Studie bestätigt Lübecks Potenzial als Kreuzfahrthafen
Eine bessere Marktabschöpfung des boomenden Kreuzfahrtgeschäfts durch einen eigenen Lübecker Kreuzfahrtterminal hätte nicht nur positive wirtschaftliche Effekte für die Hansestadt selbst, sondern für das Bundesland Schleswig-Holstein insgesamt. Das ist das Ergebnis der Uniconsult-Studie „Potenzialanalyse für ein Kreuzfahrtterminal unter Berücksichtigung der regionalökonomischen Effekte“. Die Studie wurde heute von der IHK zu Lübeck, der Hansestadt Lübeck, der Lübeck Port-Authority, der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH und der Hans Lehmann KG im IHK-Veranstaltungsforum „Dat Hoghehus“ vorgestellt. Anhand der Studie haben die Auftraggeber die ökonomischen Chancen Lübecks für einen Einstieg in den Kreuzfahrtmarkt mit Schiffen ab einer Länge von 200 Metern erstmals im Detail untersuchen lassen, um daraus weitere Maßnahmen ableiten zu können.„Seit Jahren boomt der Markt der Kreuzschifffahrt. Obwohl der Hafen Lübeck bislang kaum an diesem Wachstum partizipiert, zeigen unsere Ergebnisse, dass die großen europäischen und amerikanischen Reedereien nur darauf warten, dass Lübeck die Kapazitäten für Schiffe bis etwa 300 Meter Länge bereitstellt. Wir gehen davon aus, dass ein neuer Anleger einschließlich eines Terminals binnen weniger Jahre mehr als 50 zusätzliche Anläufe ‚großer‘ Schiffe generiert. Mittel- bis langfristig besteht ein Potenzial von weiteren 50 Anläufen“, erklärte Jobst Schlennstedt, Gutachter von Uniconsult, bei seiner Präsentation der Studie. Durch eine Erhöhung der Anläufe auf 71 pro Jahr – die Anläufe am Ostpreußenkai inbegriffen – würde sich die regionale Wertschöpfung der Kreuzschifffahrt auf über acht Millionen Euro belaufen, was rund 113.000 Euro je Anlauf bedeuten würde. Zudem würden etwa 220 neue Arbeitsplätze durch Hafen-, Schiffs- und Tourismusdienstleistungen geschaffen werden, so Schlennstedt.
Zu den Ergebnissen sagte Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe auf der Pressekonferenz: „Die Studie zeigt, dass ein erhebliches Marktpotenzial für einen Kreuzfahrtanleger in Lübeck vorhanden ist, ohne andere Standorte zu schwächen. Wir haben das immer geahnt – nun liegt es schwarz auf weiß vor. Der Gutachter konnte nachweisen, dass ein zusätzlicher Anleger für Kreuzfahrer über 200 Meter Länge von erheblicher regional- und landespolitischer Bedeutung für den Kreuzfahrtstandort Schleswig-Holstein ist. Regionalökonomisch würden die Kennzahlen für Beschäftigung, Bruttowertschöpfung und Steuereinnahmen fast um das zehnfache steigen. Davon profitieren vor allem die regionale Tourismusindustrie und der Handel. Das Thema Kreuzfahrer ergänzt unser Profil als Tourismusstandort und ist Teil unserer Tourismusstrategie 2020plus. Die weiteren Schritte sind: Vorstellung der Studie in den politischen Gremien und beim Land, um hier für die notwendige Unterstützung zu werben. Die Studie ist dafür eine sehr gute Grundlage. Daneben gilt es, die Standortfrage, Wirtschaftlichkeit und Finanzierung zu klären. Absehbar ist aber schon jetzt: Die Stadt wird das nicht allein stemmen können. Ohne öffentliche Förderung wird der Bau eines Kreuzfahrtanlegers nicht wirtschaftlich sein.“
Ulfbenno Krüger, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH, betonte: „Die Kreuzschifffahrt entwickelt sich seit Jahren hervorragend – auch im Ostseeraum. Lübeck ist touristisch eine äußerst attraktive Region. Dennoch wächst der Markt in Lübeck nicht. Das Kreuzfahrtterminal in Lübeck, der Ostpreußenkai, bietet zwar für Schiffe bis rund 200 Meter Länge beste Voraussetzungen. In diesem Marktsegment ist allerdings nur mit bescheidenen Wachstumsraten zu rechnen. Der Trend geht zu größeren Schiffen. Die Studie von Uniconsult zeigt große Wachstumschancen in diesem Markt auf. Damit verbunden sind regionalökonomisch deutlich positive Effekte für Lübeck. Die Aussichten sind verlockend. Es ist nun zu prüfen, ob und wie diese Aussichten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten umgesetzt werden können. Dies gilt auch und insbesondere für uns als Hafenbetreiber.“
Um eine realistische Umsetzung im Schulterschluss mit allen Beteiligten zu prüfen, schlug IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning die Bildung einer Interessengemeinschaft aus Vertretern aus der Verwaltung und der Wirtschaft – darunter alle Unternehmen der Hafenwirtschaft sowie Akteure aus Tourismus, Handel und Personentransport – vor. Auch das Land Schleswig-Holstein sollte sein Engagement ernsthaft prüfen, verdeutliche das Gutachten doch, dass ein Lübecker Kreuzfahrtterminal nicht in direkter Konkurrenz zum Kieler Hafen stehe. „Im Gegenteil: Beide Häfen gemeinsam können dazu beitragen, dass Schleswig-Holstein am wachsenden Kreuzfahrtmarkt auf der Ostsee partizipiert. Die IHK zu Lübeck fordert daher von allen Beteiligten eine schnelle Untersuchung der Finanzierbarkeit eines Kreuzfahrtterminals, Gespräche über Finanzierungswege und Investitionsmöglichkeiten mit den wesentlichen Playern sowie Aussagen zu möglichen Standorten. Diese Erkenntnisse müssen dann in einen Hafenentwicklungsplan für die Hansestadt Lübeck fließen“, forderte Schöning.