Sri Lanka: Christen halten die andere Wange hin
Bei Eskalation hätte Schließung der Kirche gedroht
Lokale Partner von Open Doors erfuhren von Pastor Indunil, dass der Mob von mehreren buddhistischen Mönchen angeführt wurde, darunter auch von denen aus dem Tempel im Dorf. Sehr viele der Leute habe er jedoch nicht erkannt, berichtete der Pastor. „Die meisten Dorfbewohner würden sich nicht offen gegen uns stellen, weil wir ihnen schon einmal geholfen haben. Es sah so aus, als hätten die Mönche auch Leute aus den Nachbardörfern eingeladen, um eine große Menschenmenge zu versammeln.“ Trotz vereinzelter Handgreiflichkeiten eskalierte die Lage nicht.
Das war so nicht zu erwarten. Denn wegen des anhaltenden Widerstandes der buddhistischen Mönche gegen die Gottesdienste waren einige der Christen wütend auf sie. Bei einem früheren Besuch hatte Pastor Indunil seine Befürchtung geäußert, einige aus der Gemeinde würden im Falle eines Angriffs mit Gewalt reagieren. Doch kurz nach dem Vorfall berichtete er erleichtert: „Die Gläubigen haben sich nicht gewehrt – selbst ein Mann, der verprügelt wurde!“ Und zur Erläuterung: „Normalerweise ist er nicht der Typ, der einfach stillhalten würde, aber ich war überrascht und erleichtert, dass er an diesem Tag nichts getan hat.“ Hätten sich die Gläubigen gewehrt, hätten die Mönche dies gegen die Kirche verwenden können, um sie zu schließen.
Trotz mehr Schikanen im Alltag: Christen nach Vorfall gestärkt
Seit dem Vorfall erleben die Christen viele zusätzliche Herausforderungen in ihrem Alltag. „Eine christliche Familie betreibt einen kleinen Laden im Dorf, aber jetzt kaufen viele Leute keine Waren mehr bei ihnen“, berichtet Pastor Indunil. „Es könnte auch daran liegen, dass sie sich schämen, den Christen gegenüberzutreten, nachdem was passiert ist.“ Einige Vermieter werden von den buddhistischen Dorfbewohnern unter Druck gesetzt, die Christen aus ihren Mietwohnungen zu vertreiben. Drei der christlichen Kinder, die in die Kirche kommen, werden in der Dorfschule von einem Mönch unterrichtet. „Sie werden sehr oft von ihm beschimpft“, sagt Pastor Indunil.
Doch trotz dieser Herausforderungen haben sich die meisten Gemeindemitglieder von den Ereignissen nicht beirren lassen. Sie hätten weder Angst noch seien sie entmutigt, berichtet der Pastor. In den Tagen nach dem Vorfall hätten sie sich jeden Abend zum Gebet versammelt. Und auch er selbst zeigt sich hoffnungsvoll: „Mut ist ein Geschenk“, sagt Pastor Indunil. „Ich hatte so etwas noch nie erlebt und wusste nicht, was ich tun sollte. Aber in diesem Moment schenkte Gott mir Mut, und er ist mir seitdem nicht mehr genommen worden. Jetzt fühle ich mich bereit, mich allem zu stellen.“
Sri Lanka zählt nicht zu den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex 2022, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Es gehört jedoch zum erweiterten Kreis der „Länder unter Beobachtung“.
*Name geändert
Quelle: Open Doors