Sudan: Erneut christliche Pastoren verhaftet
Sudan: Erneut christliche Pastoren verhaftet – Seit Mitte Dezember halten die sudanesischen Behörden zwei christliche Leiter an einem unbekannten Ort gefangen, ohne dass bisher eine Anklage gegen sie erhoben wurde. Sowohl ihren Familien als auch ihren Anwälten wird der Kontakt mit den Häftlingen verwehrt.Grundlos verhaftet
Der 36-jährige Telahoon Nogosi Kassa Rata, bekannt als Telal Rata, gehört zu den leitenden Mitarbeitern der Vereinigung christlicher Universitätsstudenten und der Evangelischen Kirche von Khartum Nord. Am Abend des 12. Dezember suchten Agenten des sudanesischen Geheimdienstes (NISS) sein Elternhaus auf. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause, doch die Beamten konfiszierten Teile seines persönlichen Eigentums und luden ihn für den folgenden Tag in ihr Büro vor. Dort wurde er verhaftet.
Nur wenige Tage später, am 18. Dezember, wurden zwei Pastoren der Sudanesischen Kirche Christi vom Geheimdienst festgenommen. Die Mitglieder dieser Kirche stammen vorrangig aus den Nuba-Bergen. Kuwa Shamal wurde nach drei Tagen wieder freigelassen, musste sich aber noch bis zum 16. Januar täglich melden. Pastor Hassan Abduraheem Kodi Taour aus Omdurman, einer Stadt westlich Khartums, ist hingegen noch immer in Haft.
Kontakt zu Gefangenen verweigert
Telal Ratas Eltern durften ihren Sohn fünf Tage nach seiner Festnahme besuchen. Ansonsten wurde den Familienangehörigen sowie auch den Anwälten bislang der Kontakt mit den Häftlingen verwehrt. In einem Brief an den sudanesischen Menschenrechtsrat wies Hassan Taours Anwalt darauf hin, dass der Geheimdienst mit dieser Behandlung grundlegende Bürgerrechte verletze. Der Sudanesische Rat der Kirchen wandte sich in einem Schreiben an das Ministerium für religiöse Angelegenheiten, den Distriktverwalter von Omdurman und das Sicherheitsbüro, um Zugang zu den Gefangenen zu erbitten. Beide Briefe blieben ohne Antwort.
Das sudanesische Gesetz sieht vor, dass Häftlinge spätestens 45 Tage nach ihrer Gefangennahme entweder vor Gericht gestellt oder freigelassen werden. Im vorliegenden Fall jedoch ist bisher weder das eine noch das andere geschehen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befinden sich die beiden Pastoren weiterhin in Untersuchungshaft. Über ihren Rechtsstatus und ihre körperliche Verfassung ist nichts bekannt.
Ermittlung wegen Spionage
Wie in jüngster Zeit angedeutet wurde, wird gegen Telal Rata nun wegen Spionage ermittelt. Der sudanesische Geheimdienst hat in der Vergangenheit bereits mehrmals auf diese Strategie zurückgegriffen, um gegen Christen vorzugehen. Erst im Jahr 2015 wurden die beiden Pastoren Yat Michael und Peter Yen unter demselben Vorwand acht bzw. sieben Monate gefangen gehalten [Open Doors berichtete].
Der sudanesische Aktivist Kamal Fahmi, der sich für Religionsfreiheit einsetzt, sieht in den angesprochenen Fällen nur einzelne Beispiele für eine großangelegte Kampagne der sudanesischen Regierung, den christlichen Glauben im Land auszulöschen. Seit der Abspaltung des Südsudans im Juli 2011 habe die Regierung ihren Krieg gegen die christlich dominierten Regionen Blauer Nil und Nuba verstärkt und immer wieder Leiter und Mitarbeiter christlicher Gemeinden schikaniert und inhaftiert, erklärte Fahmi gegenüber World Watch Monitor.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht der Sudan zurzeit an 8. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.
Quellen: World Watch Monitor, Open Doors