TK-Chef Klusen: Forderungen nach erweitertem Finanzausgleich durchsichtig und überflüssig
Hamburg (ots) – Forderungen, den Finanzausgleich unter den Krankenkassen zum wiederholten Male auszuweiten, bezeichnete Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des Vorstandes der Techniker Krankenkasse (TK), als durchsichtig und überflüssig. „Schon heute werden alle relevanten Erkrankungen berücksichtigt. Ein so genanntes Vollmodell, wie es einigen offenbar vorschwebt, würde den Weg in die Einheitskasse bahnen.“ Auch eine veränderte Berücksichtigung von verstorbenen Versicherten sei ein Irrweg: „Dies würde gerade Kassen, die schon heute mit den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen, nochmals belasten.“
Klusen verwies darauf, dass die AOK Bayern, die jetzt noch mehr Geld aus dem Finanzausgleich fordert und die bayerische Staatsregierung auf den Plan rufen will, erst kürzlich angekündigt hatte, 2011 keinen Zusatzbeitrag zu benötigen und auch ohne Zusatzbeitrag ins Jahr 2012 zu gehen. „Krankenkassen, die dauernd nach dem Staat rufen, stellen sich selbst in Frage“, so Klusen.
Er widersprach dem Kieler Wissenschaftler Drabinski, der vor einer Vielzahl von Kassen-Insolvenzen gewarnt hatte, weil ihre Ausgaben nicht zuverlässig durch Zuweisungen des Bundesversicherungsamtes gedeckt würden. „Solche Behauptungen sind falsch und unverantwortlich. Sie gehen an der Realität vorbei und verunsichern die Menschen unnötig.“
Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich sei ein hochkomplexes Gebilde, mit dem Kassen, Aufsicht und Politik bisher wenig Erfahrung hätten. Klusen: „Ich halte es daher für nicht verantwortbar, dieses Instrument so kurz nach seiner Einführung schon wieder zu verändern. Die Krankenkassen kennen heute, Ende September 2011, ihre Schlussabrechnung für das Jahr 2010 – das zweite Jahr des erweiterten Risikostrukturausgleichs – noch nicht.“
Die Techniker Krankenkasse versichert bundesweit 7,9 Millionen Menschen und hat ein Haushaltsvolumen von 19 Milliarden Euro.