Starke Kinder, starke Bildung / CJD Kongress „Bildung & Teilhabe in Zeiten der Pandemie“
Ebersbach (ots) – Kinder und Jugendlichen gehören zu den Verlierern der Corona-Pandemie. Das gesellschaftliche Versprechen von Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit konnte unter den Rahmenbedingungen von Lockdown und Homeschooling noch weniger eingelöst werden als in den Zeiten vor Corona. Die Kluft ist größer geworden. Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD) möchte den Fokus auf dieses Thema lenken. Deshalb veranstaltete das deutschlandweit aktive Bildungs- und Sozialunternehmen den Fachkongress „Bildung & Teilhabe in Zeiten der Pandemie“ in Magdeburg. In diesem Engagement unterstützt wird das CJD von der Schirmherrin des Fachtages Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten. Weitere prominente Redner waren Eva Feußner, Bildungsministerin in Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. phil. Kathrin Aghamiri, Fachhochschule Münster, Prof. Dr. Günther Opp, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Andreas Schleicher, Direktor für Bildung bei der OECD, der auch das PISA-Programm verantwortet. Fazit des Kongresses: Kinder sind in Bildungsprozessen deutlich besser unterwegs, wenn sie schon im Kleinkindalter selbst wirksam werden können durch das Miteinander mit Gleichaltrigen und mit Erwachsenen. Frühkindliche Bildungsangebote unterstützen im Zusammenwirken mit den Eltern diese positive Entwicklung. Bildung ist mehr als die Wissensvermittlung in der Schule und die Schule ist mehr als ein wissensvermittelnder Lernort. Dies hat sich in der Pandemie besonders gezeigt. Es wurde deutlich, wie sehr die Zugänge zu Bildung von der Lebenssituation und von den sozialen und finanziellen Rahmenbedingungen der Herkunftsfamilie abhängig sind. Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten und Schirmherrin des Fachtags, sagte in ihrem Grußwort: „Unsere Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft, und wir können – und dürfen – es uns nicht leisten, auch nur einen jungen Menschen zurückzulassen. Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Teilhabe und darauf, dass wir sie ernst nehmen. Auch sie gestalten unsere Gesellschaft mit und haben Einfluss darauf, ob sie eine offene und andere Menschen nicht diskriminierende Gemeinschaft ist. Die Pandemie hat besonders für den Bereich Bildung Defizite aufgezeigt. Wieder einmal haben vor allem Schülerinnen und Schüler, die es aus den unterschiedlichsten Gründen schon schwer haben, unter den Beschränkungen und Schulschließungen gelitten – Schülerinnen und Schüler, die besondere körperliche oder geistige Herausforderungen zu bewältigen haben oder aus sozial benachteiligten Familien kommen, wo den Kindern unter Umständen die Unterstützung fehlt. Gerade das selbstständige Lernen war für viele von ihnen enorm schwierig und in manchen Fällen sogar unmöglich. Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten und damit erfüllten Leben. Deshalb muss es uns gelingen, allen gleichermaßen die Chance auf Bildung zu geben. Der Zugang zu Bildung darf nicht länger von der sozialen Herkunft abhängen, und körperliche und geistige Herausforderungen dürfen den Zugang ebenfalls nicht versperren.“ Die Wichtigkeit des Präsenzunterrichts betonte Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner in ihrem Grußwort. Nur so könnten Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte pandemiebedingte Defizite wieder aufholen. Schulen seien dabei nicht Treiber der Inzidenzzahlen, sie seien vielmehr die einzige öffentliche Einrichtung, in der konsequent getestet werde. Deswegen falle dort die Zahl von Infizierten besonders auf. Daher ergehe erneut der Appell an alle Eltern und impffähigen Kinder, sich dringend impfen zu lassen. „Nur so sorgen wir dafür, die Schulen im Sinne der Bildungsgerechtigkeit offenzuhalten.“ „Beim Stichwort „Bildung“ denken alle sofort an Schule als Ort von Wissensvermittlung“, sagte Petra Densborn, Mitglied des CJD Gesamtvorstands und zuständig für die fachlichen Angebote des CJD. Sie machte klar, dass Bildung schon viel früher ansetze, nämlich bei den Kleinkindern. „Gerade die Pandemie und die Folgen des Lockdowns haben gezeigt, wie sehr Kinder andere Kinder und das soziale Miteinander brauchen. Wenn sie sich mit anderen Kindern im Alltag erleben, sich mit ihnen auch auseinandersetzen, erfahren sie, wie sie selbst wirksam werden. Diese Selbstwirksamkeit macht Kinder stark. Die Praxis zeigt, dass Kinder, die ihre Selbstwirksamkeit kennen, ganz selbstverständlich Strategien entwickelt haben, um Herausforderungen gemeinsam mit anderen zu bestehen. Sie kommen viel leichter in der Schule zurecht, nehmen Bildungsangebote besser an und meistern auch Krisen viel erfolgreicher, als Kinder, die ihre Selbstwirksamkeit nicht entfalten konnten.“ Die Erfahrungen aus der Praxis untermauerte Professorin Dr. phil. Kathrin Aghamiri, Fachbereich Sozialwesen an der FH Münster: „Bildungsgerechtigkeit bedeutet das aktive Herstellen einer Ordnung in pädagogischen Institutionen, denen alle dort Beteiligten zustimmen können. Dieses Vorhaben braucht nicht nur ein empathisches Eingehen auf die Bedürfnisse junger Menschen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen und Fähigkeiten aus ihren Lebenswelten mitbringen, sondern in Anlehnung an Dewey auch eine demokratische(re) Gestaltung der Kitas, Schulen und Wohngruppen als „kleine Gesellschaft“. D.h. die jungen Leute treffen dort gemeinsam Entscheidungen und handeln das Alltagsleben miteinander aus. Damit das klappt, muss es von den Pädagogen und Pädagoginnen gewollt und begleitet werden. Das heißt: Partizipation beginnt in den Köpfen der Erwachsenen!“ Aus Schülersicht ging ein Appell nicht an die pädagogischen Fachkräfte, sondern an Unternehmen. Lilly Stemmler, Schülerin der CJD Christophorus Gemeinschaftsschule in Droyßig machte darauf aufmerksam, bei Stellenbesetzungen nicht nur auf den Schulabschluss zu schauen, sondern auf die fachlichen Qualifikationen. In Stellenausschreibungen würde fast ausschließlich die Hochschulreife verlangt. Die nötigen fachlichen und sozialen Anforderungen würde sie jedes Mal erfüllen – bis auf das Abitur, sagte die Sechzehnjährige, die kommenden Sommer ihren erweiterten Realschulabschluss macht. „Es wäre gut, wenn erkannt würde, dass auch Realschüler vieles sehr gut leisten, denn wir können auch was!“ Der Fachtag zeigt, wie viele Facetten das Thema Bildungsgerechtigkeit hat. Das CJD als deutschlandweit agierendes Bildungs- und Sozialunternehmen macht sich für Bildungsgerechtigkeit stark. „Gerade die Pandemie zeigt, wie schnell Kinder abhängt werden, deren Familien sie nicht fördern können, weil den Eltern die Zeit oder auch die Fähigkeiten fehlen. Dieses Phänomen zieht sich durch alle sozialen und Bildungsschichten“, so Densborn weiter. Mit dem Kongress in Magdeburg will das CJD den Fokus der Öffentlichkeit auf dieses gesellschaftlich wichtige Thema lenken. „Bildungsgerechtigkeit muss über die Schule hinaus gedacht werden. Dafür haben wir gemeinsam mit Wissenschaft und Politik einen ersten Vorstoß gemacht. Wir wollen das Thema jetzt noch weiter vorantreiben und sind dankbar, dass wir mit Elke Büdenbender eine so fachlich versierte und prominente Unterstützerin haben.“ Über das CJD Das CJD ist eines der größten Bildungs- und Sozialunternehmen in Deutschland. Seine mehr als 10.500 Mitarbeitenden fördern und begleiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene an über 350 Standorten in Kitas, Schulen, Berufsbildungswerken und Lehrbetrieben, in Kliniken, Reha-Einrichtungen, Wohngruppen und Werkstätten. Der seit der Gründung des Werkes 1947 geprägte Leitgedanke „Keiner darf verloren gehen!“ bedeutet heute für das CJD, dass jeder Mensch das Recht hat, Teil der Gesellschaft zu sein. Das CJD unterstützt Menschen auf diesem Weg. Es befähigt Menschen, ihre Persönlichkeit zu entfalten und ein selbstständiges Leben zu führen durch bedürfnisorientierte und vernetzte Angebote. Pressekontakt: CJD Zentrale | Pressestelle Teckstraße 23 | 73061 Ebersbach fon 0 71 63 930-130 | fax 0 71 63 930-288 inka.bihler-schwarz@cjd.de Original-Content von: Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD), übermittelt durch news aktuell
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