Schichtarbeit und ihre Folgen
Aufstehen, wenn es hell wird – schlafen gehen, wenn es dunkel wird. An diesen Rhythmus hat sich unser Körper über Jahrtausende angepasst. Doch heute richten sich die Arbeitszeiten längst nicht mehr nach der Tageslänge. Zudem sind viele Menschen in Schichtarbeit beschäftigt. Der natürliche Schlafrhythmus kann nicht mehr eingehalten werden – und die innere Uhr kommt aus dem Takt.
Unser natürlicher Tagesrhythmus orientiert sich an dem Zyklus von Tag und Nacht. Noch bis vor wenigen Generationen standen die Menschen bei Sonnenaufgang auf und legten sich bei einsetzender Dunkelheit wieder schlafen. „Als Anpassung daran entwickelte der Körper in Jahrtausenden der Evolution ein ausgeklügeltes System aus Botenstoffen. Sie steuern den Wach-Schlaf-Rhythmus und ermöglichen die nötige Regeneration des Körpers“, erläutert Professorin Manuela Dittmar von der Uni Kiel. Sie gehört zu dem Team von Wissenschaftlern aus Kiel und Odense (Dänemark), das das Projekt „Schlaf, Arbeit und deren Konsequenzen für menschliche Stoffwechselkrankheiten“ ins Leben gerufen hat. Beteiligt sind die Abteilung für Humanbiologie des Zoologischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Institut für Humangenetik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel und die Syddansk Universitet in Odense.
Unregelmäßiger Schlaf als Ursache für Stoffwechsel-Störungen
Wer im Schichtsystem arbeitet, kann den natürlichen Wach-Schlaf-Rhythmus des Körper nicht einhalten. Die Folge davon können Störungen des Stoffwechsels sein. Die wiederum können mit einer Vielzahl von Erkrankungen, psychischen Störungen und sogar Arbeitsunfähigkeit einhergehen. Um das Ausmaß der Veränderungen auf den menschlichen Körper und seine Zellen zu erforschen, werden Zwillingspaare mit Hilfe molekularbiologischer Verfahren untersucht. Je einer der Zwillinge geht dabei einer Beschäftigung in Schichtarbeit nach.
Eineiige Zwillinge – der direkte Vergleich
„Der Vorteil bei der Untersuchung von eineiigen Zwillingen ist, dass sie beide genetisch praktisch identisch sind. Der Effekt der Lebensweise lässt sich besser identifizieren“, so der Kieler Humangenetiker Dr. Ole Ammerpohl. Neben der Schichtarbeit wirken sich auch das Ernährungs- und Schlafverhalten auf die Entwicklung von Stoffwechselkrankheiten aus. Deshalb erfasst das Projekt nicht nur die DNA-Methylierung und Genvarianten. Auch das Ernährungsverhalten, die Schlafqualität sowie die Hormon- und Blutwerte der Zwillinge werden berücksichtigt.
Die Forscher werden von der Europäischen Union im Rahmen des Interreg 4A Syddanmark-Schleswig-K.E.R.N. mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt. Die Förderung läuft über einen Zeitraum von drei Jahren und umfasst 730.000 Euro. Ziel der Studie ist es, präventive Maßnahmen zu entwickeln, um in Zukunft das Risiko für die Entwicklung von Stoffwechselkrankheiten und Schlafstörungen zu verringern.









