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Umwelt & Sport

Speed-Spaß pur für jedermann – Sach-Team bietet in Travemünde Mitsegeln auf zwei Rümpfen an

Schon sein dynamisches Design ist ein echter Hingucker. Doch in Aktion sorgt der knapp zehn Meter lange Hightech-Katamaran vom Typ M32 für blankes Erstaunen bei den Zaungästen und atemberaubenden Speed-Spaß für die Crew an Bord. Und mitsegeln kann jeder auf dem Zweirumpfboot, das die Brüder Helge und Christian Sach jetzt in Travemünde auf der Lübecker Bucht vorgestellt haben. Es ist eine Weltneuheit aus Schweden, doppelt so schnell wie der Wind und ab sofort Tourismusattraktion in dem Ostseebad, wenn der Kat nicht gerade auf Regattatörn geht.

Vier bis fünf Windstärken aus West treiben kleine Schaumkronen übers Wasser. „Jetzt festhalten!“, sagt der Steuermann und lässt seinen Bruder die Großschot dichtholen. Wie ein Galopper aus der Box springt das Geschoss an und nimmt rapide Fahrt auf. Als der Luvschwimmer sich über die Wellen hebt und die Crew auf dem Ausleger zwei, drei Meter in die Luft, stockt den Gästen an Bord der Atem. Mehr als 20 Knoten, also rund 40 km/h, dürfte der M32 jetzt „auf der Uhr“ haben. „Aber das geht noch schneller“ sagt Helge Sach am Ruder, fällt ab und Christian setzt den feuerroten Gennaker. Ausgereffte 120 Quadratmeter Segelfläche machen die Speedmaschine vor dem Wind erst recht zur Rakete.

Für die Präsentation seines neuen Hochgeschwindigkeitsboots hat das Sach-Team das Großsegel wegen des böigen Winds einmal gerefft. „Wir gehen kein unverantwortliches Risiko ein und wollen ja auch nicht, dass unsere Kunden Angst bekommen“, erklärt der 54-jährige Helge, „die Vernunft bleibt immer unser oberstes Gebot.“ Genug Adrenalin wird trotzdem freigesetzt, sowohl auf dem M32, als auch auf dem schwarzen Riesenschlauchboot, mit dem Marcel Vondran die nächsten Anwärter mit 1000 PS locker nebenher fährt (www.adrenalinpur.com).

Wenn die Sachs Vollgas geben, klettert der Geschwindigkeitsmesser auf dem Motorboot auf mehr als 50 km/h und die Travemünder Schwedenfähren der „Finnlines“ und „TT-Line“ geraten achteraus. „Oft werden wir sogar doppelt so schnell wie der Wind“, sagt Christian nicht ohne Stolz. Weltmeister waren sie der kleineren Formula-18-Katamarane und haben 17 Mal die Travemünde Woche gewonnen, dieses Jahr unter dem Stander des Lübecker Yacht-Clubs (LYC), ihrem neuen Heimatverein auch für das High-Speed-Sailing. Doch ein eigener Groß-Kat, auf dem auch mehrere mitsegeln können, das war ein lang gehegter Traum.

Zur dreiköpfigen Stammbesatzung im Sach-Team gehört der private Miteigner Herbert Vogel. Der Kat-Freak ist Vorstandsvorsitzender der börsennotierten itelligence AG, dank des rassigen Brandings unverkennbar zudem Sponsor des Projekts. Die Firma unterstützt außerdem den Handballbundesligisten TBV Lemgo, bei dem Vogel selbst aktiv war. „Ich habe schon viele Jahre Tornado gesegelt, wirklich eine spektakuläre Bootsklasse, aber der M32 übertrifft das bei weitem. Das Erlebnis ist unvergleichlich“, sagt der Chef des SAP-Beratungshauses mit mehr als 2.000 Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro. Vogel: „Einer unserer wichtigsten Erfolgsfaktoren ist der Spaß an der Arbeit.“ Und Spaß steht auch beim High-Speed-Segeln im Vordergrund.

Das mittelständische Unternehmen aus Bielefeld will den M32 für Incentives mit Mitarbeitern, Management und Kunden nutzen. „Genau das ist eine unserer Zielgruppen“, so Helge Sach, „aber auch der einzelne Urlauber am Strand wird von uns angesprochen.“ Für ihn kostet ein halber Tag in einer Fünfergruppe zurzeit 175 Euro, für Gruppen und Firmen werden individuelle Pakete geschnürt. Dazu kann dann neben der gestellten Segelkleidung auch ein Komplettwochenende mit Hotelübernachtung unter fünf Sternen gehören.

„Das ist ein spannendes neues Angebot und ganz sicher eine Attraktion für Travemünde“, meinte auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, der nicht nur der Präsentation im Lübecker Yacht-Club beiwohnte, sondern den M32 auch noch auf den (Spitz-)Namen „Elli“ taufte. Mit Champagnerspritzern auf dem Bug startete der Kat dann vor zahlreichen Schaulustigen, Journalisten, Fotografen und drei Fernsehteams auf der Trave. Vor dem Wahrzeichen Travemündes, der historischen Viermastbark „Passat“, hob er den Luvschwimmer aus dem Wasser und erntete das erste „Aah und Ooh“ von der Überseebrücke I.

Der M32 ist eine Konstruktion des Schweden Göran Marström, der über Jahrzehnte die schnellsten olympischen Tornados gebaut hat. Die Marström-Werft in Västervik an der Ostküste zweieinhalb Autostunden südlich Stockholms geht bei dem Leichtbau keine Kompromisse ein. Rümpfe, Beams, Mast, Baum, Travellerschiene und viele Kleinteile sind aus hochwertigsten Kohlefasern unter Druck und Temperatur in einer Autoklave ausgehärtet. So ist das Schiff optimal ausgesteift und wiegt trotzdem nur 480 Kilogramm.

Drei bis fünf Personen bis zu 400 Kilogramm Crewgewicht können den M32 segeln. Zu tun gibt es reichlich an Bord, auch für die Gäste, denn dieser Kat verzichtet vollständig auf die Unterstützung von Hydraulik. Alles ist Handarbeit, aber leicht zu handeln. Marström verzichtet auf eine Fock. Dennoch wendet der mit den so genannten Wings (Flügeln oder Auslegern) 6,50 Meter breite Mehrrümpfer gut. Er kostet segelfertig rund 165.000 Euro.

Seine Feuertaufe auf der Regattabahn soll das Boot am ersten September-Wochenende bei der internationalen Centomiglia auf dem Gardasee bestehen, zu der mehrere hundert Teilnehmer erwartet werden. Dort wird es nach knapp zehnstündigem Abbau und Verpacken mit einem speziellen, vom Trailerservice Sach gebauten Autoanhänger hingebracht. „Das kommt für uns eigentlich noch viel zu früh“, meint Helge Sach, „aber wir wollen das ausprobieren und vor allem eines: Spaß haben!“

Ab 12. September ist der M32 wieder zu Hause beim LYC an Land auf dem Möwenstein oder im Wasser in der Nähe des Clubhauses an der Travepromenade. Die Ostseesaison dauert dann noch bis zum 7. Oktober. Im Frühjahr 2012 läuft die erste voll Saison an. Weitere Buchungsinformationen gibt es im Internet unter www.sach-team.de oder telefonisch unter 0178/144-6656.