Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Tipps & Informationen

Rechtenschlägerei im Holzwurm

Fotos: TBF/Holger Kröger – Nur einen Monat nach dem Brandanschlag in Süddeutschland: Rechtsextreme gehen in Lübeck auf Kneipenbesucher los – Übergriff endet in regelrechter Straßenschlacht – Mehrere Verletzte Neonazis verscheuchen Gäste offenbar wegen ausländischer Frau mit üblen Parolen – Südländer aus Nachbarhaus eilen herbei – Situation eskaliert vor Lokal – Szenen wie bei einer Straßenschlacht – Mindestens ein Neonazi festgenommen.Rechtsradikale griffen in der Nacht zu Samstag drei Kneipenbesucher in Lübeck brutal an, es gipfelte regelrecht in einer Straßenschlacht. Es gab mehrere Verletzte und einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Mindestens ein Neonazi wurde festgenommen und abgeführt.

Zuvor hatten sich vor der Kneipe offenbar erschreckende Szenen abgespielt: Die drei Besucher, zwei Männer und eine Frau, wollten nach eigenen Angaben eigentlich nur ein Feierabendbier trinken. Als sie sich draussen vor der Kneipe hinsetzen wollten, erlebten sie eine böse Überraschung – rund 20 Neonazis waren bereits vor ihnen da. Einige, „so ein Zeuge, „kamen sofort aus der Kneipe heraus und dreschten auf die Besucher ein.
Als schließlich weitere Nachbarn, dem Vernehmen nach Südländer, den beiden Kollegen und der Frau zu Hilfe eilen wollten, eskalierte die Situation offenbar völlig. Die beiden Gruppen gingen nach ersten Informationen bewaffnet aufeinander los, die Rede war von Eisenstangen, Stahlketten, Dachlatten und einem Baseballschläger. Möglicherweise waren sogar Schusswaffen im Spiel, Polizeibeamte suchten später die Umgebung nach Patronen ab. Mit einem Hammer wurden die Scheiben der Kneipe eingeschlagen, ein Zaun wurde zerstört, eine Holzbank zertrümmert.

Geschockt von den Ereignissen versucht der Kneipenbesucher nun zu verarbeiten, was passiert ist. „Wir wollten doch einfach nur ein Feierabendbierchen trinken, mein Kollege ist doch auch den ganzen Tag am arbeiten“, sagt er. „Plötzlich standen sie alle vor uns, die ganze Straße entlang“. Und jetzt wisse er noch nicht einmal, wo sein Kollege ist, wie es ihm geht.

Erst vor einem Monat sollen Rechtsextreme in Winterbach (Baden-Württemberg) einen Brandanschlag auf Migranten verübt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, deren Gartenhütte angezündet zu haben, ermittelt auf Hochtouren. Der Tatvorwurf: Versuchter Mord.