachbarn und einigen Händlern etwas zu essen, zu trinken und Treibstoff. Sie haben immer die Hungrigen versorgt und den Kranken unter ihren muslimischen Nachbarn geholfen.“
Doch auch wenn die Christen in den beiden Kirchen laut Chris nicht aufgegeben haben, sondern weiterbeten und immer noch an der Hoffnung auf eine bessere Zukunft festhalten, deutet einiges darauf hin, dass diese Zukunft außerhalb des Gazastreifens liegen wird. Chris weist auf etwa 40 Christen hin, die sich im Süden des Gazastreifens aufhalten. Sie warten ihm zufolge darauf, dass die Grenzen geöffnet werden, um den Gazastreifen verlassen zu können. Und er befürchtet, dass viele weitere folgen werden:
„Es ist zu erwarten, dass die meisten Christen den Gazastreifen verlassen und auf der Suche nach Sicherheit in andere Länder auswandern werden“, sagt er und verbindet dies mit einem dringenden Aufruf zum Gebet: „Bitte beten Sie dafür, dass auch weiterhin Christen in diesem schwierigen Teil der Welt leben. Gaza braucht das Salz und das Licht, das von den Kirchen und den Menschen in ihnen ausgeht.“
Die Palästinensischen Gebiete (Gaza und das Westjordanland) werden nicht auf dem Weltverfolgungsindex 2025 gelistet. Sie zählen jedoch zum erweiterten Kreis der Länder mit einem ebenfalls hohen Maß an Christenverfolgung.
*Name geändert
Quellen: Open Doors
Foto: Open Doors ·
