Star-Ökonom Eichengreen: Corona-Rezession vielleicht schlimmer als die Weltwirtschaftskrise
Berlin (ots) – Arbeitslosigkeit könnte stark steigen, sagt der bekannte Berkeley-Professor / Zurzeit nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Kosten der Rettungspakete zu sprechen Berlin, 26. März 2020 – Die auf die Corona-Krise folgende Rezession könnte nach Einschätzung von Berkeley-Ökonom Prof. Barry Eichengreen schwerwiegender sein als zur Weltwirtschaftskrise. „1929 war ein negativer Nachfrageschock durch einen Börsencrash und dann mehrere Wellen von Bankenpleiten. Diesmal haben wir einen negativen Angebotsschock und einen negativen Nachfrageschock. Zentralbanken und Finanzministerien können zwar einen Anreiz zur Unterstützung der Nachfrage bieten. Aber sie können nichts tun, um das Problem auf der Angebotsseite zu lösen“, sagte Eichengreen der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins ‚Capital‘: https://www.capital.de/allgemein/corona-koennte-s chlimmer-sein-als-die-weltwirtschaftkrise-1929 Damit unterscheide sich die Corona-Rezession grundsätzlich von anderen Rezessionen. Am ehesten sei noch die Rezession nach dem OPEC-Öl-Embargo mit der zu erwartenden Corona-Rezession vergleichbar: „Der Präzedenzfall dafür, der der Sache vielleicht noch am nächsten kommt, ist die Rezession, die auf das OPEC-Öl-Embargo von 1973 folgte. Hier gab es höhere Ölpreise, die unter den damals herrschenden Umständen einen negativen Angebotsschock darstellten. Aber die Schlangen an den Tankstellen waren damals ein viel begrenzterer negativer Versorgungsschock als das, was wir heute erleben“, so Eichengreen, der als einer der profundesten Kenner der Weltwirtschaftskrise gilt, gegenüber capital.de. Die Unterbrechung der Lieferketten mit der Folge, dass Produzenten schließen mussten, weil sie keine Teile, Komponenten und andere Materialien mehr erhalten, wertet er mittlerweile als Problem des letzten Monats. „Jetzt werden sogar Fabriken, die über Lagerbestände an Teilen, Komponenten verfügen, die für Monate ausreichen würden, geschlossen. Weil es für ihre Mitarbeiter nicht sicher ist, zur Arbeit zu gehen“, erläutert der Berkeley-Professor seine Skepsis. Auch nach der Eindämmung des Virus rechnet er nicht mit einer schnellen Erholung der Wirtschaft: „Sobald der Virus eingedämmt ist und die Fabriken wieder in Betrieb genommen werden – wann immer das der Fall ist – können einige Fabriken nur langsam wieder in Betrieb genommen werden. Weil sie nicht in der Lage sind, die benötigten Werkstoffe von anderen Fabriken zu erhalten. Aber das ist ein Problem für die Zukunft.“ Zu diesem Zeitpunkt will Eichengreen die von den Ländern beschlossenen Hilfspakete zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen insbesondere für kleine und mittlere Firmen nicht bewerten: „All dies wird teuer sein. Aber derzeit ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Kosten der Rettungspakete zu streiten.“ Pressekontakt: Martin Kaelble, Redaktion ‚Capital‘, Telefon: 030/220 74-5133 E-Mail: kaelble.martin@capital.de www.capital.de Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/8185/4557631 OTS: Capital, G+J Wirtschaftsmedien Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, übermittelt durch news aktuell
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