SPD Holstentor Süd kritisiert Neubauplanung Märkische Straße
Mit Befremden nimmt der SPD-Ortsverein Holstentor Süd die aufgebauschte Debatte über den beabsichtigten Neubau des Wohnblocks Märkische Straße zur Kenntnis. Dabei geht es vordergründig zunächst um die Frage, ob der Gestaltungsbeirat der Hansestadt Lübeck Empfehlungen abgeben soll zu Baumaßnahmen, die außerhalb der Lübecker Altstadt und anderer touristisch bedeutsamer Stadtteile geplant sind. Hierzu stellt Ortsvereinsvorsitzender Ulrich Pluschkell in aller Sachlichkeit fest: Aufgrund der Geschäftsordnung für den Gestaltungsbeirat der Hansestadt Lübeck ist der Gestaltungsbeirat auch zuständig für die Beurteilung bedeutender stadtbildrelevanter Vorhaben außerhalb der Lübecker Altstadt und von Stadtteilen mit Gestaltungs- oder Erhaltungssatzung. – Diese Voraussetzung ist im Fall Märkische Straße gegeben, weil ein Gebäude (puristische Architekturelemente, Zollinger- / Spitztonnendach), das die Märkische Straße im ihrem gesamten Verlauf ebenso wie die angrenzenden Lebensräume prägt, durch einen Neubau ersetzt werden soll.Erhält ein Bauvorhaben laut o. g. Geschäftsordnung nicht die Zustimmung des Gestaltungsbeirats, so erhält der Bauherr maximal zweimal die Möglichkeit zur Überarbeitung des Vorhabens. Dabei gibt der Gestaltungsbeirat die Zielrichtung und die Kriterien für die Überarbeitung bekannt. – Diese Vorgehensweise wurde im vorliegenden Fall eingehalten. Bauherr und planender Architekt haben dabei die Vorgaben des Gestaltungsbeirats jedoch aus vielfältigen Gründen nur unzureichend beachtet.
Ist aufgrund eines Engpasses auf der Bauherrenseite eine Beschleunigung des Vorhabens notwendig, so ist der Gestaltungsbeirat laut Geschäftsordnung verpflichtet, innerhalb von 8 Wochen eine Wiedervorlage zu ermöglichen. – Diese Voraussetzungen sind nicht gegeben, weil das Vorhaben (1) bereits zweimal dem Gestaltungsbeirat vorgelegen hat und eine erneute Vorlage eigentlich nicht zulässig ist und (2) angesichts eines über 4 Jahre währenden Leerstands des jetzigen Wohngebäudes, der durch den Eigentümer verursacht und zu vertreten ist, kaum ernsthaft eine Dringlichkeit geltend gemacht werden kann.
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Fazit: Bauherr, Politiker und sonstige Berufene, die sich aufgeregt und lautstark über die Rolle des Gestaltungsbeirats beim Bauvorhaben Märkische Straße beschweren, kennen die von der Lübecker Bürgerschaft für den Gestaltungsbeirat festgelegten Regeln nicht, wollen sie nicht akzeptieren oder darüber hinwegtäuschen, dass sie sich selbst nicht regelkonform verhalten haben. Hier ist es erforderlich, über eine gegebenenfalls neue Rollenverteilung von Gestaltungsbeirat und Bauausschuss nachzudenken.
Der SPD-Ortsverein Holstentor Süd kritisiert seit mehreren Jahren die voreilige Entmietung des Wohnhauses Märkische Straße durch die städtische Wohnungsgesellschaft TRAVE. Dadurch wurden viele Menschen um ihre Wohnungen gebracht, in denen sie sich nach eigenem Bekunden wohl gefühlt haben. Gleichzeitig sind durch den langjährigen Leerstand der TRAVE schätzungsweise rund 500.00 EUR Mieteinnahmen verloren gegangen. Sinnvoll wäre es gewesen, erst eine tragfähige Planung für den Neubau zu erstellen und dann abzureißen.
Die SPD Holstentor Süd begrüßt das bisherige Verfahren, in dem der Gestaltungsbeirat wichtige Hinweise für eine stadtverträgliche Architektur gegeben hat, und fordert Bauherren und planenden Architekten auf, diese zu beachten. OV-Vorsitzender Ulrich Pluschkell: „Ich bin überzeugt davon, dass das mit der Planung beauftragte renommierte Architekturbüro zu einer hervorragenden Lösung kommen kann…“
Die SPD Holstentor Süd ist empört über Anmerkungen von Vertretern der TRAVE und der CDU, dass an dieser Stelle in St. Lorenz Süd nur ein Sozialbau in Billigbauweise möglich sei. Damit wird ein ganzer Stadtteil diskriminiert. Zudem beweisen zahlreiche Wohnungsbauten in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Neubaus, dass dies nicht stimmt. Pluschkell: „Gute Architektur muss nicht teuer sein! Das für den Abriss vorgesehene Gebäude mit seinem Zollinger-Dach ist das beste Beispiel dafür.“