Philippinen: Christen muslimischer Herkunft unter Druck
Seit 20 Jahren ist Open Doors auf den Philippinen unter verfolgten Christen tätig. Bemerkenswert daran ist, dass das Land freiheitlich-demokratisch regiert wird und fast 90 Prozent der Einwohner Christen sind. Einige Teile des aus über 7.000 Inseln bestehenden Landes sind jedoch islamisch geprägt, insbesondere einige Provinzen der zweitgrößten Insel Mindanao im Süden des Landes. In diesen Gebieten stehen Christen zum Teil unter massivem Druck. Eine Open Doors Mitarbeiterin gibt Einblick in die Entwicklungen der vergangenen Jahre und die aktuelle Situation in dieser Region.
Wachstum trotz konstanten Drucks
Zu Beginn unserer Arbeit hatten wir Kontakt zu 620 Christen vom muslimischen Sama Stamm, es gab zehn Hauskirchen in Zamboanga City und Basilan. Heute sind es 2.000 Christen, darunter 83 Mitarbeiter, mit denen wir eng zusammenarbeiten, außerdem 31 Hauskirchen. Die Christen unter den Sama sind vermutlich die ärmste und am stärksten entrechtete Minderheit im Süden der Philippinen. In den ersten Jahren bestand ein Schwerpunkt unserer Arbeit mit ihnen darin, sie in ihrem Selbstwert zu bestärken und sie zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.
Autonomiebestrebungen als Bedrohung für Christen
Die schwerwiegendste Veränderung der letzten Jahre war die Vorlage des Bangsamoro Grundgesetzes (Bangsamoro Basic Law – BBL) im September 2014 mit dem Ziel der Gründung eines Autonomiegebietes mit eigener Regierung innerhalb der Philippinen. Die Gesetzesvorlage wird derzeit vom Senat und dem Obersten Gericht geprüft und resultiert aus dem Bemühen der philippinischen Regierung, die von der islamischen Moro Befreiungsbewegung (MILF) geprägte Unruheprovinz zu befrieden. Die MILF strebt seit Jahrhunderten die Gründung eines eigenen Staates an. Christen muslimischer Herkunft beobachten die Entwicklung mit großer Sorge, da das neue Grundgesetz u.a. die Einrichtung von Scharia Gerichten vorsieht.
Von Behörden zum islamischem Gericht geschickt
Wer vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert, hat generell einen schweren Stand. Ein junges Paar, beide Konvertiten, wollte vor einiger Zeit heiraten und beantragte eine entsprechende behördliche Genehmigung. Der zuständige Beamte verwies den Mann wegen seines muslimischen Namens jedoch an ein islamisches Familiengericht weiter, um sich dort zunächst eine Bestätigung ausstellen zu lassen, dass er kein Muslim ist. Viele Kirchengemeinden betrachten den Dienst an Muslimen als einen fruchtlosen Dienst: hohes Risiko, viel Aufwand, wenig Resultate. Da der Abfall vom islamischen Glauben unter Muslimen als Hochverrat gilt, leben Christen muslimischer Herkunft im Süden der Philippinen gefährlich: Versammlungen von Hauskirchen werden gestört, Einzelne bedroht, andere verlieren ihren Arbeitsplatz oder werden tätlich angegriffen.
Herausforderung Feindesliebe
Aufgrund der Anfeindungen und Übergriffen von islamischer Seite gegen Christen im Süden der Philippinen stehen Christen den Muslimen oftmals sehr verschlossen oder sogar feindselig gegenüber. Dabei war es ein philippinischer Pastor, Rev. Florentino de Jesus Sr., der das Wort Islam so buchstabierte: „Ich liebe aufrichtig alle Muslime“ [Englisch: „I sincerely love all Muslims“]. Das ist eine große Herausforderung für die christliche Mehrheit in dieser Region, der wir in unseren Schulungen große Bedeutung einräumen.
Quelle: Open Doors