Wiederaufbau in der Ninive-Ebene könnte beeinträchtigt werden
(Open Doors, Kelkheim) – Irakische Christen haben sich besorgt über das kurdische Referendum vom vergangenen Montag geäußert. Dabei hatten sich übe
r 90 % der Bevölkerung für die Errichtung eines unabhängigen Kurdenstaates im Norden des Irak ausgesprochen. Die Durchführung der Befragung war international kritisiert worden. Ihr Ergebnis könnte auch den Wiederaufbau und die Rückkehr der Christen in ihre Dörfer in der Ninive-Ebene beeinträchtigen.
Christliche Parlamentarier mit verschiedenen Sichtweisen
Die im kurdischen Parlament mit fünf Sitzen vertretenen Christen konnten sich auf keine gemeinsame Position verständigen. Während das Chaldäisch-Syrisch-Assyrische Volkskonzil (2 Sitze) die Unabhängigkeitsbestrebungen unterstützt, sprechen sich die Vertreter der Assyrischen Demokratiebewegung (3 Sitze) dagegen aus. Sie sehen besonders die Einbeziehung der Ninive-Ebene in die Abstimmung kritisch, die vor dem IS-Einmarsch Heimat zahlreicher Christen war. Die entsprechenden Provinzen Ninive, Diyala und das ölreiche Kirkuk gehören nicht zum Zuständigkeitsgebiet der kurdischen Autonomieverwaltung, werden aber seit der Vertreibung der IS-Milizen von kurdischen Militäreinheiten kontrolliert. Eine Mitarbeiterin einer lokalen Partnerorganisation von Open Doors erläutert: „Die Ninive-Ebene ist ein umstrittenes Gebiet. Sollte es zum Bürgerkrieg kommen, könnte die Region eine der davon am stärksten betroffenen sein.“ Sie sieht dies als ein durchaus realistisches Szenario und erinnert daran: „Die irakische Regierung hat sich mit massiven Drohu
ngen gegen eine Durchführung des Referendums ausgesprochen.“ Ähnliches gilt für Nachbarländer wie den Iran und die Türkei, die beide zuletzt mit empfindlichen Sanktionen gegen das kurdische Autonomiegebiet gedroht haben.
Bild: Straße nach Karamles in der Ninive-Ebene kurz nach der Befreiung vom IS
Christen zögern, in ihre alte Heimat zurückzukehren
Die Entwicklung bedeutet bereits jetzt einen Rückschlag für die Ch
risten in der Ninive-Ebene. Weniger als ein Jahr nach der Befreiung ihrer Heimatdörfer vom IS droht eine neue Welle der Gewalt. Während Kirchenkomitees ihre Anstrengungen zum Wiederaufbau fortsetzen, stellen christliche Familien ihre Rückkehrpläne zurück. „Ich höre von Menschen, die ihre geplante Rückkehr aufgeschoben haben, um zunächst den Ausgang und die unmittelbaren Folgen des Referendums abzuwarten.“ Die Mitarbeiterin fährt fort: „Ich bete, dass Gott die jetzige Situation zum Guten wendet und die Menschen nicht die Zuversicht verlieren; ich bete um Frieden für dieses Land.“
Open Doors unterstützt in Zusammenarbeit mit lokalen Kirchen und Partnerorganisationen die Rückkehr der Christen in ihre nordirakische Heimat. Informieren Sie sich über die aktuelle Hilfskampagne „Hoffnung geben“ für Syrien und den Irak.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt der Irak aktuell Platz 7 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Quellen: World Watch Monitor, Open Doors |